Bayer Leverkusen hält an Edelreservist Drmic fest

Leverkusen · Bei Bayer Leverkusen ist Josip Drmic Edelreservist und ein nur wenig erfolgreicher Joker. Dem 22-jährigen Stürmer fällt es schwer, sich mit dieser Rolle abzufinden.

 Josip Drmic hat die Erwartungen von Bayer Leverkusen noch nicht erfüllen können. Foto: Peter Steffen

Josip Drmic hat die Erwartungen von Bayer Leverkusen noch nicht erfüllen können. Foto: Peter Steffen

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"Ich hätte mir gewünscht, mehr Vertrauen und Spielzeit zu bekommen", klagte der Schweizer Nationalspieler jüngst in einem Interview und nährte damit indirekt auch Abwanderungsgedanken. Dazu passten Spekulationen, dass die norddeutschen Bundesliga-Kellerkinder Hamburger SV und Werder Bremen Interesse hätten, Drmic in der Winterpause auszuleihen.

"Wir haben keine Personalpläne in dieser Richtung", versicherte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Es wäre doch dumm für einen Verein mit hohen Zielen nur mit einem Stürmer in die zweite Halbserie zu gehen."

Fakt ist jedoch: Der im Sommer für knapp sieben Millionen Euro vom 1. FC Nürnberg zum Werksverein gewechselte Drmic hat bei Bayer die Erwartungen noch nicht erfüllt. "Wenn man 21 Feldspieler hat, dann gibt es nicht 21 Durchstarter", meinte Bayer-Cheftrainer Roger Schmidt. "Natürlich ist Josip ein hochkarätiger Neuzugang, auch zu recht. Er hat eine fantastische Saison in Nürnberg gespielt."

Für die Franken schoss Drmic in der vergangenen Saison 17 Tore und spielte danach eine gute WM in Brasilien. Für Bayer traf er in den zumeist kurzen Pflichtspieleinsätzen erst einmal und stand in der Liga (gegen Wolfsburg) auch nur einmal von Anfang bis Ende auf dem Platz. "Wir haben im vorderen Bereich zwei Spieler, Hakan Calhanoglu und Stefan Kießling, die es hervorragend machen", sagte Schmidt. "Auf die möchte ich als Trainer nicht verzichten, weil sie die Spielweise verinnerlicht haben und umsetzen. Deshalb bekommt Josip zu wenig Einsatzzeiten, das ist mir bewusst."

Selbst als Bayer-Torjäger Kießling 859 Minuten ohne Torerfolg geblieben war, musste Drmic in der zweiten Reihe schmoren. "Es kann schnell etwas passieren", meinte Schmidt und machte dem im Abseits stehenden Stürmer Mut: "Robert Lewandowski hat bei Dortmund auch ein Jahr gebraucht, um sich an die Spielweise zu gewöhnen. Heute ist er einer der besten Stürmer der Welt."

Drmic, der einen Vertrag bis Juni 2019 unterschrieben hat, sei perspektivisch verpflichtet worden. "Ich kann nicht allen 21 Spielern zeitgleich gerecht werden. Da erwarte ich, dass die Spieler Geduld haben", meinte Schmidt. Er fühle sich jedoch in der Verantwortung, jeden seiner Profis weiterzuentwickeln. Schmidt: "Diese Motivation habe ich auch bei Josip."

Wie lange der 14-malige Schweizer Nationalspieler mit kroatischen Wurzeln sich noch in Geduld übt, bleibt abzuwarten. "Wenn man nicht auf Einsatzzeiten kommt, spürt man Enttäuschung", weiß Leverkusens Sportdirekter Rudi Völler aus alten Stürmerzeiten, "aber wir hoffen, dass er die Kurve bekommt." Trotz der für ihn wenig befriedigenden Situation hat das Selbstbewusstsein von Josip Drmic offenbar nicht gelitten. "Mein Potenzial sollte groß genug sein, um eine Chance zu bekommen", meinte er keck.

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