Ex-Nationalspieler Wolfram Wuttke mit 53 Jahren gestorben

Frankfurt/Main · Mit seinen raffinierten Pässen und seiner tollen Schusstechnik verzückte er einst die Fußball-Fans. Mit seiner großen Klappe trieb er aber auch die Trainer zur Weißglut.

 Wolfram Wuttke (M) 1984 in Aktion für den HSV. Foto: Harry Melchert

Wolfram Wuttke (M) 1984 in Aktion für den HSV. Foto: Harry Melchert

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Wolfram Wuttke, der Jupp Heynckes einst den Spitznamen "Osram" verpasste und auch mit dem großen Ernst Happel aneinandergeriet, gehörte zu den schillerndsten Figuren im deutschen Fußball. Am Sonntagmorgen starb er im Alter von gerade einmal 53 Jahren wegen multiplem Organversagen in einer Klinik im westfälischen Lünen. Entsprechende Berichte der "Bild"-Zeitung bestätigte sein Sohn Benjamin am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur.

Doch auch wenn Wuttke nur vier Länderspiele bestritt, hat er im Fußball bleibenden Eindruck hinterlassen. Für einen flotten Spruch war "Wutti" immer zu haben, auch zu einem Bierchen oder einer Zigarette sagte der Mann aus Castrop-Rauxel nicht Nein.

1979 gab er beim FC Schalke 04 sein Bundesliga-Debüt. Da war Wuttke gerade einmal 17 Jahre alt, was ihn aber nicht davon abhielt, im Scirocco von Betreuer Charly Neumann um den Trainingsplatz zu fahren. Schließlich musste er für die Führerscheinprüfung üben. Knapp ein Jahr später wechselte Wuttke von Schalke nach Gladbach und spielte dort unter Heynckes. Zwei Welten trafen aufeinander. Wuttke bezeichnete den Coach in einem Interview des Magazins "Elf Freunde" rückblickend als "introvertierten Pedanten, als Feldmarschall".

So oft er Heynckes auch geärgert hatte, der Welttrainer behielt Wuttke positiv in Erinnerung. "Ein begnadeter Fußballer und ein liebenswertes Schlitzohr" sei er gewesen, sagte Heynckes der "Rheinischen Post".

Eine Art Hassliebe verband auch Wuttke und Happel in der Zeit beim HSV zwischen 1983 und 1985. Mal war er für den Startrainer das "Wurschtl", mal der "Zauberer" oder schlichtweg einer dem sie "ins Gehirn geschissen haben". Nach zwei Jahren war beim HSV Schluss, es folgte Wuttkes erfolgreichste Zeit beim 1. FC Kaiserslautern. In der Pfalz genoss er alle Freiheiten, reifte zum Nationalspieler und holte 1988 mit der Olympia-Auswahl Bronze.

Was folgte, war Wuttkes Wechsel zu Espanyol Barcelona, wo er sich prompt mit Krone und Königsgewand ablichten ließ, bevor er noch einmal in die Bundesliga zum 1. FC Saarbrücken zurückkehrte. Doch nach einem Schulterbruch musste er 1993 seine Karriere nach 299 Bundesliga-Partien (66 Tore) beenden. Nach seiner sportlichen Karriere versuchte er weiter, im Fußballgeschäft zu bleiben und trainierte die Amateurclubs TuS Haltern und TSV Crailsheim.

Gesundheitlich hatte Wuttke aber einige Rückschläge zu verkraften. Im Jahr 2000 war er an der für Männer seltenen Krankheit Brustkrebs erkrankt, überstand dies jedoch.

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