Bonns geteilte Freibadsaison stößt auf heftige Kritik

Reaktionen auf die Berichterstattung und auf bisher erschienen Leserbriefe zum Thema "Die Bäder der Stadt Bonn"

Wenn man täglich Zeitung liest, hat man den Eindruck, dass wir Bonner alle jeck geworden sind. Jede Gruppierung fordert für sich das Optimum. Kunstrasenplätze für jeden noch so kleinen Verein, denn nur auf diesen kann man richtig Fußball spielen. Ein neue Beethovenhalle, denn nur in einer solchen kann man wirklich Musik hören. Fahrradschnellwege, denn nur auf solchen kann man wirklich Fahrrad fahren.

Alle Schwimmbäder mit höchstem Attraktionsfaktor, denn nur in solchen kann man wirklich schwimmen. Jeder Spielplatz mit bestem Angebot, denn nur dort kann man wirklich spielen. Genügend Personal in jeder noch so kleinen Abteilung unserer Ämter, denn nur so kann jeder immer sofort zum Ziel gelangen. Ich könnte endlos weiter machen und frage mich dabei, wie wir hier in Bonn bis jetzt überlebt haben.

Simone Wendels-Gäßler Bonn

Der wachsende Nicht-/Schlechtschwimmeranzahl unter Kindern und Jugendlichen, will man mit immer mehr Bademeistern begegnen. Die Stadtverwaltung hat Angst vor Klagen, wenn mal was passiert. Der immer größer werdende Sicherheitsanspruch in unserer Gesellschaft, wird mittlerweile unbezahlbar. Ich denke, wir müssen wieder zurück zu mehr Eigenverantwortung. Wer sich als Nicht-/Schlechtschimmer im oder am Schwimmerbecken aufhält, begibt sich bewusst in Gefahr. Hier genügen Hinweisschilder und eine entsprechend Rechtsprechung, die nicht die Eltern aus Ihrer Verantwortung entlässt.

Mein Vorschlag für dieses Jahr: Zusätzliche Hinweisschilder über die Gefahr für Nichtschwimmer im Schwimmerbereich und voller Bäderbetrieb mit der gleichen Anzahl Bademeister/Rettungsschwimmer wie bisher.

Ankündigung für nächstes Jahr: Der Schwimmerbereich darf nur noch von Jugendlichen mit gültigem Schwimmerausweis betreten werden. Stichproben des Bäderpersonals (mit entsprechenden Bußgeldern) würden dazu anregen, dass Verbot zu befolgen und die Jugendlichen würden wieder animiert, Schwimmprüfungen abzulegen. Zu meiner Zeit war man ein "Weichei", wenn man nicht mindesten einen Fahrtenschwimmer oder besser noch einen Jugendschwimmer hatte.

Bernd Steinbrecher, Bonn

Bravo, Herr Nimptsch! Dann können ja nächstes Jahr alle Bäder geschlossen bleiben, weil sie nicht wirtschaftlich sind - aufgrund der kurzen Öffnungszeiten.

Ingrid Trimborn, Bonn

War die Stadt Bonn von allen guten Geistern verlassen, als sie durch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) öffentlich die Teilung der Freibadsaison zunächst auf das Melb- und anschließend ab dem 15. Juli auf das Hardtbergbad den völlig ungläubigen Schwimmkunden bekannt gab. Ist es nur ein "konzeptloses Gehampel", wie der Kommentar von Rolf Kleinfeld eher verniedlichend überschrieben ist? Nein, es war ein gezielter Faustschlag ins Gesicht all jener Kräfte, welche sich beispielgebend in ihrer Freizeit nicht nur ehrenamtlich, sondern auch finanziell für den Weiterbetrieb des Melbbads eingesetzt haben. Hier versagt die Politik schlichtweg auf ganzer Linie, sofern sie überhaupt je eine hatte.

Ich stelle mir gerade vor, es sind Schulferien, und nicht nur Kinder wollen an heißen Sommertagen ihrem Schwimmvergnügen nachgehen und müssen dazu durch die halbe Stadt reisen. Das Schwimmbad "um die Ecke" (in fußläufiger Entfernung) ist ja nur noch Vergangenheit. Und das politische Gejammer, wir müssen alle sparen, kann ich schon längst nicht mehr hören. In einem so reichen Land wie der Bundesrepublik werden meines Erachtens die Geldmittel einfach nur falsch von der "politischen Oberkaste" aufgeteilt. Es bleibt abschließend nur die vage Hoffnung, dass OB Nimptsch nachdrücklich und erfolgreich zur Ordnung gerufen wird, sodass er möglicherweise wieder Bodenhaftung erlangen kann.

Detlef Brenner, Bornheim

Sicher ist es erschreckend, wenn in einem Schwimmbad an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Jugendliche unter Wasser geraten und vom Aufsichtspersonal gerettet werden müssen. Das allein ist aber kein Grund, zusätzliche Anforderungen an den Personaleinsatz zu stellen. Denn offensichtlich sind die Unfälle nicht auf unzureichenden Personaleinsatz oder eine mangelnde Qualifikation des Personals zurückzuführen.

Die Sorge um die Sicherheit - hier der Badegäste - hört sich immer gut an. Kaum einer wagt es, da zu widersprechen. Dennoch muss man nicht "päpstlicher sein als der Papst". Es entspricht allgemeiner Rechtspraxis, dass es genügt, wenn eine Person das Schwimmbecken beaufsichtigt. Diese Person muss noch nicht einmal eine ausgebildete Fachkraft sein; es genügt, wenn es sich um einen Rettungsschwimmer handelt.

Wenn also die Stadtverwaltung plötzlich und ohne rechtliches Erfordernis die Anwesenheit von jeweils zwei Fachkräften in jedem Schwimmbad fordert, so wird damit eine Personalnot ohne Grund künstlich herbeigeführt. Es ist allzu durchsichtig, dass dies nur deshalb geschieht, um ein Bad - endlich - schließen zu können.

Engelbert Waechter, Bonn

Die Bonner Freibadsituation hat mit "überproportionalen Strukturen aus alten Hauptstadtzeiten", wie Herr Dr. Ing. Gebert aus Berlin schreibt, absolut nichts zu tun. Es stimmt, sechs Freibäder sind nicht wenig. Verglichen mit mehr als 60 Seen in Berlin, in denen man zusätzlich zu den Badeanstalten schwimmen kann, relativiert sich die Anzahl. (Auch in und um Köln gibt es zahlreiche Seen.) Und weil uns außer dem Rhein, in dem man nicht schwimmen darf und kann, keine anderen Bademöglichkeiten zur Verfügung stehen, benötigen wir eben die Freibäder zum Freizeitvergnügen und nicht nur (aber auch) zur Gesundheitsvorsorge.

Ich weiß auch nicht, was diese Belehrung aus Berlin soll. In keiner anderen Stadt in der Bundesrepublik werden so viele Steuergelder für überdimensionierte Baumaßnahmen verschwendet.

Christa Klein, Bonn

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort