Telekom Baskets Bonn Wilde Fahrt in Hagen

HAGEN · Die Telekom Baskets Bonn gehen von Platz vier aus und mit Heimrecht in die erste Playoff-Runde der Basketball-Bundesliga. Sie gewannen bei Phoenix Hagen mit 101:99 (20:23, 18:18, 31:11, 12:29, 11:11, 9:7).

Völlig frei kommt Baskets-Youngster Florian Koch zum Korbleger.

Völlig frei kommt Baskets-Youngster Florian Koch zum Korbleger.

Foto: Lutz Matthias

Am Ende fasste der offensichtlich bediente Hagener Hallensprecher die 50 Minuten mit den Worten zusammen: "101:99 für Bonn - warum auch immer." Nach doppelter Verlängerung beendete der "eingeflogene" Ryan Brooks nach schönem Anspiel von Benas Veikalas die Partie und beantwortete die Frage: Kann man mit 29 Ballverlusten ein Spiel gewinnen? Man kann.

Am Donnerstag (20 Uhr, Telekom Dome) erwarten die Baskets Ratiopharm Ulm, aktueller Tabellenfünfter und bis dato Bonner Gegner in den Playoffs. Allerdings lauern die Frankfurt Skyliners noch in Schlagdistanz. Besiegt Bonn also Ulm und gewinnt Frankfurt sein letztes Spiel in Tübingen, würde Mathias Fischer mit seinem Team im Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft gegen Frankfurt antreten. "Mir ist egal, gegen wen wir spielen", sagte Fischer nach Spielende. "Ich will das letzte Spiel gewinnen und mit Rückenwind in die Playoffs starten." Ein kleines Zwischenfazit zog er schon einmal: "Ich bin sehr stolz darauf, wie diese Saison für uns gelaufen ist. Schön, dass wir endlich mal wieder eine Serie zu Hause anfangen können. Wir werden bereit sein."

Bereit, das waren die Baskets in Hagen nicht unbedingt. Sie kamen nicht recht ins Spiel. Von den Trefferquoten, die sie am Freitag beim Sieg gegen München aufgelegt hatten, waren sie meilenweit entfernt. Es war ohnehin ein Spiel unter speziellen Vorzeichen. Eines dieser Vorzeichen war unter der Woche per Post beim Bonner Fanclub angekommen. Ein Päckchen von den Hagener "Fan-Kollegen". Inhalt: Provokationen. Folge: Polizeipräsenz in und um die Enervie-Arena. Die sportlichen Vorzeichen: Der Tabellenvierte, der zwei Tage zuvor den FC Bayern besiegt hatte, trat beim 13. an, der in der kompletten Saison nur zwei Heimspiele gewinnen konnte, davon eines kampflos am grünen Tisch (Crailsheim). Doch egal, wie die Vorzeichen waren: Spiele in Hagen sind für die Telekom Baskets immer ein zähes Geschäft.

Die Führung wanderte im ersten Viertel auf der Anzeigetafel hin und her, im zweiten Spielabschnitt behielten die aggressiveren Hagener die Oberhand in Zahlen und gingen mit einer 41:38-Führung in die Kabine.

Nach der Pause kamen die Baskets besser ins Spiel. Mädrich sorgte mit vier Punkten in Folge für den Führungswechsel (42:41, 21.). Zwei verwandelte Freiwürfe von Mädrich, zwei von Mangold - und die Halle spürte, dass ihr Team drohte, den Anschluss zu verlieren. Nur Larry Gordon hielt die Feuervögel in der Partie.

Jetzt hatten die Baskets zu ihrem Spiel gefunden, das auch keine Hagener Hektik zu stören vermochte. Der Ball wanderte, bis er die beste Option gefunden hatte. Klimavicius vollendete ganz stark zum 69:52 für Bonn. Hagens Trainer Ingo Freyer bat sein Team zum Gespräch, und die Bonner Bank, die angesichts des Klimavicius-Korbs begeistert aufgesprungen war, kam fast bis zur Feldmitte um die Kollegen in Empfang zu nehmen. Der litauische Center hatte sich einen Klaps von Spielmacher Geno Lawrence verdient. Zum Ende des Viertels führten die Gäste mit 17 Punkten (69:52). Komfortabel? Nicht in Hagen.

Diverse wilde Hagener Würfe und Bonner Ballverluste später schoss Gordon den letzten Angriff am Korb vorbei, Caloiaro griff sich den Rebound - Verlängerung. "Ich kann nur sagen, dass ich froh bin, dass wir wieder die Nerven behalten und uns am Ende durchgesetzt haben", sagte Fischer. Behalten hatte sein Team die Nerven vielleicht nicht, aber immerhin wiedergefunden. In der Verlängerung waren die Bonner schon mit acht Punkten vorn, ehe Todd Brown und Dino Gregory deutlich machten, dass sie noch so viel Spaß an diesem Spiel hatten, dass sie mehr davon wollten. Bekamen sie. Ein Gordon-Dreier zum 92:92, ein geklauter Ball gegen Lawrence, aus dem Hagen-Youngster Niklas Geske kein Kapital schlagen konnte. Und weiter ging die wilde Fahrt.

Brown eröffnete das Zählen in Verlängerung zwei, Angelo Caloiaro antwortete von draußen (95:94, 46.). Schrittfehler hüben wie drüben. Veikalas rannte sich fest, Nixon traf per Dreier - wie auch sonst - zum 99:99. Und alle richteten sich auf die dritte Verlängerung ein. Fast alle. Brooks flog auf Einladung von Veikalas zur Bonner Siegesfeier ein.

Die fand nach der Rückreise bei der Ankunft in Bonn ihren Höhepunkt, als Baskets-Fans den Mannschaftsbus am Telekom Dome mit Bengalos, Trommeln und Sprechchören empfingen.

Die Statistik

Phoenix Hagen: Gordon 29/2 Dreier, Brown 25/4, Ramsey 9, Gregory 15, Geske 4, Nixon 13/3, Bleck, Igbavboa 4.

Telekom Baskets: McConnell 4/1, Mädrich 15, Veikalas 16/2, Brooks 12/1, Caloiaro 13/2, Lawrence 9/1, Klimavicius 13, Koch 6, Wachalski 6.

Trefferquote: Hagen 43 Prozent (37/87), Bonn 55 Prozent (35/64). Dreierquote: Hagen 35 Prozent (9/26), Bonn 35 Prozent (8/23). Freiwurfquote: Hagen 62 Prozent (16/26), Bonn (23/34). Rebounds: Hagen 37 (Bester: Gordon 13), Bonn 49 (Bester: Klimavicius 14). Assists: Hagen 18 (Bester: Geske 8), Bonn 26 (Beste McConnell und Veikalas 5). Ballgewinne: Hagen 15, Bonn 6. Ballverluste: Hagen 13, Bonn 29. Fouls: Hagen 26, Bonn 21. Zuschauer: 3145.

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