Existenzkampf: Für Paderborn und den VfB geht es um alles

Stuttgart · Die Anspannung vor dem Saisonfinale ist riesengroß, doch Huub Stevens lässt sich vor seinem womöglich letzten Auftritt als Trainer des VfB Stuttgart nichts anmerken. Mal spielt er den Knurrer, mal macht er Späße und lacht fröhlich.

 Für Huub Stevens könnte es der letzte Auftritt als VfB-Coach sein. Foto: Wolfram Kastl

Für Huub Stevens könnte es der letzte Auftritt als VfB-Coach sein. Foto: Wolfram Kastl

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Fußballer zu sein, sei doch das Schönste überhaupt, gibt er seinen Spielern vor dem Existenzkampf bei Schlusslicht SC Paderborn mit auf den Weg. "Wenn Du keinen Spaß mehr hast im Beruf, dann musst Du aufhören", sagt der Niederländer vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr).

Von Spaß würden die meisten anderen Angestellten des Tabellen-16. angesichts der Dramatik am letzten Spieltag wohl nicht sprechen. Bei Gegner Paderborn tut das sowieso niemand. Stattdessen sagt Trainer André Breitenreiter das, was von ihm erwartet wird: "Wir sind bereit. Wenn keiner mehr an uns glaubt, stehen meine Jungs immer wieder auf."

Doch viel mehr als diese Überzeugung hat er vor dem "Endspiel" nicht in der Hand. Um die Relegation noch zu erreichen, muss der SCP gegen Stuttgart gewinnen und parallel der FC Schalke 04 mindestens einen Punkt beim Vorletzten Hamburger SV holen. Der VfB hat es dagegen selbst in der Hand: Gewinnt er, ist er gerettet.

Zwar fahren die Schwaben nach ihren Siegen gegen Mainz 05 und den HSV als Favoriten nach Ostwestfalen, dennoch wissen sie um die Schwere der Aufgabe. "In Paderborn wird die Hütte kochen. Das ist ein kleines Stadion, aber da wird es rund gehen", sagte VfB-Sportvorstand Robin Dutt. Der 50-Jährige weiß um die Unwägbarkeiten im Sport. "An so einem Spieltag kann in einem Spiel alles passieren. Aber wir haben uns dieses Endspiel erarbeitet. Wir wollen dieses Finale gewinnen."

Stevens ist in seiner Trainerkarriere jedenfalls noch niemals abgestiegen, und das soll auch so bleiben. Schafft er mit dem VfB zum zweiten Mal nach 2014 den Klassenverbleib, dann könnte er sein Amt als Retter an Alexander Zorniger weitergeben. Dass der frühere Coach von RB Leipzig den Niederländer nach dieser Saison beerben wird, ist in Stuttgart ein offenes Geheimnis. Falls der VfB aber in die Relegation muss, würde Stevens noch zweimal auf der Bank sitzen.

Das könnte - abhängig von den Ergebnissen der Konkurrenten HSV und Hannover 96 - bei einem Unentschieden passieren. Bei einer Niederlage würde der Club zum zweiten Mal nach 1975 in die 2. Liga absteigen.

Verantwortliche und Spieler aber vermeiden es tunlichst, sich an Rechenspielen zu beteiligen. "Rechnen bringt nichts. Wir wissen, dass wir unseren Job erledigen müssen", sagte Kapitän Christian Genter dem "kicker" (Donnerstag). "Ausrutscher sind verboten." Für die Paderborner gilt das genauso.

Sie sind - wie auch der VfB - weder ins Kloster gegangen noch in ein Trainingslager. "Das brauchen wir nicht. Mannschaft und Trainer sind ein ganz verschworener Haufen. Wir sind ganz eng beieinander", betonte Breitenreiter. Die Profis können auf die Unterstützung vieler Glücksbringer bauen: 51 Schornsteinfeger des Kreises Paderborn werden unter den 15 000 Zuschauern in der ausverkauften Benteler-Arena sein und die Daumen drücken, Außenseiter ist Paderborn dennoch.

Denn für die Stuttgarter, die von 1700 Fans begleitet werden, spricht neben der ansteigenden Form der vergangenen Wochen auch die Statistik. Sie verloren in dieser Saison gegen keinen der vier Abstiegskonkurrenten Freiburg, Hannover, Hamburg - und Paderborn.

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