Manager der Telekom Baskets Wichterich findet Pleite der Baskets "erbärmlich"

BONN · Telekom-Baskets-Manager Michael Wichterich kritisiert sein Team nach dem peinlichen 56:103 scharf. Es war die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte.

Paris ist keine Reise wert – zumindest für die Telekom Baskets Bonn. Nach dem 56:103 bei Nanterre 92 ist das Weiterkommen in der Fiba Champions League nur noch etwas für Träumer, die Zahlen sind ein Alptraum für Baskets-Anhänger: 47 Punkte Differenz – in Worten: siebenundvierzig – bedeuten die höchste Niederlage in der Geschichte der Telekom Baskets Bonn. Die 57:81-Hinspielniederlage aus dem vergangenen Oktober hinzugerechnet, ergibt sich ein mit 71 Punkten verlorener direkter Vergleich gegen die Franzosen, die den Baskets so überhaupt nicht liegen – ob mit oder ohne den Ex-Baskets-Center Julian Gamble.

Trainer Predrag Krunic suchte am Tag danach schon früh den Weg ins Büro. Seinen Spielern hatte er nach der Rückkehr am frühen Morgen den freien Tag trotz des Debakels gelassen. Vielleicht mochte man sich auch einfach mal einen Tag nicht sehen und musste die Angelegenheit sacken lassen. An der sonst so lebhaften Social-Media-Front hielten sich die Bonner Spieler mehrheitlich in der Deckung.

„Das sah erbärmlich aus. Ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein“, sagte Baskets-Sportmanager Michael Wichterich. „So darf sich keine Bonner Mannschaft in den nächsten zehn Jahren noch einmal präsentieren.“ Wie die Reaktion nach dem Spiel ausgesehen hatte, wollte er nicht genauer beschreiben – es braucht nach dieser deutlichen Aussage aber auch nicht viel Fantasie, es sich vorzustellen. „Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem die Leistung nicht mehr akzeptabel ist. Es muss eine Reaktion geben. Von der Vereinsführung und dem Team.“

Wichterich kritisiert wie schon so oft die Tatsache, dass das Energielevel nach zwei bis drei ordentlichen Partien sinkt. „Dann wird alles für selbstverständlich gehalten. Wir haben immer noch nicht verinnerlicht, dass wir immer 100 Prozent geben müssen, bei 85 Prozent sind wir keine gute Mannschaft.“ Dabei betonte er ausdrücklich, dass es am Training nicht liege. „Mit dem Energielevel aus dem Training würden wir anders aussehen – umso weniger verstehe ich, dass man sich zum Höhepunkt der Woche so präsentiert.“

Baskets waren viel zu langsam

Ist nicht der Trainer dafür verantwortlich, den Spielern das zu verdeutlichen? „Dafür sind wir alle verantwortlich – und nicht zuletzt jeder Spieler selbst mit seiner Berufsauffassung“, sagt Wichterich, der das Problem nicht in der Mehrfachbelastung durch die Wettbewerbe sieht.

Die viel zu langsamen Baskets waren im Pariser Vorort von Beginn an auf verlorenem Posten. Nanterre zerlegte das Team mit beeindruckendem Passspiel schnell in seine Einzelteile. Zur Halbzeit betrug der Rückstand 26 Punkte, danach ein kurzes Aufbäumen und ein beinahe ausgeglichenes drittes Viertel (21:24), doch dann schossen die versierten Dreierspezialisten die Baskets endgültig aus der Halle. „Der Boden musste starren Blicken standhalten“, erzählt Wichterich dann doch. „Heutzutage kann man jedes Spiel live sehen – insofern weiß jeder Spieler, dass er sich mit reichlich Publikum blamiert hat. Das kann niemand auf die leichte Schulter nehmen.“

Die Situation ist „gefühlt absurd“, findet Wichterich: „Wir sind in drei Wettbewerben noch im Rennen. In Schlagdistanz zu den Playoffplätzen, im Pokalhalbfinale – und den Europe Cup können wir auch noch gewinnen.“ Das Weiterkommen in der Champions League ist nach der Naterre-Niederlage beinahe utopisch. Bonn müsste seine vier noch ausstehenden Partien gewinnen und bräuchte Schützenhilfe. Wenn die Baskets aber am kommenden Dienstag im Telekom Dome den Tabellensiebten Fribourg Olympic schlagen, wäre die Teilnahme an der „Trostrunde“ der Champions League als Gruppenfünfter oder -sechster zumindest sicher. Das Problem: Es kommt ein Gegner, den man hervorragend unterschätzen kann.

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