Baskets-Präsident im Interview "Wir wollen behandelt werden wie alle"

Bonn · Baskets-Präsident Wiedlich über Reaktionen auf die BBL-Studie, Verantwortung und städtische Kurskorrekturen.

 Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich bei der Präsentation des von der BBL in Auftrag gegebenen Gutachtens. FOTO: JÖRN WOLTER

Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich bei der Präsentation des von der BBL in Auftrag gegebenen Gutachtens. FOTO: JÖRN WOLTER

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Die Wissenschaft hat festgestellt, ... dass Bonn von den Baskets profitiert. So steht es in der von der Basketball-Bundesliga in Auftrag gegebenen Studie "Die ökonomische und gesellschaftliche Wirkung der Telekom Baskets Bonn". Gut zwei Wochen nach der Präsentation der Studie sprach Tanja Schneider mit Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich.

Hat es inzwischen Reaktionen gegeben - von der Stadt, den Parteien, die beim Präsentationstermin allesamt fehlten, oder von den anderen Basketball-Bundesligisten?
Wolfgang Wiedlich: Nein. Alle Bundesligisten stecken mitten in der Saisonvorbereitung, und ich vermute, dass Bonns Politiker zurzeit ebenfalls andere, zum Beispiel Haushaltssorgen haben.

Werden Sie für sich und Ihren Verein Konsequenzen aus diesem Gutachten ziehen und etwas verändern?
Wiedlich: Ich wüsste spontan nicht, was wir verändern sollten. Die Studie bescheinigt uns ja nicht, dass wir auf einem schiefen Weg sind.

Sie könnten zum Beispiel Gelder verlagern von der Nachwuchsförderung in den Bundesligaetat, um dort konkurrenzfähiger zu werden . . .
Wiedlich: Ich glaube nicht, dass diese Idee bei uns konsensfähig wäre und unserem Selbstverständnis entspräche. Man hat als Club auch eine gesellschaftliche Verantwortung, gerade der Basketball eignet sich hervorragend als Integrationsvehikel im Jugendbereich.

Die zahlengestützte Hauptaussage des Gutachtens ist: "Bonn profitiert von den Baskets." Umgekehrt kann man das wohl eher nicht behaupten. Was hätte denn aus Ihrer Sicht in der Vergangenheit besser laufen können oder müssen?
Wiedlich: Wir haben ja in Bonn eine grundsätzliche Sportförderkrise, und wir sind nur ein Teil des Bonner Sports, und wenn ich von "wir" spreche, meine ich ausschließlich unseren Telekom Baskets Bonn e.V. mit seinen 500 Kindern und Jugendlichen, nicht den Profisport in der Bundesliga. Im Ausbildungszentrum schlägt der Puls der Baskets und brennt das Licht am längsten, dazu kommen Kapitaldienst, Heizung, Reinigung. Eben, wie von den Forschern ausgerechnet, rund eine halbe Million Euro.

Glauben Sie, das Gutachten verändert die Haltung im Rathaus?
Wiedlich: Es handelt sich nicht um ein von uns bestelltes Gutachten, sondern um eine Studie, die von der Liga bei Wissenschaftlern angeregt wurde. Wir waren nur das Forschungsobjekt. Ihre Frage ist eine politische. Ich glaube, dass wir bald einige Kurskorrekturen zugunsten des Sports erleben werden. Wir möchten letztlich mit einer quasi vereinseigenen Anlage wie dem Ausbildungszentrum nur so behandelt werden wie andere Vereine auch.

Sport- und Bäderamtschef Martin Herkt hat zumindest einen "neuen" Dialog angekündigt. Wie könnte der aussehen und was erwarten Sie von einer Stadt mit leerer Kasse?
Wiedlich: Das Angebot nehmen wir, sobald die Saison gestartet ist und wir den Kopf freihaben, natürlich an. Ich denke, eine erste vertrauensbildende Maßnahme ist es, mit der Stadt zu sprechen und nicht der Stadt über die Zeitung Forderungen mitzuteilen.

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