Aus oder Aufbruch? Das deutsche Team vor dem Spiel gegen Schweden

Die Partie gegen Schweden ist für das DFB-Team von entscheidender Bedeutung. Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten.

Für Bundestrainer Joachim Löw gilt es, mit seiner Mannschaft Antworten zu finden auf „eine für uns absolut ungewohnte Situation“. Ein Überblick.

Wie geht die Nationalmannschaft mit der Situation um?
Die Lage ist prekär. Mit einer weiteren Niederlage könnte das Aus besiegelt sein. Außerhalb des Rasenrechtecks sind vor allem die arrivierten Kräfte gefordert, der Mannschaft jenen positiven Geist einzuhauchen, die sie im Turnier hält - und möglichst weit trägt. Wie beim Turnier vor vier Jahren mit dem krönenden Höhepunkt in Rio. In der Vorrunde aber hatte es auch dort Probleme gegeben, wie sich Sami Khedira in Sotschi erinnerte, aber: „Wir haben es dann geschafft, füreinander da zu sein und Egoismen hintenanzustellen“, sagte der Turiner. Die Spieler wirken in Sotschi insgesamt sehr konzentriert und bereit, die Mexiko-Pleite auszumerzen.

Was muss in der Partie gegen Schweden besser werden?
Vor allem die Unwucht zwischen Offensive und Defensive muss beseitigt, die bekannte Konteranfälligkeit ausgemerzt werden. Ein wenig mehr Tempo und Temperament stünde der Mannschaft gut zu Gesicht. „Wir haben es im ersten Spiel verbockt, aber haben es selbst noch in der Hand“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Ein Sieg in Sotschi würde nicht nur das Achtelfinale sofort wieder in Reichweite rücken. Die erfolgreiche Bewältigung einer frühen Krisensituation könnte den Deutschen einen mentalen Stups geben, der auch über die Vorrunde hinaus wirkt.

Wer oder was gibt Hoffnung?
Ausgerechnet ein Spieler, der in naher Zukunft kein Angehöriger eines Erstligaclubs mehr sein wird. Hatte Jonas Hector gegen Mexiko noch wegen einer Grippe passen müssen, stand er in der heißen Sonne von Sotschi schon wieder auf dem Trainingsplatz. Seine Mitspieler wie Thomas Müller und Toni Kroos haben ihn ganz herzlich willkommen geheißen, denn der Kölner war ernstlich vermisst worden. Müller hat gesagt, gegen Mexiko sei – aus verschiedenen Gründen – „die linke Seite isoliert" gewesen. Nach jetzigem Stand steht einem Einsatz Hectors auf seiner Position, die er in den vergangenen vier Jahren fast immer eingenommen hat, nichts im Weg. Zwar weigern sie sich im Kreis der Nationalmannschaft Mexiko als „Wachrüttler“ anzusehen. Aber die schläfrige Verwunderung über den Gegner, der ja bösartiger Weise ganz anders gespielt hat als angenommen, dürfte sich in dieser Form nicht wiederholen.

Wird Joachim Löw taktisch reagieren?
Der Freiburger hat sich schon als Fachmann für den Wandel im laufenden Prozess empfohlen. Auf dem Weg zum WM-Titel 2014 etwa hat er das Vakuum mit der Rücknahme Philipp Lahms aus dem Mittelfeld sehr sinnvoll gefüllt. Löw könnte gegen Schweden auf eine Dreierkette umstellen, um defensiv mehr Stabilität zu erzielen. Es war das Erfolgssystem beim Gewinn des Confed Cups im vergangenen Jahr. Dass er in aller Radikalität Umwälzungen vornimmt, scheint jedoch ausgeschlossen. Er sagt: „An unserer Linie halten wir fest.“

Wer spielt?
Entscheidend ist, sowohl in der Offensive als auch Defensive mehr Spritzigkeit und Dynamik in die Aktionen zu bringen. Teammanager Oliver Bierhoff kündigte schon mal „Impulse“ an. Der Bundestrainer sollte ernsthaft in Erwägung ziehen (oder es direkt umsetzen), einen Platz für WM-Debütant Marco Reus in der Startformation zu schaffen. Als Streichkandidaten gelten verdiente Größen wie Thomas Müller und Mesut Özil, dessen Körpersprache keinen Anlass zu großer Turnierhoffnung gab. Ilkay Gündogan und Leon Goretzka drängeln in die Mannschaft, zumal der ebenso verdiente, zum Auftakt aber unpässliche Sami Khedira seine Eitelkeiten nicht pflegen will, sollte es der Mannschaft dienen.

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