Entlastung oder mehr Verkehr durch Südtangente?

Zur Verkehrsentlastung für das Siebengebirge und zur Südtangente, dem Bau einer Verbindung von der A3 zur A565.

Bei der Diskussion über eine Verkehrsentlastung im Siebengebirge durch den Ennertaufstieg sollten die zuständigen Politiker nicht auf Schlagworte hören, sondern die Fakten und die Interessen nüchtern abwägen.

Dass Königswinter-Oberdollendorf und die täglich durchfahrenden etwa 10 000 Autofahrer von der jetzigen Situation gebeutelt sind, sollte bei allen Vernünftigen außer Frage stehen.

Ähnliches gilt für Ittenbach. Klar ist auch, dass eine teilweise Verlagerung des Verkehrs auf den Ennertaufstieg im Bergbereich zu Veränderungen führt, die als Verschlechterung der jetzigen Situation empfunden werden. Die Frage ist deshalb, ob und wie ein fairer Interessenausgleich hergestellt werden kann, der auch für den Bergbereich zumutbar ist.

Bei diesem Abwägungsprozess helfen einseitige Behauptungen nicht weiter. Wenn Bürgervereine aus dem Bergbereich schon vor Kenntnis aktueller Planungen wissen wollen, dass ihre Orte "über Gebühr" belastet werden, dass der Ennertaufstieg "eine autobahnähnliche Straße" sei, dass "wertvolle Natur zerstört" und "unzumutbarer Lärm" entstehe, dann ist dies die Totalverweigerung einer sachlichen Diskussion. Denn alle diese Fragen können erst anhand konkreter aktueller Planungen und dem dann folgenden Diskussionsprozess sinnvoll beurteilt werden.

Die zuständigen Politiker sind aufgefordert, den Totalverweigerern eine Absage zu erteilen und sich mit denjenigen zusammenzusetzen, die zu sachlicher Argumentation und zu fairen Kompromissen fähig sind. Sie sollten den Schwarz-Weiß-Malern rotzeigen.

Dr. Rudolf Grupp, Königswinter

Auch nach 30 Jahren der Diskussion um das Thema Südtangente überrascht mich nicht, dass es immer noch Menschen gibt, die glauben, der Bau einer vierspurigen Straße mit steilen Tunnelröhren und gigantischem Damm mitten durch stadtnahe Grünflächen und nahe an Dörfern wäre eine gute Idee. Was mich überrascht ist das Vorbringen immer der gleichen - nicht überzeugenden - Argumente nach dem Motto "Ich will aber".

Fakt ist, dass es abgesehen von den Kosten und dem ökologischen Schaden gute Gründe gibt, ein solches Projekt aus der Gedankenwelt des letzten Jahrhunderts nicht umzusetzen: Neue Straßen ziehen mehr Verkehr an, schaffen zusätzliche Lärmbelästigung, vernichten weitere Flächen im stadtnahen Erholungsbereich.

Schon jetzt ist die Südbrücke so überlastet, dass sich teils massiver Rückstau in den Ennert bildet. Der Ennertaufstieg würde also zum Parkplatz, und der Verkehr würde sich wieder durch die Dörfer arbeiten. Insofern geht hier der Wunsch nach Entlastung zu Lasten anderer - und bringt nichts. Transport von Mensch und Gütern muss heute intelligenter und vernetzt gelöst werden. Es ist gut, dass es Menschen gibt, die sich dem stumpfen Zubetonieren unserer Welt entgegenstellen. Wann würde dies sonst enden?

Tilo Schumann, Bonn

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