Fehlstart für Frontzeck - Keine Schiedsrichterschelte

Hannover · Nicht einmal der 60-Sekunden-Schock konnte den Fünf-Spiele-Trainer aus der Ruhe bringen. Statt der üblichen Schiedsrichter-Schelte waren von Michael Frontzeck nach dem missglückten Auftakt seiner Rettungsmission bei Hannover 96 vor allem freundliche Worte zu hören.

 96-Trainer Michael Frontzeck (M.) baute sein Team gleich nach der Niederlage auf. Foto: Peter Steffen

96-Trainer Michael Frontzeck (M.) baute sein Team gleich nach der Niederlage auf. Foto: Peter Steffen

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Der neue Trainer versuchte sein Team nach der unglücklichen 1:2-Niederlage gegen 1899 Hoffenheim schnell wieder aufzurichten. Über die wohl wichtigste und für die Gastgeber ärgerlichste Szene der Partie wollte Frontzeck nicht groß reden.

Denn nach ziemlich genau einer Minute Spielzeit übersahen Schiedsrichter Günter Perl und sein Assistent Thomas Stein die klare Abseitsstellung von Anthony Modeste, der die frühe 1899-Führung erzielte. "Das war ein sehr schwieriger Zeitpunkt zu Beginn des Spiels", sagte Frontzeck ganz ruhig: "Es spricht für die Mannschaft, dass sie dieses Abseitstor weggesteckt hat. Ich weiß, wie kompliziert das ist, wenn du so eine lange Serie hast."

Diese Serie von sieglosen Spielen geht nun auch unter Frontzeck weiter. Mittlerweile sind es bereits 14. Gegen Hoffenheim gelang es den Hannoveranern nach dem Ausgleich durch Lars Stindl (24. Minute/Foulelfmeter) nicht, weitere gefährliche Szenen zu kreieren. Dem Siegtor für 1899 von Sven Schipplock (83.) ging eine Reihe von 96-Patzern voraus. Frontzecks Mut, einen dritten Stürmer einzuwechseln, wurde nicht belohnt. Eher bestraft.

96 taumelt daher weiter dem Abstieg entgegen. Seit Beginn der Rückrunde gelang Hannover als einzigem Club des bezahlten Fußballs noch kein Sieg. Und Besserung ist nicht in Sicht. Auch wenn die Mannschaft im ersten Spiel unter Frontzeck schwungvoller und engagierter auftrat als in den letzten Partien unter Vorgänger Tayfun Korkut, schwindet die Hoffnung zusehends. Nur knapp liegt der Club noch vor den Abstiegsrängen.

"Es hat sich richtig gut angefühlt", sagte Torwart Ron-Robert Zieler zum ersten Spiel unter Frontzeck. Richtig gut ausgesehen hat es indes nicht. Denn letztlich zeigte sich Hannover in der Offensive wieder limitiert und in der Defensive anfällig. Daran hat sich seit dem Trainerwechsel nichts geändert. Auch wenn der Coach taktisch umbaute und fünf neue Spieler einsetzte.

Trotz der Niederlage suchte auch Clubchef Martin Kind eine positive Sicht der Dinge und beschrieb den Frontzeck-Effekt: "Die Mannschaft wollte, das ist der erwartete Impuls." Der Vereinspräsident kam aber auch zu der Erkenntnis: "Wunder zu erwarten ist nicht realistisch."

Was kann Hannover 96 jetzt noch tun? "Wir müssen Ruhe bewahren", forderte der Clubchef. "Es darf auf jeden Fall keine Alibiaktion sein", sagte Kind. Über ein Kurz-Trainingslager werde noch diskutiert, aber "vor dem Wolfsburg-Spiel halte ich das nicht für sinnvoll".

Im Duell beim erfolgreichen Nachbarn in einer Woche fehlt auch noch Kapitän Stindl wegen der fünften Gelben Karte. Zudem droht Marcelo eine nachträgliche Sperre, weil er nach dem Abpfiff Schipplock zunächst schlug und ihm dann noch provozierend den Ball gegen den Kopf drückte. Nicht nur das Abseits in der ersten Minute, auch diese Szene sah das Schiedsrichter-Gespann nicht.

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