Bundesliga Verkehrte Bundesliga-Welt: Paderborn obenauf

Düsseldorf · Euphorie in Paderborn, Frust auf Schalke. Vor dem 5. Spieltag steht die Bundesliga-Welt Kopf. Die noch vor Saisonbeginn als Abstiegskandidat Nummer 1 gehandelten Ostwestfalen reisen als Spitzenreiter zum Topspiel beim Rekordmeister FC Bayern.

 Trainer André Breitenreiter ist mit dem SC Paderborn Tabellenführer. Foto: Jonas Güttler

Trainer André Breitenreiter ist mit dem SC Paderborn Tabellenführer. Foto: Jonas Güttler

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Paderborns Trainer André Breitenreiter hofft auf die Fortsetzung des Fußball-Märchens: "Wir fahren nicht da hin, um Fotos mit den Weltmeistern zu machen." Von einer ähnlichen Erfolgsstory kann beim Revierclub dagegen wahrlich keine Rede sei: Nach dem schlechtesten Saisonstart seit 47 Jahren steigt "auf" Schalke der Druck.

Spätestes seit dem 2:0 am vorigen Spieltag über Hannover mit dem Rekordtor von Moritz Stoppelkamp gilt der Aufsteiger aus Paderborn als die derzeit größte Saison-Attraktion. Ligaübergreifend hat das Team von Breitenreiter seit dem 4. April (1:2 gegen Düsseldorf) kein Punktspiel mehr verloren. Das macht Mut für die bisher härteste Reifeprüfung seit Beginn des Bundesliga-Abenteuers: "Ich glaube fest daran, dass wir nicht mit null Punkten nach Hause kommen", sagte SC-Vereinsboss Wilfried Finke der "Bild".

Größer könnten die Unterschiede zwischen beiden Teams kaum sein. Bei fast allen wichtigen Parametern liegt der FC Bayern Lichtjahre vor den Ostwestfalen. Allein der Vergleich der bisherigen Rekordtransfers dokumentiert das Ungleichgewicht: Die Münchner bezahlten vor zwei Jahren 40 Millionen Euro für Javi Martinez, der SC in diesem Sommer 700.000 Euro für Moritz Stoppelkamp. Dennoch warnte Bayern-Trainer Pep Guardiola seine Profis vor dem Außenseiter. Die Paderborner könnten "ohne Druck" auftreten: "Wenn sie gewinnen, ist es eine große Überraschung. Wenn sie verlieren, ist alles okay."

Der Glaube in die eigene Stärke scheint den Schalkern, Bremern und Freiburgern abhandengekommen zu sein. Alle drei Teams sind bisher sieglos. Das sorgt vor allem beim vermeintlichen Spitzenteam und derzeitigen Drittletzten Schalke für angespannte Stimmung. Die mit Platzverweisen geahndeten Blackouts von Kevin-Prince Boateng und Julian Draxler am vergangenen Spieltag gegen Frankfurt vergrößern vor dem Spiel bei Werder Bremen die Personalsorgen. "Wer die Tabelle sieht, weiß, wie wichtig ein Sieg für uns wäre", kommentierte Trainer Jens Keller, der am Dienstag auf mindestens acht Profis verzichten muss.

Auch die Freiburger sehnen das erste Erfolgserlebnis herbei. Doch im Duell bei 1899 Hoffenheim droht ein weiteres Frusterlebnis. Schließlich gehört der Gegner ähnlich wie der punktgleiche Spitzenreiter aus Paderborn zum Kreis der bisherigen Überraschungsteams und rangiert in der Tabelle auf Platz drei. "Uns steht das Wasser bis zum Hals", bekannte Christian Streich. Der SC-Coach hofft, dass die Wut aus dem unglücklichen Last-Minute-Remis gegen Hertha für zusätzliche Motivation sorgt: "Ich bin ein Stück weit froh, dass es jetzt schon wieder weitergeht."

Komplettiert wird der erste Teil des 5. Spieltages durch das Rhein-Main-Derby zwischen Frankfurt und Mainz. "Das ist schon was Besonderes", sagte 05-Trainer Kasper Hjulmand. Nach dem überraschenden und kräftezehrenden 2:0 über Dortmund will der Fußball-Lehrer rotieren lassen: "Wir brauchen auch eine starke Bank. Das haben wir gegen Dortmund gesehen."

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