Telekom Baskets Bonn Videobeweis bringt Baskets gegen Braunschweig den Sieg

BONN · Über dieses Spielende, über diesen unglaublichen Wurf wird man noch lange diskutieren. Ein Wurf, der den Telekom Baskets Bonn in der Basketball-Bundesliga einen ebenso glücklichen wie wichtigen 75:72-Erfolg (29:18, 24:20, 12:24, 10:10) bei den Löwen Braunschweig sicherte und sie selbstbewusst in das Heimspiel am Ostermontag (17 Uhr, Telekom Dome) gegen die EWE Baskets Oldenburg gehen lässt.

Als beim Stande von 72:72 und 4,5 Sekunden Restspielzeit alles auf eine Verlängerung hindeutete, schlug in der nur mit 2629 Zuschauern gefüllten Braunschweiger Volkswagenhalle die Stunde von Benas Veikalas. Der Bonner Scharfschütze wurde von Ryan Brooks hinter der Dreierlinie angespielt. Fangen und blitzschnell werfen waren eine Bewegung bei dem Litauer. Das Leder flog im hohen Bogen in Richtung Korb, titschte ans Brett und dann durchs Netz - Sieg.

Wirklich? Die Braunschweiger und nicht zuletzt die Schiedsrichter hatten Zweifel. Denn in den Wurf des Litauers hinein war die Schlusssirene erklungen. Gültig oder nicht gültig? Das war die Frage. "Buzzer Beater" (Treffer vor Ablauf der Uhr) oder nicht? Während die Bonner Spieler ihren Glücks-Schützen feierten, der siegesgewiss jubelte, zogen Moritz Reiter und Mathias Rucht die Videobilder zu Rate. Seit dieser Saison gibt es die Möglichkeit, sich bei strittigen Entscheidungen ein sogenanntes "Instant replay" (sofortige Wiederholung) der betreffenden Aktion anzuschauen.

Doch die Bilder stellten die beiden Unparteiischen vor ein schwer zu lösendes Rätsel. Sie schauten sich die Szene fast zwei Minuten lang mehrmals an, bis Moritz Reiter schließlich aufs Feld zurückkehrte und beide Hände mit ausgestreckten Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger nach oben reckte: Dreier und Sieg für Bonn. Ob sie richtig lagen, werden auch die Bonner Fans an den Computern zu Hause nicht wirklich zweifelsfrei entscheiden können.

Für einen gültigen Treffer hätte der Ball Veikalas' Hand verlassen haben müssen, bevor die Schlusssirene ertönte und die Umrandung der Bretter rot aufleuchtete. Aber auch das Studium mehrerer Zeitlupen lässt keine eindeutige Beurteilung zu. Möglicherweise hatte der Ball die Hand gerade verlassen, möglich ist aber auch, dass die Fingerspitzen des Schützen noch den letzten Druck auf das Leder ausübten. Die Referees entschieden dann wohl im Zweifel für den Schützen und schickten ausgelassene Bonner auf die Heimreise an den Rhein.

Mathias Fischer jubelte jedoch verhalten und musste "zwei-, dreimal kräftig durchatmen". Dem Baskets-Trainer war die zweite Halbzeit auf den Magen geschlagen. Vor der Pause hatte seine Mannschaft das Spiel souverän kontrolliert und führte kurz vor der Pause mit 19 Punkten Vorsprung: 53:34. Kurz nach dem Seitenwechsel (22.) war das Polster beim 58:40 noch 18 Punkte dick. "Wir haben in der Kabine klar gesagt, dass wir dem Gegner keine Chance geben wollen, ins Spiel zurückzukommen", erklärte Fischer. Doch unterbewusst hätten seine Spieler sich wohl zu sicher gefühlt.

Braunschweig verteidigte aggressiver, attackierte entschlossen den Korb und holte gegen zu entspannt auftretende Bonner Punkt um Punkt auf. Fischer: "In solchen Situationen ist es dann sehr schwer, den Schalter wieder umzulegen." Die Löwen kamen durch einen 16:0-Lauf auf 56:58 heran. Die Baskets gaben nun zumindest in der Verteidigung Gas.

Mit dem Ergebnis, dass beide Mannschaften kaum noch zu Korberfolgen kamen und sich in den letzten zwei Minuten neutralisierten. Bonn profitierte sicherlich davon, dass Braunschweigs Bester Kyle Visser wegen einer Hüftverletzung nicht mehr mitspielen konnte. Als Trent Lockett den letzten Löwen-Angriff nicht erfolgreich abschließen konnte und Immanuel McElroy die Uhr beim Gegenzug der Baskets durch ein Foul an Eugene Lawrence bei 4,5 Sekunden stoppte, nahm Fischer seine letzte Auszeit, die den entscheidenden Spielzug vorbereitete: Einwurf auf Brooks, Pass auf Veikalas, Wurf, Sirene, Treffer, Sieg.

"Gegen Oldenburg müssen wir besser spielen - über 40 Minuten", blickte Fischer dem Ostermontag entgegen. Ein Erfolg gegen den Viertelfinalgegner der vergangenen beiden Jahre, und die Bonner würden auf jeden Fall ihren fünften Platz festigen. Bei einer Niederlage Ulms gegen München, würden die Baskets nach Punkten mit dem Tabellenvierten gleichziehen.

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