In Mainz und Stuttgart wachsen die Sorgen

Mainz · Überlegen in allen Belangen und doch wieder nicht gewonnen. "Einen Gegner so im Sack zu haben und ihn dann wieder rauszulassen, das ist frustrierend", sagte Manager Christian Heidel mit sorgenvoller Miene nach dem 1:1 (1:0) seines FSV Mainz 05 gegen den VfB Stuttgart.

 Der FSV Mainz 05 und der VfB Stuttgart trennten sich 1:1. Foto: Fredrik von Erichsen

Der FSV Mainz 05 und der VfB Stuttgart trennten sich 1:1. Foto: Fredrik von Erichsen

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Das siebte Spiel in Serie ohne Erfolgserlebnis nagt am Selbstvertrauen und löst erstmals nach fünf erfolgreichen Jahren Abstiegsangst aus. Die Schwaben fühlten sich ein wenig wie der moralische Sieger. "Man muss auch Glück haben", meinte Trainer Huub Stevens nach dem vierten Punkt im dritten Spiel seiner neuerlichen Rettungsmission beim Tabellenletzten.

Ohne Steigerung bleibt es auf Dauer für beide eine Gratwanderung. "Wir haben Offensivfußball gespielt, wie wir spielen wollen gegen einen tiefstehenden Gegner, und haben nur zwei Schüsse aufs Tor zugelassen. Wir waren mit Abstand besser in allen Teilen des Spiels. Wir hatten viele Szenen, aber keine drei Punkte", kommentierte 05-Trainer Kasper Hjulmand den nächsten Tiefschlag. "Wenn wir 20 Spiele so spielen, holen wir dabei 15 Siege", meinte der Däne.

Der 42-Jährige muss sich aber fragen lassen, warum die 05er ansprechende Leistungen nicht über die gesamte Spielzeit anbieten. Nach einer guten Stunde war das Pulver nass, die Konzentration weg und der schwache Gegner im Aufwind. Wie beim 1:2 in Hamburg war es ein Lapsus von Nikolce Noveski, der den Sieg kostete. Mangelnde Kondition als Grund lässt Heidel nicht gelten. "Das ist Quatsch."

Der vom Dänen propagierte Ballbesitzfußball wird zur brotlosen Kunst, wenn die Gier auf Tore wie nach dem Führungstreffer durch einen Freistoß von Johannes Geis (36. Minute) fehlt. Gute Ansätze reichen nicht, wenn keiner aus dem Mittelfeld den "tödlichen" Pass spielen kann. "Die Mannschaft hätte drei Punkte verdient gehabt, aber sie hat sich nicht belohnt. Es ist nicht leicht nach so vielen Spielen ohne Sieg", betonte der 42-jährige Bundesliga-Neuling.

Angeschlagen sieht Hjulmand sein Team nicht. "Hinter jedem Resultat steht eine Leistung. Die werden wir analysieren und dann bereit sein für den Dienstag beim 1. FC Köln." Mit dem Vorrundenabschluss gegen Bayern München am Freitag beschäftigt sich in Mainz niemand.

In der schwäbischen "Woche der Wahrheit" will Feuerwehrmann Stevens weg vom direkten Abstiegsplatz. Am Dienstag beim Hamburger SV und zum Vorrundenabschluss gegen Aufsteiger SC Paderborn bietet sich die Chance. "Wir hoffen auf weitere Punkte", erklärte der "Knurrer aus Kerkrade". Stevens lobte sich für seine Taktik der verstärkten Defensive. Mit 32 Gegentoren hat der VfB die zweitschlechteste Abwehr der Liga. "Wir wollten etwas mehr Stabilität in unser Spiel bringen und das ist uns auch gelungen."

"Der Punkt tut uns sehr gut. Er kann am Ende ein ganz wichtiger sein", meinte VfB-Kapitän Christian Gentner. Der kuriose erste Bundesliga-Treffer von Filip Kostic (72.) bescherte ein glückliches Remis. Noveski ließ die harmlose Hereingabe des Neuzugangs passieren.

Die Zufriedenheit über den neunten Auswärtspunkt war groß, die Freude im VfB-Lager kaum berechtigt. Zu ernüchternd war die Leistung des Tabellenletzten über weite Strecken. "Wir sind trotz allem ein verschworener Haufen. Darauf können wir aufbauen", sagte Stürmer Daniel Ginczek optimistisch.

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