HSV-Coach Knäbel: "Jetzt ist Mut der richtige Ratgeber"

Hamburg · Kurzzeit-Coach Peter Knäbel soll dem Abstiegskandidaten Hamburger SV das Toreschießen erklären. "Wir wollen die Offensive verbessern", beschrieb der 48 Jahre alte Westfale sein Programm für die nächsten Wochen beim abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten.

 Peter Knäbel (l) schaute sich seine Spieler beim Training ganz genau an. Foto: Axel Heimken

Peter Knäbel (l) schaute sich seine Spieler beim Training ganz genau an. Foto: Axel Heimken

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Die Ausbeute in dieser Spielzeit ist so schlecht wie nie. Lediglich 16 Tore gelangen unter Vorgänger Joe Zinnbauer. Zu Buche stehen 13 Niederlagen bei sechs Siegen in 26 Spielen. Nach dem Abrutschen auf den Relegationsplatz droht der Absturz auf einen direkten Abstiegsrang. In der vergangenen Saison konnten die Norddeutschen in der Relegation nur mit Glück den Klassenverbleib sichern. Deshalb soll der Direktor Profifußball jetzt retten, was noch zu retten ist.

Der neue Kurs unter Knäbel wird sich von dem Zinnbauers kaum unterscheiden. "Wir werden nicht eine 180-Grad-Kehrtwende machen", meinte Knäbel. "Es ist mein fester Wille, den Weg, den Joe eingeschlagen hat, weiterzuführen."

Aus Angst vor dem drohenden Abstieg hat der HSV seinen Plan über den Haufen geworfen und das Trainerkarussell erneut in Gang gesetzt. Verlegenheitslösung Knäbel ist bereits der dritte Coach in dieser Saison. Vor Zinnbauer war schon im September 2014 das Aus für den letztjährigen Retter Mirko Slomka gekommen. Eigentlich wollte der neue Vereinschef Dietmar Beiersdorfer Kontinuität und Ruhe auch auf dem Trainerposten durchsetzen und für Nachhaltigkeit beim Dauerkrisenclub HSV sorgen.

"Es ist für uns alle eine Niederlage", erklärte Beiersdorfer die Trennung von Zinnbauer. Die Ergebnisse der vergangenen Wochen wie die Erkenntnis, "dass wir uns in einigen Bereichen nicht weiterentwickelt haben", hätten den Trainerwechsel erzwungen.

Knäbel rückt auf einen Schleudersitz. "Sorge und Angst sind immer Gefühle, die dazugehören. Jetzt ist Mut der richtige Ratgeber", betonte Knäbel, der im Oktober als Direktor Profifußball zum HSV gekommen war. Eigentlich hatte er von Samstag an Urlaub gebucht, weil er von einem Sieg gegen Hertha BSC (0:1) überzeugt war. Es kam anders. "Die Entscheidung ist auf mich gefallen", sagte Knäbel.

Der HSV, der als einziger Verein immer Erstligist war und damit bundesweite Anerkennung genießt, hat einen geradezu beängstigenden Trainerverschleiß. Knäbel ist der 22. Coach in 20 Jahren. Allein in den vergangenen vier Jahren weisen die Annalen des HSV zehn Fußballlehrer aus, darunter drei Interimsvarianten.

Die fatale Erkenntnis: Die Notwechsel haben bis auf kurzfristige Effekte nichts gebracht. Dass der emsige, aber letztlich erfolglose Zinnbauer dennoch gehen musste, um gegen einen unerfahrenen Coach ausgetauscht zu werden, der vor 15 Jahren als Spielertrainer einen Schweizer Drittligisten in die zweite Liga führte, erstaunt schon. "Wir haben den Markt sondiert und uns aus unserer Sicht für die absolut beste Option entschieden", sagte Beiersdorfer. Knäbel habe "die Gabe, Menschen zu führen, ist inhaltlich kompetent und mutig".

Da offensichtlich kein gestandener Coach bereit ist, lediglich einen Feuerwehrauftrag für acht Spieltage zu übernehmen und im Sommer den Platz für einen Kollegen zu räumen, muss die Kostenlos-Variante Knäbel herhalten. Im Sommer soll Wunschkandidat Thomas Tuchel das Ruder übernehmen. Der frühere Coach von Mainz 05 aber will seine einjährige Auszeit nicht schon jetzt beenden, was die HSV-Führung in eine missliche Lage brachte. "Wir denken nicht extern an die neue Saison", meinte Beiersdorfer und wehrte Fragen nach Tuchel ab.

Kritik an Vorgänger Zinnbauer gab es nur indirekt. "Es wurde sehr gut und fleißig mit der Mannschaft gearbeitet", versicherte Knäbel. "Probleme gab es bei der Umsetzung." Wenn das Experiment mit dem Fußballdirektor daneben geht, kommt Knäbel ungeschoren davon. "Peter Knäbel ist auch nächstes Jahr Direktor Profifußball beim HSV", beteuerte Beiersdorfer. Nachfrage: Gilt das auch ligaübergreifend? Beiersdorfer: "Ich nehme den Begriff 2. Liga nicht in den Mund."

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HSV-Mitteilung

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