Judo in London Eigenkreation bringt Bronze

LONDON · Der deutsche Judoka Andreas Tölzer hat seinen dritten Platz in der Klasse über 100 kg wie einen Sieg gefeiert.

 Mit Spezialgriff zu Bronze: Judoka Andreas Tölzer.

Mit Spezialgriff zu Bronze: Judoka Andreas Tölzer.

Foto: dpa

Man kennt den Gienger-Salto im Turnen oder den Fosbury-Flop im Hochsprung, aber kennen Sie den Tölzer-Dreher? Den hat Andreas Tölzer im Laufe seiner langen Judo-Karriere kreiert und zur Perfektion gebracht.

Am Freitag sicherte sich der Schwergewichtler (über100 kg) mit seinem Spezialgriff gegen den Weißrussen Igor Makarow Bronze bei den Olympischen Spielen in London. Nach zwei vergeblichen Anläufen 2004 in Athen und 2008 in Peking hat der 32-jährige Kölner endlich seine Olympia-Medaille. "Das ist eine kleine Krönung seiner Karriere", meinte Bundestrainer Detlef Ultsch. Und Tölzer selbst war trotz des verlorenen Halbfinales gegen den WM-Dritten Alexander Michailin aus Russland stolz. "Für mich ist diese Medaille ein Sieg", sagte der Kölner.

Eigentlich hatte der zweimalige Vize-Weltmeister sich das Finale zum Ziel gesetzt, um dort den für unbezwingbar geltenden Franzosen Teddy Riner zu schlagen. Tölzer: "Ich hatte mir was ausgedacht für ihn." Es sollte nicht sein. Riner war im Finale auch von Michailin nicht zu schlagen.

Der erst 23-Jährige ist Serien-Weltmeister und in Frankreich ein Star wie die Fußballer oder NBA-Basketballer Tony Parker. Das ExCel-Center in den Docklands von London war mit vielen Franzosen besetzt, die eine wahre Hysterie verbreiteten, wenn der Millionär auch nur die Halle betrat.

Um Riner schlagen zu können, hatte Tölzer eigens für London sein Kampfgewicht auf 145 Kilogramm geschraubt und dabei vor allem Muskelmasse aufgebaut. Das letzte Bier hat er im April bei der Hochzeit eines Freundes getrunken. Im Halbfinale hielt er sich aber nicht an die von Bundestrainer Ultsch vorgegebene Marschroute.

Ultsch: "Er sollte sofort aktiv werden, eigene Akzente setzen." Doch Tölzer bekam im Kampfverlauf eine Verwarnung wegen Passivität und mühte sich dann vergeblich. Michailin konnte abwarten, ließ nichts mehr zu. Als der Kampfrichter beiden Athleten eine Verwarnung gab, war das für Tölzer die zweite und damit der Kampf vorbei.

Gegen Makarow war Tölzer der bessere Mann, brachte seinen Gegner in die Bodenlage und setzte seinen Spezialgriff an. Tölzer: "Unter dem Körper diagonal zum Revers des Anzugs durchgreifen und den Gegner umdrehen." So einfach kommt man zu Olympia-Bronze.

Tölzer lernte Judo beim JC Swisttal bei Trainer Klaus Kirste. "Er hat bei mir die Grundlagen gelegt. Ich habe mit Klaus vor den Spielen noch einmal telefoniert, und der hat mir viel Glück gewünscht", erzählte der Sportsoldat. Er werde in Swisttal auch wieder einen Lehrgang durchführen.

Tölzer: "Es tut immer wieder gut, zu seinen Wurzeln zurückzukehren." Mit Olympia-Bronze ist der Ehrgeiz Tölzers aber noch nicht gestillt. "Ich werde weiterkämpfen. Ich will unbedingt Weltmeister werden", sagte er. Dazu muss er ziemlich sicher auch Riner schlagen. Vielleicht mit seinem Spezialgriff.

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