Interview mit Baskets-Manager Michael Wichterich "Wir können teilen"

BONN · Viel früher als gedacht haben die Telekom Baskets Bonn ihr Saisonziel in der Basketball-Bundesliga erreicht. Seit dem 70:59-Sieg am Sonntag gegen die EWE Baskets Oldenburg steht fest, dass sie zum 17. Mal in 19 Bundesligajahren in der Playoff-Runde stehen.

 Großen Anteil am Erfolg hat für Michael Wichterich (links) Trainer Mathias Fischer.

Großen Anteil am Erfolg hat für Michael Wichterich (links) Trainer Mathias Fischer.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Eine beachtliche Bilanz, die nur von Alba Berlin übertroffen wird. Der Weg soll für die Bonner aber noch nicht zu Ende sein. Bis zum Ende der Hauptrunde wollen sie sich erstmals seit 2009 wieder das Heimrecht in einer Viertelfinalserie sichern. Mit Manager Michael Wichterich sprach Gerhard Mertens.

Wurde am Montag bei den Baskets ein bisschen gefeiert?
Michael Wichterich: Es ist auf jeden Fall stark, dass wir fünf Spieltage vor Ende der Hauptrunde die Playoffs perfekt gemacht haben, aber das war kein Grund zum Feiern. Wir haben am Wochenende in Oldenburg einen ganz wichtigen Wettbewerb vor uns, auf den wir uns voll konzentrieren. Und dann verbleiben ja noch die fünf restlichen Bundesligaspiele, um wirklich das zu schaffen, was vor der Saison illusorisch oder vermessen schien: Mit Platz vier das Heimrecht im Viertelfinale zu erkämpfen. Das war auch vorher schon stärker in den Köpfen der Spieler als den Playoff-Einzug an sich perfekt zu machen.

Den frühen Zeitpunkt hatten Sie aber nicht erwartet, oder?
Wichterich: Das sicherlich nicht, vor allem, wenn man bedenkt, wie kompakt und stark sich die Liga vor der Saison dargestellt hat. Wir haben davon profitiert, dass Vereine wie Quakenbrück und Oldenburg beständige Schwächeperioden durchlebt haben, die man von der Kader-Zusammenstellung her nicht erwarten konnte.

Aber man muss fähig sein, das zu nutzen. Wie ordnen Sie die Leistung Ihrer Mannschaft ein?
Wichterich: Wir haben gegen die vermeintlich schlechteren Teams sehr konstant gespielt, das war unsere besondere Qualität. Die Konkurrenz hatte da größere Probleme. Diese Qualität müssen wir aber in den kommenden Spielen gegen Bremerhaven und Tübingen wieder bestätigen.

Was macht denn das Spiel der Baskets aus Ihrer Sicht aus?
Wichterich: Ich denke, wir sind einfach gut. Es ist immer schwierig zu sagen, ob man individuell besser ist als etwa Oldenburg oder Artland, aber wir haben auf jeden Fall eine Qualität als Mannschaft, die deutlich besser ist. Wir haben die besondere Fähigkeit, teilen zu können. Verantwortung etwa - und ganz wichtig: Erfolg und Misserfolg gleichermaßen. Es gibt keinen bei uns, der für seine Statistik spielt und bei schlechten Spielen mit dem Finger auf andere zeigt. Wir sind immer wieder in der Lage, Spieler, die keinen guten Tag erwischt haben, zu kompensieren. Dann springen andere in die Bresche. Diese Homogenität ist schon außergewöhnlich. Das ist auf jeden Fall der Schlüssel zum Erfolg in diesem Jahr.

Welchen Anteil daran hat Trainer Mathias Fischer?
Wichterich: Einen großen. Einer muss die Mannschaft ja in dem angesprochenen Sinne führen, die Richtung vorgeben und dann dafür sorgen, dass es auf und neben dem Feld umgesetzt wird. Und da macht Mathias einen starken Job. Diese Homogenität zeichnet nicht nur den engeren Kreis der Mannschaft aus, sondern schließt alle Beteiligten im Umfeld ein, wie zum Beispiel die medizinische und athletische Betreuung. Wir hatten bisher sehr, sehr wenig Ausfälle.

Verschwenden Sie einen Gedanken an das Erreichen des Halbfinals?
Wichterich: Wir müssen einen Schritt nach dem anderen machen. Aber wenn man Platz vier erreichen will, dann hat das ja einen bestimmten Grund, nämlich die Chancen für das Erreichen des Halbfinals zu erhöhen. Gerade in dieser Saison präsentieren wir uns zu Hause konstant gut. Platz vier wäre ein großer Schritt, zumindest die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, ins Halbfinale zu kommen. Aber in einer Serie muss man als Mannschaft in der Lage sein, den Extra-Gang zu finden. In vielen Spielen haben wir das geschafft, aber eine Serie ist noch einmal was ganz anderes. So weit sind wir aber noch nicht. Es sind noch drei harte Wochen zu spielen, dann sehen wir weiter.

Wie bewerten Sie das Restprogramm im Vergleich mit Ulm?
Wichterich: Auf dem Papier haben wir es ein bisschen leichter, aber Bremerhaven hat viel Schwung entwickelt. Das wird kein Selbstläufer. Und in Hagen müssen wir auch erst einmal gewinnen. Die liegen uns nicht so. Wir brauchen drei Wochen volle Konzentration, und wenn es am letzten Spieltag gegen Ulm um Platz vier geht, dann ist das eine super Ausgangslage.

Zur Person

Michael Wichterich (42) ist seit September 2014 hauptamtlicher Sportmanager der Baskets. Der Diplom-Volkswirt begann seine Basketball-Laufbahn beim Godesberger TV, spielte von 1993 bis 2002 für den Rhöndorfer TV in der 1. und 2. Bundesliga und war dort bis zum Wechsel nach Bonn als Geschäftsführer tätig.

Kampf um Platz vier

Restprogramm:

4. Ratiopharm Ulm: Oldenburg (17. April/A), Berlin (19. April/H), Trier (24. April/A), Bamberg (26. April/H), Bonn (30. April/A).

5. Telekom Baskets: Bremerhaven (17. April/A), Tübingen (19. April/H), München (24. April/H), Hagen (26. April/A), Ulm (30. April/H).

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