Marqus Blakely US-Basketballprofi im Visier der Dopingfahnder

BONN · Marqus Blakely - zunächst stellten die Telekom Baskets Bonn den US-Basketballprofi als Neuzugang vor, verzichteten aber auf eine Verpflichtung. Offiziell hieß es, Blakely sei beim medizinischen Check durchgefallen. Jetzt kam der wahre Grund an die Öffentlichkeit: Ende Dezember 2012 wurde ihm die in Marihuana enthaltenen Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) nachgewiesen.

Statt des Bonner Basketball-Bundesligisten nahm kurz darauf der Ligakonkurrent Neckar Riesen Ludwigsburg den Spieler unter Vertrag. In Ludwigsburg hat Blakely nun plötzlich seinen Vertrag aufgelöst - offiziell "aus familiären Gründen". Wenige Tage zuvor war er nach einer Top-Leistung beim überraschenden Ludwigsburger Auswärtssieg in Tübingen im Auftrag der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) getestet worden. Das Ergebnis der Dopingkontrolle steht noch aus.

Wer wissen will, was die deutsche Basketball-Fangemeinde so denkt und fühlt, der ist beim Internet-Portal "schoenen-dunk.de" bestens aufgehoben. Seit Wochen regt dort die muntere Vereinswechselei des 24-jährigen US-Spielers Marqus Blakely zum Grasgeflüster an.

So schrieb "bbforafterlive" am 11. Januar: "Was ist das denn?? In Bonn aussortiert und in Ludwigsburg genommen?? Das ist ja der Witz der Saison!! Herzlich willkommen!!" Ein gewisser "Gilardino1206" reagierte prompt: "Das Gras, was man in Bonn nachweisen konnte, lässt sich jetzt vielleicht nicht mehr feststellen.

Oder man hofft, dass der Spieler nicht getestet wird. Gamble, aber könnte klappen." Daraufhin postete "Lux", der sich als Fan der Walter Tigers Tübingen outet, die Liga-Pause durch den All Star Day käme Ludwigsburg sicher sehr gelegen, um "ein wenig Gras über die Sache wachsen zu lassen".

Basketball-Deutschland spekuliert also wild über eine mögliche Antwort auf die Frage, warum die Telekom Baskets zum Jahresende meldeten, dass ihr Wunschkandidat Blakely, der den geschassten Patrick Ewing jr. ersetzen sollte, den medizinischen Test nicht bestand - aber nur zwei Wochen später bei den Neckar Riesen Ludwigsburg anheuerte und dort für toppfit erklärt wurde.

Vorvergangene Woche lieferte der Modellathlet prompt ein starkes Spiel in Tübingen, war mit Abstand effektivster Spieler im Trikot der Neckar Riesen und befreite seinen neuen Verein vorerst von den Abstiegssorgen. Selbst auf der offiziellen Website der Basketball-Bundesliga (BBL) wollte man sich anschließend den provozierenden Seitenhieb auf Bonn nicht verkneifen: Eine spektakuläre Blakely-Szene im Top-10-Video wurde mit dem ironischen Satz untertitelt: "Sieht doch ganz gesund aus." Tage später löschte die BBL den süffisanten Subtext.

Am vergangenen Freitag teilte Ludwigsburg überraschend mit, dass der Neuzugang ab sofort nicht mehr zur Verfügung stehe: "Marqus Blakely bat aus familiären Gründen um eine Vertragsauflösung. Mit Bedauern reagieren die Neckar Riesen auf den persönlichen Wunsch des Spielers."

[kein Linktext vorhanden]Inzwischen hören die deutschen Basketball-Fans das Gras wachsen, und folgerichtig wurde jetzt auf Facebook gepostet, dass das Supertalent mit NBA-Erfahrung nicht etwa wegen Verschleißerscheinungen des Bewegungsapparates durch den Bonner Medizin-Check gefallen war, sondern offenbar wegen des Konsums von Marihuana. Der in der Hanfpflanze enthaltene Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) gilt als Dopingmittel.

Nachdem die Telekom Baskets wegen ihrer Akribie unverschuldet zum Gespött der Basketball-Nation geworden waren, gab Präsident Wolfgang Wiedlich am Montag auf Anfrage seine gewohnte Zurückhaltung auf und brach mit dem ursprünglichen Entschluss des Vereins, im Interesse der sportlichen Zukunft des Spielers den konkreten Inhalt des Medizin-Checks nicht an die große Glocke zu hängen: "Als der THC-Test zweimal positiv ausfiel, gab es für uns keine andere Wahl, als unseren Wunschkandidaten wieder nach Hause zu schicken. Wir hatten auch die BBL darüber informiert. Und als ich hörte, dass die Neckar Riesen Marqus Blakely verpflichten wollen, habe ich den Ludwigsburger Vorsitzenden Alexander Reil angerufen und ihn über unser Ergebnis informiert."

Der Bonner Internist Peter-Martin Klassen, einer der beiden Teamärzte der Telekom Baskets, sagte anschließend auf GA-Anfrage: "Mich hat an dem Tag der Ludwigsburger Kollege Christoph Lukas angerufen und nach unseren Tests gefragt. Ich sagte ihm, es seien ordentliche THC-Konzentrationen gewesen, und dass ich den Spieler deshalb sehr kritisch sähe."

[kein Linktext vorhanden] Der Kollege habe "Ich auch" geantwortet. Klassen: "Aber der Ludwigsburger Arzt sagte außerdem, dass die Vereinsführung das nicht störe, auch der Trainer sei über das Problem informiert." Was der Bonner Mediziner, seit 14 Jahren Teamarzt der Baskets, empörend findet: "Wenn sich der Verdacht erhärten sollte, dass Blakely von den Ludwigsburgern wider besseres Wissen eingesetzt wurde und das System Bundesliga keine Konsequenzen daraus zieht, dann können wir uns doch unsere strengen vereinsinternen Tests komplett sparen."

Auf Anfrage des GA in Ludwigsburg sagte Lukas, zugleich Vorsitzender des Deutschen Basketballärzte e.V.: "Bitte verstehen Sie das: Ich bin an die ärztliche Schweigepflicht gebunden." Ludwigsburgs Trainer war mit wenig Fortune bis in die erste Januarwoche hinein der ehemals legendäre Rhöndorfer Spieler Steven Key, der dann als Coach von einem Tag zum nächsten von John Patrick ersetzt wurde.

Der gilt als knallharter Doping-Gegner und hatte während seiner Würzburger Zeit neben anderen auch den Ex-Bonner Patrick Flomo nach einem THC-Test aus dem Team geworfen. Hat der frischgebackene Coach etwa gemeinsam mit der Ludwigsburger Vereinsführung angesichts der Abstiegsängste das Wissen um die THC-Problematik ihres neuen Spielers geflissentlich ignoriert?

Nach GA-Informationen kreuzten nach dem spektakulären Ludwigsburger Auswärtssieg mit der Schlusssirene tatsächlich die Doping-Kontrolleure auf. Am Montag bestätigte die in Bonn ansässige Nationale Anti Doping Agentur (NADA) auf GA-Anfrage, dass am 26. Januar in der Tübinger Halle getestet wurde. "Die NADA hat dort Wettkampfkontrollen vornehmen lassen", sagte am Montag NADA-Vorstandsmitglied Lars Mortsiefer, nannte aber keine Spielernamen.

Gewöhnlich werden bei solchen Tests jeweils drei Spieler beider Teams zu Urinproben gebeten. Nach GA-Informationen zählte auch Blakely zu den getesteten Spielern. Ein Ergebnis liegt den Dopingjägern allerdings bislang noch nicht vor.

Über den brisanten Bonner Medizin-Check waren nicht nur die BBL und die Neckar Riesen informiert, sondern auch die 2011 eingerichtete Task Force der NADA. Basketballprofi Blakely steht seither im Visier der Dopingfahnder.

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