Nach dem Sieg gegen Venedig Trainerwechsel bei den Baskets zeigt Wirkung

BONN · Die Telekom Baskets haben in Italien die positive Tendenz aus dem Pokal-Halbfinale in Bamberg bestätigt. Chris O'Sheas Chancen, vom Interims- zum Cheftrainer befördert zu werden, steigen.

Martin Breunig hatte den spontanen Ausflug organisiert, TJ DiLeo gab den Reiseleiter. Am Tag nach dem 73:69-Überraschungssieg bei Umana Reyer Venedig machte der kleinen Reisegruppe Hardtberg der Telekom Baskets ein touristischer Ausflug in die eiskalte Lagunenstadt umso mehr Spaß. Der Flieger Richtung Heimat hob erst am Nachmittag ab, und so nutzten die gut gelaunten Baskets die Zeit, um auf einem ihrer vielleicht letzten Champions-League-Ausflüge dieser Saison mehr zu sehen als nur Flughafen und Basketballhalle.

Auch am Vorabend hatte DiLeo eine führende Rolle auf dem Weg zum Sieg übernommen. Nach einer wieder überschaubaren Freiwurfquote, die in Bamberg noch den Sieg gekostet hatte, war es der stellvertretende Teamkapitän, der im taktischen Geplänkel der Schlussphase von den Italienern an die Freiwurflinie geschickt wurde und dort sämtliche vier Versuche sicher verwandelte.

„Es ist ein Super-Gefühl, dass wir uns einen solchen Sieg endlich mal genommen haben. Wir haben es ja auch oft genug anders herum erlebt“, erklärte Michael Wichterich vor der Heimreise. „Eigentlich hatten wir gegen diese Hochkaräter keine Chance – wenn sie das Spiel richtig angegangen wären“, fand der Sportmanager der Baskets. „Wir waren körperlich unterlegen, haben aber von Anfang an irgendwie immer drangehangen und uns ins Spiel gebissen.“

Das war gar nicht so einfach gewesen, denn es stellten sich die kleinen und großen Schwierigkeiten ein, die das Bonner Team zuletzt immer wieder leicht aus der Bahn geworfen hatten: Strittige Schiedsrichterleistungen und daraus folgend eine problematische Foulbelastung, Wurfpech und ein wachsender Rückstand hatten zuletzt zuverlässig zu Verunsicherung geführt – was die Siegchancen nur weiter schmälerte.

Der Trainerwechsel zeigt Wirkung

Doch die Baskets blieben von alledem unbeirrt und stabil. „Je länger wir drangeblieben sind, desto mehr haben wir an uns geglaubt und das auch ausgestrahlt“, sagt Wichterich. „Die Gesichter der Venezier wurden gegen Ende ziemlich ratlos.“ Die Baskets hatten Eindruck beim Gegner hinterlassen. „Alle wollten es unbedingt“, sagte Wichterich. Ein Satz, der vor Wochenfrist noch undenkbar war.

Der Trainerwechsel zeigt Wirkung. Die Baskets bestätigten die aufsteigende Tendenz aus dem knapp verlorenen Pokal-Halbfinale bei Brose Bamberg. Der zum Interimscoach beförderte Co-Trainer Chris O'Shea schickte sein Team in beide Spiele gut vorbereitet. Er hatte nicht allzu viel verändern wollen, aber offensichtlich an den richtigen Rädchen gedreht. Das geschah hinter verschlossenen Türen. Doch auch im öffentlichen Teil, den beiden Spielen in Bamberg und Venedig, konnte er überzeugen. „Die Mannschaft agiert stark verbessert“, sagt Wichterich, „das ist ja offensichtlich. Was wir in erster Linie gefordert haben, haben wir bekommen. Unsere Mannschaft braucht Impulse – und Chris hat sie ihr gegeben.“

O'Shea ist weit davon entfernt, irgendetwas zu fordern. „Ich schaue derzeit nicht zu weit in die Zukunft, da wir schon die nächsten Aufgaben vor der Brust haben und der Fokus auf Samstag liegt“, sagt der 37-Jährige. „Gießen ist für uns mit Blick auf die BBL unheimlich wichtig. Solange der Verein möchte, dass ich diesen Posten übernehme, werde ich das tun. Für uns geht es derzeit nur darum, gut zu arbeiten, besser zu werden und mit unserem Fokus in dem Moment zu bleiben, in dem wir uns gerade befinden – zu weit nach vorne zu blicken lenkt da nur ab.“

Beim Heimspiel gegen Gießen (Samstag, 20.30 Uhr) wird er wahrscheinlich noch in der Verantwortung stehen, das bestätigte Wichterich: „Ich denke, das ist so.“ Es gibt immer noch andere Kandidaten auf den Bonner Cheftrainerposten, aber keinen dringenden Handlungsbedarf. Zudem wirken die Baskets gerade als eine Einheit mit stimmiger Chemie. Die Entscheider werden genau abwägen, ob es sich lohnt, dieses zarte Pflänzchen durch einen neuerlichen Wechsel womöglich wieder zu gefährden. „Wir werden uns nach der Heimreise erstmal zusammensetzen und das besprechen“, sagt Wichterich.

Ein neuer Spieler soll auf jeden Fall noch zum Kader stoßen. Darüber soll der neue (oder nicht mehr Interims-) Trainer mit entscheiden, insofern darf man wohl davon ausgehen, dass eine Entscheidung zeitnah fällt.

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