Sorge um die Zukunft des Hardtbergbads

Zur Bäderpolitik der Stadtverwaltung und zum Kommentar "Konzeptloses Gehampel" von Rolf Kleinfeld, erschienen am 4. Juni

Was für ein glücklicher "Zufall", dass die Unfälle genau in dem Bad stattfanden, das sowieso zur Schließung vorgesehen war. War alles nur gefaked (ein Schelm, wer Böses dabei denkt)? Wie glaubwürdig ist denn die Begründung, das Bad müsse aus Personalmangel geschlossen werden, weil es immer mehr Nichtschwimmer gäbe?

Als Konsequenz einer wachsenden Nichtschwimmerzahl wird also ein Bad geschlossen, um somit die Zahl derer, die aus Mangel an Gelegenheit nicht schwimmen lernen können, noch zu vergrößern? Diese "Logik" ist schwer nachzuvollziehen. Es ist einfach lächerlich.

Monika Werres, Alfter

Da reibt man sich ob der Konsequenzen (Badschließung) nach den Badeunfällen im Hardtbergbad noch verwundert die Augen, da legt das Bäderamt mit einer organisatorischen Glanzleistung zu den Öffnungszeiten der Sauna im Kurfürstenbad nach.

Am 26. Mai wird per Aushang am Kurfürstenbad mitgeteilt, dass die Sauna (übrigens erstmalig) in den Sommerferien geschlossen bleibt. Gerade mal eine Woche später steht man aber schon am 2. Juni vor verschlossener Sauna, beziehungsweise einem zweiten Aushang. Diesmal mit völlig überarbeiteten, reduzierten Öffnungszeiten, jetzt für die - aufgepasst - Sommerzeit! Danach wird die Sauna in der Sommerzeit montags gar nicht mehr geöffnet. Wusste man das nicht schon eine Woche vorher? Information im Internet bis zum 3. Juni? Fehlanzeige. Warum?

Wie schon diverse Male in der Vergangenheit ohne Vorankündigung eine weitere "Spontanschließung" oder besser Rücksichtslosigkeit gegenüber den teilweise auch behinderten Saunagästen.

Rolf Engel, Bonn

Was mich enttäuscht an der Stadt Bonn, ist, dass ein tragischer Vorfall zum Anlass genommen wird, ein Schwimmbad vorerst (?) zu schließen. Wie heuchlerisch. Warum wird der Übergang Schwimmer/Nichtschwimmer nicht besser markiert, wo doch so viel Geld für andere Dinge vorhanden ist? Ein arbeitsloser kundiger Schwimmer ist doch leicht zu finden, um Leute im Bad zu beobachten. Wo sollen Kinder schwimmen lernen? Ich hatte das Glück, vor 60 Jahren unter der Aufsicht eines Bademeisters schwimmen zu lernen, sodass ich nach den Sommerferien wenigstens den "Freischwimmer" machen konnte.

Heide Golombek, Bonn

Als Mutter von zwei Kindern im Grundschulalter und Klassenlehrerin einer 6. Klasse eines Duisdorfer Gymnasiums bin ich entsetzt über die Entscheidung der Stadtverwaltung, das Hardtbergbad bis Ferienbeginn geschlossen zu halten und dann den Schwarzen Peter dem Melbbad zuzuschieben. Die Begründung "Sicherheit geht vor" ist meines Erachtens vorgeschoben, da auch ausgebildete Rettungsschwimmer in der Lage sein sollten, im Ernstfall Leben zu retten. Es steht zu befürchten, dass nun auf diese Weise hintenherum versucht wird, Geld einzusparen und ein Freibad dauerhaft geschlossen zu halten, obwohl allgemein bekannt ist, dass eine breite Mehrheit der Bevölkerung den Erhalt dieser schön gelegenen, attraktiven Bäder wünscht.

Ich bin davon überzeugt, dass die Antwort auf die mangelnden Schwimmkenntnisse von Kindern und Jugendlichen nicht die Schließung weiterer Bäder sein darf. Im Gegenteil, es muss mit vereinten Kräften daran gearbeitet werden, dass junge Menschen sicherer beim Schwimmen werden und auch tatsächlich die Möglichkeit bekommen, ihre Fähigkeiten zu trainieren. Die Sportkollegen meiner Schule leisten hier wertvolle Arbeit, die jetzt durch die Schließung des Hardtbergbads auf Eis gelegt ist.

Das heißt konkret für meine Schüler: Der vor einigen Wochen begonnene Schwimmunterricht nimmt ein abruptes Ende. Die Enttäuschung ist groß. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die verringerte Freizeit der G-8-geplagten Kinder: An langen, bis in den Nachmittag hineinreichenden Schultagen ist für die meisten ein Freibadbesuch nur noch möglich, wenn sich das Bad in unmittelbarer Nähe befindet. Lange Anfahrten kann sich aus Zeit- und Kostengründen kaum einer leisten. Deshalb fordere ich unseren Oberbürgermeister und die Stadtverwaltung auf, die Schließung der Bäder zurückzunehmen und den Hardtberger Kindern sowohl in den verbleibenden Schulwochen als auch in den Ferien Erfrischung und Freizeitspaß im nahe gelegenen Bad zu ermöglichen.

Karolin von Leoprechting, Alfter

Ihr Kommentar ist auch nicht besser als die Politik. Der erste Schritt muß doch heißen: gleicher Subventionsanteil bei städtischen Angeboten. Es kann nicht sein, dass Kindergärten mit 66 Prozent und Bäder mit 80 Prozent subventioniert werden, vom Kulturbetrieb ganz zu schweigen. Zweiter Schritt wäre die Schließung von zwei Bädern. In der Zeit der Freibadsaison sind viele in Urlaub oder Kurzurlaub.

Im Vergleich zu den 1980er Jahren sind die Bäder heute leer. Dritter Schritt: andere Öffnungszeiten, andere Temperaturen bei kühlem Wetter. Und ob sich jeder höhere Eintrittspreise leisten kann beziehungsweise leisten will, ist auch egal. Es muss nicht alles sozial verträglich sein. Und bei höheren Eintrittspreisen leisten die Schwimmer aus dem Rhein-Sieg-Kreis auch einen Beitrag.

Norbert Bülter, Bonn

Vor Jahren wurde das Viktoriabad geschlossen, das besonders gerne von Schwerbehinderten besucht wurde und dem heute noch viele Bonner nachtrauern. Es war barrierefrei, ohne Treppenhindernisse und hatte besonders warmes Wasser im Nichtschwimmerbecken. Als das Viktoriabad aus Kostengründen geschlossen wurde, wurde das Hardtbergbad als Behindertenbad der Stadt Bonn ausgewählt. Drängelgitter wurden für Rollstuhlfahrer verbreitert. Der Hublift aus dem Viktoriabad zog ins Hardtbergbad um. Im Freibad wird das Wasser mit Hilfe von Solartechnik erwärmt.

Bei verregnetem und zu kaltem Wetter ist ein Pendeln zwischen Halle und Freibad möglich. Ein Fahrstuhl ist im Gebäude vorhanden. Aus Personalmangel wurde ausgerechnet dieses Bad geschlossen. Das ist nicht zu verstehen. Wo sollen jetzt die Bonner schwimmen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind?

Helga Wallasch, Alfter

Da hat aber jemand die Gunst der Stunde genutzt. Das Husarenstück, das Hardtbergbad komplett zu schließen, trägt ganz die Handschrift von OB Nimptsch. Als er vor eineinhalb Jahren beschlossen und verkündet hatte, dass das Hardtbergbad 2017 geschlossen werde, gab es einen Aufschrei in der Bevölkerung und der Stadtrat konnte auch mittels Bürgerbefragung die Schließung abwenden.

Was muss es unseren OB gefreut haben, als der Zufall ihm in Form der drei verunglückten Teenager in die Hände spielte. Nun hatte er endlich einen Grund - wieder an allen Gremien vorbei -, das Hardtbergbad zu schließen, Fakten zu schaffen. Was für eine Verschwendung von Steuergeldern, das für den Sommer vorbereitete Freibad gar nicht zu öffnen und welch eine Missachtung des Bürgerwillens! Es ist ja so einfach: Wenn Kinder nicht richtig schwimmen können, schließen wir die Bäder.

Annette Schaumburg, Bonn

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort