EM-Finalstadion in Kiew Professor an der Alfterer Alanus Hochschule entwarf Stadion

BONN · Am Sonntagabend wird das Olympiastadion in Kiew zum Schauplatz des wohl größten Fußballevents des Jahres. Wenn Spanien und Italien um 21.45 Uhr Ortszeit das Finale der Europameisterschaft bestreiten, schließt sich über 1500 Kilometer westlich von Kiew für Marek Nowak der Kreis. Denn der Professor der Alanus Hochschule in Alfter hat den Umbau des "Stadion Olympiysky" mitkonzipiert. Für ihn ist das Endspiel die Krönung einer langjährigen Arbeit.

 "Vater" des Kiewer Stadions: Marek Nowak.

"Vater" des Kiewer Stadions: Marek Nowak.

Foto: Horst Müller

Seit 2006 ist Nowak an der Alanus Hochschule als Teilzeitprofessor für Architektur angestellt. Zusätzlich arbeitet der gebürtige Pole als Chefarchitekt für das Architekturbüro "gmp" in Aachen. Die richtige Balance aus Theorie und Praxis ist Nowak wichtig: "Die Praxis gibt mir frische Ideen, die ich an der Hochschule verarbeite", sagt der 51-Jährige. Zusammen mit seinem Vorgesetzten Volkwin Marg entwarf er für die Weltmeisterschaft 2006 das Kölner Rhein-Energie-Stadion. Zwölf Jahre liegt sein erster Stadion-Entwurf zurück. Es folgten Projekte auf der ganzen Welt.

Als Polen und die Ukraine 2007 den Zuschlag für die diesjährige Europameisterschaft erhielten, entwickelte Nowak einen erfolgreichen Entwurf für den Umbau des veralteten Olympiastadions in Kiew. Bei der Konzipierung standen die Anforderungen der UEFA im Vordergrund: Sanierung der Infrastruktur, Überdachung der Sitzplätze, ein komplett neuer Unterrang bei gleichzeitiger Erhaltung der Oberrangtribüne aus dem Jahr 1968, lauteten die Vorgaben.

Der Standort des Stadions in der Stadtmitte stellte dabei eine besondere organisatorische Herausforderung dar. Gleichzeitig ist der gläserne, nachts leuchtende Baukörper, welcher Platz für 68 000 Zuschauer bietet, zum architektonischen Prunkstück im Stadtzentrum Kiews geworden. Auch die Stadionbesucher, die ihre Blicke über die Stadt schweifen lassen können, profitieren von der zentralen Lage.

Das 45 000 m² große Membranendach, welches mit 640 runden Lichtkuppeln verziert ist, verleiht dem Stadion seine charakteristische, äußerliche Form.

Beim Gruppenspiel zwischen Schweden und Frankreich war Nowak das erste Mal selbst anwesend. Zu sehen, wie die Zuschauer sich durch das Stadion bewegen, war ein besonderes Erlebnis. "Es war ein tolles Gefühl. Man hat viel geplant. Wenn man dann sieht, wie das funktioniert, bestätigt dies das gewählte Konzept. Auch die Menschen vor Ort finden es toll, dass sie so ein schönes Stadion bekommen haben", sagt Nowak stolz.

Die deutsche Nationalmannschaft wird sich allerdings nicht an dem Stadion erfreuen können. "Ich habe Lukas Podolski vor der EM getroffen und gesagt: Ich drücke Dir die Daumen, dass Du da spielen kannst", erinnert sich Nowak. Das Daumendrücken hat nicht geholfen. Dabei wäre ein Finale mit deutscher Beteiligung für den Architekten ein Art emotionaler Höhepunkt gewesen. "Es würde die Arbeit von den ersten Strichen bis zum Finalsieg passend abschließen", sagte er vor dem Halbfinale.

Es sollte nicht sein. Doch spätestens mit dem Anpfiff zum Endspiel wird bei Nowak jegliche Enttäuschung dem Stolz auf die vollbrachte Arbeit weichen. Ein Luxus, um den ihn der enttäuschte Fan nur beneiden kann.

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