Rummenigge zu BVB-Deal: "Original ist besser als Kopie"

München · Etwas Schärfe schwang mit, als Karl-Heinz Rummenigge den millionenschweren Investorendeal des Lieblingsrivalen aus Dortmund kommentierte.

 Karl-Heinz Rummenigge sieht den FC Bayern als das Original an. Foto: Tobias Hase

Karl-Heinz Rummenigge sieht den FC Bayern als das Original an. Foto: Tobias Hase

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"Der BVB hat in der finanziellen Strategie den FC Bayern kopiert. Das ist das größte Kompliment, was der Verein uns in dieser Hinsicht machen kann", befand der Vorstandschef des FC Bayern kurz vor dem Saisonauftakt seiner Münchner gegen den VfL Wolfsburg. Rummenigge lächelte genüsslich und schob fast provokant in Borussen-Richtung nach: "Aber es ist wie im richtigen Leben: Jede Kopie ist leider nicht so gut wie das Original."

Wie einst der deutsche Fußball-Primus selbst, wollen die Borussen mit dem Einstieg mehrerer großer Unternehmen wachsen, um im Kampf mit den Spitzenclubs Europas mithalten zu können. Dank einer Kapitalerhöhung plant der einzige börsennotierte Fußballverein Deutschlands rund 114 Millionen Euro einzusammeln - im Extremfall könnte irgendwann auch die jahrzehntelange nationale Wirtschaftsvorherrschaft der Bayern wackeln.

"Viele andere Bundesligisten befinden sich in einer abwartenden Stellung und schauen ganz genau auf die Erfahrungen des BVB. Langfristig wird meines Erachtens nichts diese Entwicklung stoppen", sagte Wirtschaftsprofessor Henning Zülch von der HHL Leipzig Graduate School of Management der Nachrichtenagentur dpa.

Jahrelang konnten sich die Münchner auf ihre finanzielle Ausnahmestellung in Fußball-Deutschland verlassen. Immer waren es die Bayern, die am meisten Geld auf dem Konto hatten, die Neuzugänge mit hohen Summen locken, aber aus wirtschaftlicher Sicht nie auch nur einen Spieler abgeben mussten. Beim FCB halten in Adidas, Allianz und Audi drei Konzerne zu gleichen Teilen insgesamt 25 Prozent der Anteile; beim BVB sollen Puma, Signal Iduna und Evonik nun immense Aktienpakete erwerben und zusätzliches Geld locker machen.

"Die Marke zählt und lässt sich verkaufen. Die Marke muss aber Erfolg symbolisieren", kommentierte Experte Zülch den Dortmunder Deal. Grundvoraussetzung für eine solch enge Zusammenarbeit sei das Vertrauen in Geschäftsmodell und Management der Clubs. Der BVB konnte die Firmen offenbar in allen Punkten überzeugen.

Der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist trotz der wachsenden Macht von Unternehmen in der Bundesliga nicht bange. "Jeder Investor ist herzlich willkommen, solange er sich an die Statuten hält", ließ DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig mit Verweis auf die 50+1-Regel ausrichten. Sie soll verhindern, dass Außenstehende die Mehrheit an den meist als Kapitalgesellschaften organisierten Clubs erlangen.

Erst vor wenigen Wochen hatte die DFL wochenlang gezögert, bis sie dem vom Brausekonzern Red Bull durchfinanzierten Zweitliga-Aufsteiger RB Leipzig eine Profilizenz erteilte. Ein neues Logo musste letztlich für den Kompromiss ebenso her wie die Zusage des Vereins, seine Führung künftig unabhängiger vom Geldgeber zu besetzen.

Auch der von VW geförderte VfL Wolfsburg und 1899 Hoffenheim - hochgezogen von Mäzen Dietmar Hopp - geraten immer wieder als neureiche Clubs in die Kritik. "Wir haben nicht so viele Anhänger wie Bayern München oder Borussia Dortmund. Und man muss uns nicht sofort lieben", sagte Wolfsburgs Geschäftsführer Klaus Allofs der Zeitung "Die Welt": "Aber wir haben auch eine Tradition und entfachen Begeisterung". Der FC Bayern, Schalke 04 (mit Hauptsponsor Gazprom) und Dortmund verfügten über ebenso starke Partner, urteilte Allofs. Für den BVB gilt das seit dieser Woche umso mehr.

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