Slomka nach misslungener Rückkehr ratlos

Hannover · Über seine Gefühle wollte Mirko Slomka nicht weiter reden. "Was soll ich noch sagen? Ich bin enttäuscht, das reicht doch", polterte der Fußball-Lehrer des Hamburger SV nach seiner völlig misslungenen Rückkehr nach Hannover.

 HSV-Trainer Mirko Slomka konnte mit seinem Team in Hannover nicht punkten. Foto: Nigel Treblin

HSV-Trainer Mirko Slomka konnte mit seinem Team in Hannover nicht punkten. Foto: Nigel Treblin

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Und nach einer kleinen Pause schob der ehemalige 96-Trainer noch zwei schwer einzuordnende Worte hinterher: "Enttäuscht genug." Slomkas schlechte Laune war verständlich. Sein neuer Club hatte gegen seinen alten 1:2 (0:1) verloren und dabei auch noch so schlecht gespielt wie zuletzt unter Vorgänger Bert van Marwijk. Die Leistungen vom Samstag zugrunde gelegt, wird es für Slomka in der kommenden Saison keine Rückkehr nach Hannover geben - denn dann spielt der HSV in der 2. Liga.

Am Tag nach der Niederlage stellte der Coach sein Programm um. Noch vor dem Auslaufen beorderte er seine Spieler "zu einer knallharten Videoanalyse", wie der Verein es auf seiner Internetseite selber nannte.

Direkt nach dem Schlusspfiff hatte Slomka fluchtartig den Innenraum verlassen. Für einen Handschlag hatte der langjährige 96-Coach zunächst keine Zeit und eilte in die Katakomben, während seine ehemaligen Spieler ihren Sieg ausgelassen feierten. "Sie sind weit weg - und wir sind im Keller", sagte der Coach später.

Sein Nachfolger Tayfun Korkut hatte Slomka ausgetrickst, die 96-Taktik umgestellt und Kapitän Lars Stindl erstmals als hängende Spitze eingesetzt. Der Kniff funktionierte. 96 war zudem die aggressivere und leidenschaftlichere Mannschaft, weshalb Slomka seinem Team "eine unterirdische Zweikampfbilanz" attestierte.

Hannover steckte auch den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Hakan Calhanoglu (48.) weg. Die Tore des überragenden Stindl (9.) und des quirligen Didier Ya Konan (86.) spiegeln die Überlegenheit der Hannoveraner nur unzureichend wider. Allein der starke Keeper René Adler verhinderte Schlimmeres.

In 26 Partien musste Adler schon 50 Gegentore hinnehmen. "Ich schaue gar nicht auf die Statistik, für mich ist es wichtig, die Klasse zu halten und Egoismen beiseitezulassen", sagte er im ZDF-"Sportstudio". Er werde bis zur letzten Sekunde "jede Faser seines Körpers dafür geben, erstklassig zu bleiben".

"Das konnte ich mir vorher nicht vorstellen, dass wir so auftreten", gab Slomka zu: "Wir waren ein bisschen überrascht." Seine ehemaligen Spieler "haben unser Mittelfeld quasi überlaufen. Wir haben uns nicht darauf eingestellt."

Der HSV spielt nach neun Partien unter Slomka vor allem in fremden Stadien genauso enttäuschend wie unter den Vorgängern. Und auch für Slomka selber war die Niederlage die Fortsetzung einer ungewöhnlichen Serie: Der 46-Jährige hat alle Auswärtsspiele der laufenden Saison verloren, zunächst acht mit Hannover und nun auch noch vier mit dem HSV.

"Die Leistung ist für mich völlig unverständlich", sagte Manager Oliver Kreuzer: "Warum das so ist, muss man die Spieler fragen. Ich kann das nicht beantworten." Der Sportdirektor, der zweimal mit Trainerwechseln die Wende versucht hat, wirkte wie Slomka ratlos: "Was soll ich sagen?"

Die Ausgangslage im Abstiegskampf hat sich für die Hamburger weiter zugespitzt, weil Konkurrenten wie Hannover sich inzwischen abgesetzt haben. Der HSV hat zudem ein schweres Restprogramm mit vier Gegnern aus der oberen Tabellenhälfte.

Zudem droht Torjäger Pierre-Michel Lasogga wegen eines Muskelfaserrisses länger auszufallen. Der in Hannover früh ausgeschiedene Heiko Westermann und Adler wollen hingegen bis zum Wolfsburg-Spiel wieder fit sein. Offen ist hingegen, ob der an einer Zerrung leidende Rafael van der Vaart rechtzeitig fit wird.

"Wir haben auch vorher schon Niederlagen wie in Gladbach erlitten und sind zurückgekommen", sagte Slomka und gab die Durchhalteparole aus: "Weiterkämpfen!" Etwas anderes bleibt dem HSV auch nicht übrig.

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