Ebola-Epidemie WHO: Weitere Länder in Gefahr

GENF · Mit einem Krisenplan will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ebola-Epidemie, die im März in Guinea entdeckt wurde, in den nächsten sechs bis neun Monaten stoppen. Und man will eine weitere internationale Ausbreitung verhindern. Um das zu erreichen, muss der WHO-Plan vollständig umgesetzt werden. Das könnte jedoch sehr schwer werden: Der beigeordnete WHO-Generaldirektor Bruce Aylward bezifferte die Kosten des Planes auf rund 490 Millionen US-Dollar.

 Informierte über den WHO-Krisenplan: Bruce Aylward.

Informierte über den WHO-Krisenplan: Bruce Aylward.

Foto: AP

Bislang erhielt die WHO erst 17 Millionen US-Dollar von Gebern. Zudem: Mehr als 750 zusätzliche internationale Gesundheitsexperten und mehr als 12.000 Helfer aus den betroffenen Ländern müssten an die Ebola-Front. "Wir brauchen dringend mehr Ärzte, medizinische Fachkräfte, Epidemiologen und Gesundheitsmanager, um den vielen betroffenen Menschen zu helfen", sagte WHO-Experte Rüdiger Krech dem General-Anzeiger.

Derzeit operierten nur drei internationale Ärzte-Teams in den vier betroffenen Ländern. "Die Hilfe läuft bei Weitem nicht so an wie bei anderen Krisen oder Katastrophen", erläuterte Krech, Direktor im Büro der Stellvertretenden Generaldirektorin. Nach großen Erdbeben oder Stürmen wie im vergangenen Jahr auf den Philippinen machten sich oft mehr als 100 Mediziner-Crews verschiedener Hilfsorganisationen auf den Weg in die Krisengebiete. "Die Angst vor einer Infektion mit der Ebola-Krankheit spielt in diesem Notfall sicher eine Rolle", hielt Krech fest.

Zudem dringt die WHO auf eine Verbesserung der Ebola-Diagnose, der Labors, der Behandlungsstationen, der Isolierstationen, der Überwachung infizierter Personen und der Ambulanzen. Auch soll das soziale Verhalten der Gefahr angepasst werden. So müsse etwa Körperkontakt von Angehörigen mit Ebola-Verstorbenen bei Beerdigungen unterbunden werden: Körperflüssigkeiten und Blut übertragen das Virus. Auf die Frage, warum die drei am stärksten betroffenen Länder und die WHO den Ausbruch noch nicht unter Kontrolle gebracht hätten, antwortete Krech: "Die Gesundheitssysteme Guineas, Liberias und Sierra Leones sind extrem schwach und für so eine Epidemie einfach nicht gerüstet." In Guinea etwa käme ein Arzt auf 100.000 Menschen, in Sierra Leone seien es zwei. Im Vergleich dazu seien es in Deutschland 369.

Zudem litten die Gesundheitssysteme von Sierra Leone und Liberia noch immer unter den Folgen früherer bewaffneter Konflikte. Viele Ärzte und Pfleger arbeiteten in den schweren, unbequemen Schutzkleidern zwölf Stunden am Tag, jeden Tag der Woche.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort