Der ehemalige Bundesligatrainer Dietrich Weise wird 80

Frankfurt/Main · Siege groß gefeiert hat Dietrich Weise nie. Seine eigenen nicht - und auch nicht den WM-Triumph der Nationalmannschaft in diesem Jahr. "Ich muss mir nicht einreden lassen, wann ich zu jubeln habe", sagt der frühere Bundesligatrainer.

 Der DFB gibt zum 80. Geburtstag von Dietrich Weise einen Empfang. Foto: Arne Dedert

Der DFB gibt zum 80. Geburtstag von Dietrich Weise einen Empfang. Foto: Arne Dedert

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Dabei hatte er in seiner Laufbahn zum Feiern Gründe genug. Vor allem als er 1981 in Sydney mit den U20-Junioren den WM-Titel holte - den bisher einzigen für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) im Nachwuchsbereich. Eine Feier aber muss Weise doch mitmachen: den Empfang des DFB zu seinem 80. Geburtstag am Freitag.

Das freut Weise offensichtlich sogar. "Der DFB hat mich angenehm überrascht", erzählt der Ex-Nationalcoach von Ägypten und Liechtenstein, der zuletzt Nachwuchs-Koordinator beim DFB war. Weise ist bekannt für seine Bescheidenheit - aber seinen Stolz kann er dann doch nicht ganz verbergen. Der Verband habe ihm zu verstehen gegeben, dass er eine Würdigung verdiene. "Der DFB hat gesagt: Wir sagen danke, weil Sie das recht ordentlich gemacht haben."

Als Trainer des 1. FC Kaiserslautern, von Eintracht Frankfurt und Fortuna Düsseldorf war für ihn jedes Spiel mit dem Abpfiff vorbei. Im Jubel ist Weise nicht mitgestürmt. Stattdessen habe er Tag und Nacht an das nächste Spiel gedacht, erzählt er. Doch auch wenn er nicht gern laut mitgefeiert hat, mit seinen Spielern gefreut habe er sich über Siege doch. "Da bleibt schon was hängen."

Und so blieb er auch in Kontakt mit den U20-Weltmeistern von 1981, mit Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc etwa oder Ralf Loose, der heute den Drittligisten Preußen Münster trainiert. "Zu dem Geburtstag, der ansteht, wird mir auch der eine oder andere über den Weg laufen", sagt Weise mit milder Vorfreude in der Stimme.

Im Jahr des WM-Sieges in Sydney triumphierte auch die U18 unter ihm bei der EM. Seine größten Erfolge auf Vereinsebene erreichte der ehemalige Spieler als zweimaliger DFB-Pokalsieger (1974, 1975) mit der Frankfurter Eintracht. Die Hessen trainierte er zwischen 1973 und 1976 und dann noch einmal zwischen 1983 und 1986. Der Rauswurf bedeutete das Ende für Weise in der Bundesliga.

Seine Fußball-Leidenschaft hat auch Leid geschaffen. Doch die Pein hat seinen Sportsgeist nicht gebrochen. Deshalb hat er das System auch immer wieder gerügt. "Mich haben kritische Stimmen nicht vorsichtiger gemacht", sagt der leise, aber unangepasste Mann aus Sachsen-Anhalt, der 1958 in den Westen ging.

Auf seine Zeit als Spieler beim SV Neckarsulm folgte der Start ins Trainerleben beim VfR Heilbronn. Dorthin ist er, nach seinen Jahren im hessischen Karben, inzwischen wieder gezogen. Und findet weiter Anlass zum Mahnen. "Wir sind uferlos geworden", sagt Weise über die Praktiken im Fußball, über den Transfermarkt und die "Wechselei", wie der frühere Spieler und Trainer es nennt.

Seine Redefreiheit, die er sich während seiner Lebensjahrzehnte trotz einiger Widerstände nie nehmen ließ, bereitet dem kritischen Zeitgenossen keine Probleme mehr. "Heute will niemand mehr was von mir wissen", sagt Weise ohne Bitterkeit und fügt mit einem Lachen hinzu: "Außer man hat einen runden Geburtstag."

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