Schalke taucht ab: Trainingslager zur Krisenbewältigung

Mainz · Schalke 04 flieht nach sechs sieglosen Partien in der Fußball-Bundesliga vor den maulenden Fans in die Abgeschiedenheit. Vier Tage im Hotel Klosterpforte in Marienfeld sollen das verloren gegangene Wir-Gefühl für den Liga-Endspurt neu entfachen.

 Schalke-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar reist mit dem Club ins Trainingslager. Foto: Peter Steffen

Schalke-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar reist mit dem Club ins Trainingslager. Foto: Peter Steffen

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"Das ist keine Wohlfühl-Oase", sagte Horst Heldt dem Internetportal "derwesten.de". "Wenn einer das nicht mitmachen will, kann er sich melden, dann braucht er nicht mitzufahren", grantelte der Schalker Manager.

Der vorläufige Tiefpunkt der desaströsen Rückrunde am Freitag beim 0:2 (0:2) in Mainz bringt die Qualifikation für die Europa League ins Wanken und zwingt die sportliche Leitung zum Handeln. Eindringlich hat Trainer Roberto Di Matteo die Profis auf das Trainingslager vor dem nächsten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart eingeschworen. Einzelzimmer sind tabu, die Zusammenstellung der Schlafgemeinschaften können die Spieler nicht frei wählen. "Wichtig ist, dass ein Gemeinschaftsgefühl entsteht", erklärte Heldt. Im fehlenden Teamgeist haben Schalkes Bosse das Manko in den letzten Wochen ausgemacht. Heldt wird sich selbst vor Ort von den Fortschritten überzeugen.

Die gut 3000 Schalker Fans hatten den Vortrag ihrer "Knappen" beim FSV Mainz 05 mit Liebesentzug bestraft. "Wir haben die Schnauze voll" und "Scheiß Millionäre" riefen die Anhänger der Mannschaft entgegen, als diese nach dem Abpfiff in die Schalke Kurve kam. "Wir sind verantwortlich dafür, wie die Fans reagieren. Da müssen wir auch den Spott aushalten", meinte Kapitän Benedikt Höwedes. "Die Reaktionen müssen uns noch mehr anspornen, alles für diesen Club zu tun", betonte Torhüter Ralf Fährmann.

Nur 15 von 39 möglichen Punkten gingen in der Rückrunde auf das Konto der Königsblauen. Das entspricht ganz und gar nicht den eigenen Ansprüchen. "Mentalität schlägt Qualität", stellte der Mainzer Coach Martin Schmidt fest. Was die Klasse der einzelnen Spieler angeht, liegen die Schalker eigentlich weit vor den 05ern. Doch die aktuelle Verfassung der gesamten Mannschaft ist zu schlecht für die Liga und keine Empfehlung für höhere Aufgaben. "Ohne Punkte wird es schwer mit der Europa League", sagte Di Matteo.

Standardsituationen brachten Schalke ins Hintertreffen. Der gute Start verpuffte durch Abwehrschwächen bei den Treffern von 05-Innenverteidiger Stefan Bell (28./31. Minute). "Uns fehlt einfach die Leichtigkeit", sagte Höwedes.

Nicht nur in der Defensive stimmte es bei den Königsblauen nicht. Von strukturiertem Aufbauspiel war wenig zu sehen, auch die Einwechslungen von Julian Draxler und Leon Goretzka änderten nichts. Und im Angriff wartet Klaas-Jan Huntelaar nun schon seit 1187 Minuten auf einen Treffer. Nicht besser ergeht es dem ehemaligen Mainzer Eric Maxim Choupo-Moting. Der Deutsch-Kameruner kommt nach dem Afrika-Cup nicht mehr in Schwung und blieb auch an alter Wirkungsstätte blass.

Bei den Rheinhessen herrschte nach dem Spiel Hochstimmung. Der erste Heimsieg gegen den Revierclub nach fast neun Jahren war gleichbedeutend mit einem weiteren Jahr Bundesliga. Trainer Martin Schmidt bremste aber noch die Euphorie: "Rechnerisch sind wir mit 37 Punkten noch nicht durch." Letzte Zweifel sollen am nächsten Sonntag im Heimspiel gegen den HSV beseitigt werden.

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