Fußball Die Schlaglichter der Bundesliga-Hinrunde

Berlin · Egal ob Blitztor, Freistoß-Spray oder Dortmund-Krise - die Bundesliga sorgte in der Hinrunde wieder für reichlich Gesprächsstoff. Die Deutsche Presse-Agentur fasst die Schlaglichter der Hinserie zusammen.

 Marcel Schmelzer steckt wie das restliche Dortmunder Team in einer Krise. Foto: Carmen Jaspersen

Marcel Schmelzer steckt wie das restliche Dortmunder Team in einer Krise. Foto: Carmen Jaspersen

Foto: DPA

ABSTURZ: Zweimal Meister, Champions-League-Finalist und furiose Spiele. In der Hinrunde erinnerte bei Borussia Dortmund allerdings nichts mehr an die Gala-Vorstellungen der letzten Jahre. Mit nur 14 Punkten überwintert Borussia Dortmund erstmals in der Vereinsgeschichte auf einem Abstiegsplatz. Der einstige Erfolgstrainer Jürgen Klopp wirkt zunehmend ratlos. Die Rückkehr einiger verletzter Leistungsträger soll nach der Winterpause die Trendwende herbeiführen.

BLITZTOR: Ganze neun Sekunden benötigte Karim Bellarabi zum schnellsten Tor der Bundesliga-Geschichte, als er beim Saisonauftakt den 2:0-Sieg von Leverkusen in Dortmund einleitete. Damit war der Stürmer noch zwei Sekunden schneller als die bisherigen Rekordhalter Giovane Elber (1998), Ulf Kirsten (2002) und Paul Freier (2003). Für Bellarabi war es zugleich der Startschuss einer überragenden Hinrunde, die mit seinem Debüt im Nationaltrikot belohnt wurde.

EIGENTOR: Ein Stück für das Kuriositätenkabinett lieferte Christoph Kramer am elften Spieltag ab. Der Weltmeister brachte es bei einem verunglückte Rückpass fertig, seinen Schlussmann Yann Sommer aus 44 Metern zu überwinden. Es war nicht das einzige Eigentor von Kramer in dieser Saison. Mit fragwürdigen Kommentaren hinsichtlich seiner bevorstehenden Rückkehr nach Leverkusen - der Mittelfeldspieler ist nur ausgeliehen - sorgte er für einiges Kopfschütteln.

FALSCHFAHRER: Bis kurz vor der Weltmeisterschaft bewegte sich Marco Reus auf der Überholspur. Dann verpasste der Stürmerstar wegen einer Bänderverletzung den WM-Triumph. Drei weitere Blessuren setzten den 25-Jährigen ständig außer Gefecht. Der Tiefpunkt war aber sein 540 000-Euro-Strafzettel wegen jahrelangen Fahrens ohne Führerschein.

FERNGLAS: Im letzten Jahr waren es zehn Punkte, diesmal hinkt die Konkurrenz dem FC Bayern schon zum Jahreswechsel mit elf Punkten hinterher. Derart groß war der Rückstand in der Bundesliga-Geschichte noch nie. Die Münchner können wohl ähnlich früh wie in der Vorsaison die Titelfeier einplanen. In der vergangenen Spielzeit war es bereits am 25. März soweit.

KNIPSER: Zum Saisonstart hatte Alexander Meier wegen Knieproblemen noch seinen Stammplatz unter dem neuen Trainer Thomas Schaaf verloren, was zu emotionalen Debatten geführt hatte. Heute wird in Frankfurt nur noch über die Tore des Publikumslieblings geredet. 13 Treffer in der Hinrunde, 18 im gesamten Jahr 2014 - kein Bundesliga-Spieler war torgefährlicher.

PASSREKORD: Kurz vor Transferschluss holte der FC Bayern in Xabi Alonso einen echten Weltstar. Eingewöhnungszeit brauchte der spanische Welt- und Europameister keine. Auf Anhieb war Alonso Dreh- und Angelpunkt. Im Spiel beim 1. FC Köln (2:0) stellte der Mittelfeldstar mit 206 Ballkontakten gar einen Bundesliga-Rekord auf.

RAUSWURF: 22 Monate war Jens Keller im Amt, 22 Monate stand der Coach in der Dauerkritik. Währenddessen führte er Schalke zweimal in die Champions League, Kredit bei den Verantwortlichen hatte er trotzdem keinen. Am 7. Oktober war das unwürdige Schauspiel vorbei. Keller musste gehen und wurde durch Roberto Di Matteo ersetzt. Der Italo-Schweizer hat im Gegensatz zu Keller einen Namen, weil er einst mit dem FC Chelsea die Champions League gewonnen hatte.

REKORDTOR: Aus exakt 82,3 Metern traf Moritz Stoppelkamp beim 2:0 des Aufsteigers SC Paderborn gegen Hannover 96 ins leere Tor. Einen derartigen Kunstschuss hatte es in der Bundesliga noch nie gegeben. Zuvor war es dem Ex-Frankfurter Giorgios Tzavellas am 2. März 2011 gelungen, beim 2:1 auf Schalke aus 73 Metern zu treffen.

RÜCKKEHRER: Nach 199 Tagen war er wieder da. Nach dem Rücktritt von Armin Veh haben sich die Stuttgarter Verantwortlichen schnell an die Feuerwehrmann-Fähigkeiten von Huub Stevens erinnert. Wie in der Rückrunde soll der Niederländer den VfB vor dem zweiten Abstieg der Vereinsgeschichte bewahren. Und diesmal hat Stevens sogar 22 Spiele Zeit.

SPRAY: Am 17. Oktober war es soweit. Beim Zweitliga-Spiel zwischen Bochum und Darmstadt kam das Freistoß-Spray erstmals zum Einsatz, anschließend wurde auch in der Bundesliga weißer Schaum versprüht. Und ab der nächsten Saison kommt ein weiteres Hilfsmittel der Schiedsrichter zum Einsatz, wenn die Torlinientechnik in den Stadien installiert wird. Dann gehören Phantomtore wie im letzten Jahr des Leverkuseners Stefan Kießling der Vergangenheit an.

TORKRISE: In der vergangenen Saison war der Hamburger SV die Schießbude der Liga, nun klappt es in der Offensive nicht mehr. Mickrige neun Törchen in 17 Spielen fabrizierten die HSV-Angreifer. Schlechter waren nur Eintracht Frankfurt (1988/89) und Tasmania Berlin (1965/66), denen einst acht Tore in der Hinrunde gelangen. Das Gesicht der HSV-Flaute ist Pierre-Michel Lasogga. Für rund acht Millionen Euro von Hertha BSC fest verpflichtet, traf der Stürmer lediglich zweimal.

ÜBERRASCHUNGSELF: Eine Reihe von Leistungsträger wie André Hahn, Matthias Ostrzolek oder Kevin Vogt musste der FC Augsburg vor der Saison abgegeben, und trotzdem spielte die Mannschaft von Markus Weinzierl eine überragende Hinserie. Mit 27 Punkten bewegt sich der FCA im Kreis von Champions-League-Anwärtern wie Leverkusen, Gladbach oder Schalke.

WAHNSINN: "Wahnsinn" gehört zu den Lieblingsworten von Trainer Armin Veh. Wahnsinn war tatsächlich was der inzwischen zurückgetretene Coach des VfB Stuttgart bei der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte in Frankfurt erlebte. Neun Tore, dreimal wechselte die Führung, am Ende hieß es 5:4 für den VfB. Es war einer von ganzen wenigen Höhepunkten in Vehs kurzer Zeit in Stuttgart.

WM-KATER: Am 13. Juli feierte Deutschland den vierten Weltmeister-Titel. Einige WM-Helden fanden sich aber schnell im grauen Bundesliga-Alltag wieder. Roman Weidenfeller und Kevin Großkreutz wurden bei Borussia Dortmund zeitweise auf die Bank und die Tribüne verbannt. Mats Hummels hatte auch schon mal besser verteidigt. Lange Verletzungspausen gab es für Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm. So richtig durchgestartet ist in der Bundesliga nur Mario Götze, der nach seinem goldenen Tor gegen Argentinien viele Treffer im Bayern-Trikot folgen ließ.

Meistgelesen
Neueste Artikel
DFB-Team mit neuem Spirit
Kommentar zur Fußball-Nationalmannschaft DFB-Team mit neuem Spirit
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort