Tristesse beim HSV - Beiersdorfer hält noch zu Slomka

Hamburg · Mirko Slomka zeigte sich nach der Demontage nur noch geschockt. Trotz acht Wochen Vorbereitung und Einkäufen für 26 Millionen Euro präsentiert sich der Fast-Absteiger Hamburger SV auch zum Saisonstart in ähnlich trister Verfassung wie in der Rückrunde 2013/14.

 Trainer Mirko Slomka kassierte mit dem HSV eine peinliche Niederlage. Foto: Axel Heimken

Trainer Mirko Slomka kassierte mit dem HSV eine peinliche Niederlage. Foto: Axel Heimken

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Das 0:3 (0:1) im ersten Bundesliga-Heimspiel gegen Aufsteiger SC Paderborn glich für Slomkas Elf einer Demütigung, die die Fans mit einem gellenden Pfeifkonzert quittierten. Der Coach wirkte ratlos und sprach von einer "schockierenden Leistung". Abwehrspieler Johan Djourou befürchtet sogar: "Wenn wir so weiterspielen, machen wir keinen einzigen Punkt in der Liga."

Der als Hoffnungsträger zurückgeholte Dietmar Beiersdorfer wollte sich nach dem Spiel zu Slomka nicht äußern. "Das war eine sehr schlechte Leistung, aber ich spreche nicht über den Trainer", sagte der HSV-Vorstandsvorsitzende, der nach seiner Rückkehr in die Hansestadt fast jeden Stein umgedreht hatte und Sportdirektor Oliver Kreuzer entließ.

Vor Slomka machte er Halt, doch ein richtiges Treuebekenntnis gab es nie. Angeblich soll er sich kürzlich sogar mit dem ehemaligen Mainzer Trainer Thomas Tuchel getroffen haben. Zunächst beteuerte er aber am Sonntag: "Der Trainer hat erkannt, woran es liegt. Er wird entsprechende Reaktionen folgen lassen."

Auch gegen Paderborn wurde deutlich, dass der HSV vor allem im Angriff Probleme hat. Nach dem 0:0 zum Auftakt in Köln gelang wieder kein Tor. Das Hauptaugenmerk bei den Verpflichtungen lag im defensiven Bereich, da spielte mit Ausnahme von Valon Behrami aber die alte Truppe. Slomka hält große Stücke auf Djourou, doch der macht einen unsicheren Eindruck. "Wir haben die Qualität, aber zu Hause eine Blockade. Die letzten 30 Meter haben wir Angst", bekannte der Schweizer Innenverteidiger und forderte: "Dieses Spiel muss ein Weckruf sein."

Die Suche nach den Ursachen für das Debakel fiel Slomka sichtlich schwer. "Vielleicht haben wir geglaubt, dass wir es spielerisch locker lösen können, aber das ist nicht der Fall", stellte der 46-Jährige fest. Nach der Länderspielpause geht es zu seinem Ex-Club Hannover 96, danach kommen die Bayern. Der Auftakt gegen die beiden Aufsteiger schien bestens als Aufbauhilfe geeignet. Doch nicht einmal dafür reichte es.

Rafael van der Vaart zeigte in Ansätzen ein gutes Spielverständnis, aber als der Kapitän nach 37 Minuten mit Wadenproblemen ging, blieb ein führungsloses Team zurück. Keiner übernahm Verantwortung. "Wir haben gesagt, dass es nicht von heut auf morgen geht. Wir machen weiter, lassen uns nicht vom Weg abbringen", betonte Beiersdorfer. Das Schlimme: Es ist kein Konzept zu erkennen.

Eigentlich will Slomka mit schnellen Flügelspielern das Aufbauspiel bestimmen. Doch gerade über die Seiten kam Paderborn vor 54 553 Zuschauern zu den Toren durch Elias Kachunga (29. Minute), Mario Vrancic (69.) und Moritz Stoppelkamp (87.). "Wir sind kein Fallobst, das haben wir bewiesen. Wir werden das eine oder andere Spitzenteam ärgern", kündigte Stoppelkamp an. Das Team von Ex-HSV-Profi André Breitenreiter stand in Hamburg für frischen und schnellen Konterfußball.

Wollte dagegen der HSV mal schnell umschalten, bekam das immer nur ein Teil der Mannschaft mit. Weder Rückkehrer Artjoms Rudnevs noch 8,5-Millionen-Euro-Zugang Pierre-Michel Lasogga nutzten ihre Großchancen. Bis Montag sollen noch Mittelfeldspieler Lewis Holtby von Tottenham Hotspur und das 19 Jahre alte Sturmtalent Julian Green von Bayern München auf Leihbasis zu den Hanseaten stoßen. In Hamburg kursiert schon nach zwei Spieltagen der makabre Witz, in Mirko Slomka werde der wichtigste Transfer kurz nach dem 1. September getätigt.

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