1. FC Nürnberg beschwört Wir-Gefühl

Nürnberg · Für den Klassenverbleib setzt der 1. FC Nürnberg unter Interimscoach Roger Prinzen auf das Wir-Gefühl.

 Nürnbergs Interimstrainer Roger Prinzen hofft auf eine Trotzreaktion des Teams. Foto: David Ebener

Nürnbergs Interimstrainer Roger Prinzen hofft auf eine Trotzreaktion des Teams. Foto: David Ebener

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Drei Spieltage vor Saisonende der Fußball-Bundesliga schwört der neue Trainer die fränkischen Abstiegskämpfer auf den finalen Kraftakt ein - und sammelt seine Schützlinge von überall her ein. Makoto Hasebe wird gar aus seiner Reha in Japan nach Deutschland eingeflogen, um den "Club" schon am Samstag (15.30 Uhr) in Mainz moralisch zu unterstützen. Aufgegeben haben sich die Nürnberger auf dem vorletzten Tabellenplatz bei nur einem Punkt Rückstand auf den Relegationsplatz noch lange nicht. "Ich habe das Gefühl, dass sich jeder der Situation bewusst ist und vielleicht ein bisschen Trotz entwickelt", hoffte Prinzen.

Nach dem eigenwilligen und letztlich gescheiterten Gertjan Verbeek geht der neue Coach auf Kuschelkurs. "Das sind im Grunde genommen gute Jungs", sagte der 45-Jährige bei seiner ersten Pressekonferenz als Chefcoach. "Keiner will in seiner Vita einen Abstieg stehen haben. Ich gehe voran, und die Jungs gehen mit."

Ein Kurztrainingslager, in das die Elf noch am Donnerstag aufbrach, soll den personell zuletzt arg gebeutelten Nürnbergern wieder Biss und Selbstvertrauen geben. "Wir haben Qualitäten vorne und in der Defensive", betonte der bisherige U23-Trainer, "wichtig ist nun, die Balance zu finden". Als Offensivfanatiker hatte Verbeek die Nürnberger unter anderem beim 1:4 am vergangenen Sonntag gegen konterstarke Leverkusener ins Verderben laufen lassen.

Wie schon seit Monaten musste der neunmalige deutsche Meister gegen den Werksclub etliche Leistungsträger ersetzen - in Mainz könnten zumindest zwei oder drei wieder mit von der Partie sein. Ondrej Petrak hat nach seiner Sprunggelenksverletzung in dieser Woche wieder regulär mit der Mannschaft trainiert. Auch Markus Feulner steht nach einer Blessur am Oberschenkel vor dem Comeback. Selbst Timothy Chandler, der seit dem 20. Spieltag wegen eines Meniskusschadens aussetzen muss, kann wieder eingeschränkt mittrainieren; ein Einsatz ist nicht ausgeschlossen. Risiken wird der Coach bei den angeschlagenen Profis aber nicht eingehen. "Wir haben noch drei Spiele, ich will keinen verheizen."

Ohnehin geht es momentan mehr darum, alle Profis mental in den "Endspielmodus" zu bringen, wie Sportvorstand Martin Bader betonte. Um den achten Abstieg noch abzuwenden, will Prinzen viel mit seinen Spielern reden. Als Motivator und Dolmetscher für den sensiblen und zuletzt eher schwächelnden Spielmacher Hiroshi Kiyotake wird sogar extra Japan-Star Hasebe nach Deutschland zitiert. Der Mittelfeldspieler kuriert sich derzeit in der Heimat nach zwei Knieoperationen aus. "In diesem Moment sollen alle Spieler bei der Mannschaft sein", sagte Prinzen.

Ganz neu ist der Job für ihn nicht, schon in der Hinrunde hatte er Nürnberg bei einem Spiel in Frankfurt (1:1) betreut. "Ich kenne die Jungs noch ganz gut", sagte er. "Die Spieler sind die gleichen, die Situation ist eine völlig andere. Ich bin mir der Verantwortung bewusst. Ich bin heißer und mit noch mehr Enthusiasmus dabei."

Dieses Feuer hatte Manager Bader bei Prinzens knorrigem Vorgänger am Ende vermisst. "Ich hatte das Gefühl, dass es bei Herrn Verbeek nie hundertprozentig angekommen ist, in welcher Gefahr der 1. FC Nürnberg schwebt", sagte der Sportvorstand dem "Kicker" einen Tag nach der Beurlaubung des niederländischen Coaches.

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