Playoffs in der BBL Telekom Baskets Bonn starten in Serie gegen Oldenburg

Bonn · Die Telekom Baskets starten am Sonntag gegen Oldeburg in die Playoffs der Basketball-Bundesliga. Dabei dient den Bonnern der jüngste Erfolg gegen Primus Bayern München als Katalysator.

Für alle nervösen Fans der Telekom Baskets Bonn sei gesagt: Josh Mayo hat sich schon mit dem Playoff-Ball angefreundet. Ein Dreier nach dem anderen fiel in den Korb, als der Bonner Spielmacher im Anschluss an das erste Training nach dem Playoff-Einzug noch lange in der Halle blieb, um durch stetes Wiederholen zu trainieren, was im Spiel so selbstverständlich aussieht. 104 Dreier hat der Baskets-Kapitän in dieser Saison der Basketball-Bundesliga getroffen, so viel wie kein anderer Spieler der BBL seit der Jahrtausendwende. Die Baskets werden diese Zuverlässigkeit brauchen in der Viertelfinalserie gegen Oldenburg, die am Sonntag (15 Uhr) mit der Partie beim Tabellenzweiten beginnt.

An der Stelle also, die die größte Wunde in die Historie der Baskets gerissen hat. Das war 2009 und löst auf dem Hardtberg immer noch Reflexe aus. Diejenigen, die das Ganze im Giftschrank der schlechten Erinnerungen verstaut haben und am liebsten totschweigen, sind das eine Extrem, und diejenigen, denen genau das auf die Nerven geht, weil es rückwärtsgewandt ist und außer Belastung nichts bringt, das andere.

Während Mayo wie ein Ballmaschinchen warf, machte Nate Linhart eine Aufsage in die Kamera, TJ DiLeo unterhielt sich mit Trainer Chris O'Shea. Business as usual. 2009 ist weit weg für diese Mannschaft. Dass es zur Baskets-DNA gehört, wissen diejenigen, die schon lange in Bonn spielen, wie Mayo, DiLeo, Yorman Polas Bartolo. Nate Linhart spielte damals in Österreich und sah das dramatische Finale, in dem Bonn in Oldenburg in den letzten Sekunden den schon sicher geglaubten Meistertitel verspielte. Stefan Bircevic saß irgendwo in Serbien und sah zum ersten Mal ein Spiel der Telekom Baskets.

„Ich werde der Mannschaft in der Vorbereitung auch von der Historie erzählen“, sagt O'Shea, der ein sehr sensibles Gespür für die manchmal ebenso sensiblen „Heartberger“ Befindlichkeiten hat. „Weil es zum Gesamtkontext irgendwie gehört. Mehr aber auch nicht. Wir wollen diese Serie gewinnen. Für den Verein, die Fans, für uns. Einen vor zehn Jahren verlorenen Titel holen wir dadurch aber nicht zurück.“

Also sind die aktuellen Baskets eher vorwärtsgewandt unterwegs. Auch weil sie sich das selbst ermöglicht haben. Das sah am vergangenen Freitag noch ganz anders aus. Zum 20. Mal in 23 Jahren Basketball-Bundesliga erreichten die Bonner die Playoffs. Ein stattlicher Beleg von Kontinuität in einer Liga, die auch Meister hat kommen und gehen sehen.

„Heute haben wir gezeigt, welches Potenzial in uns steckt“

Dennoch: Es fühlte sich nicht nach Erfolg an. Im Bus herrschte auf der Rückfahrt aus Würzburg Stille. „Das war gefühlt einer unserer tiefsten Tiefpunkte in dieser Saison“, sagt Martin Breunig. Und dann erklärt der Center: „Es war ein schlechtes Spiel. Mit einer Niederlage waren wir in die Playoffs gekommen, und von außen wurde an uns rangetragen, dass wir den Playoff-Einzug nicht verdienen.“

Von außen. Das heißt in diesem Fall nichts anderes als Social Media. Da wurde geätzt und gelästert. „Wir haben eine Saison mit Höhen und Tiefen gehabt“, sagt Breunig. „Und die Tiefen können wir auch nicht wirklich erklären. Aber irgendwie haben wir doch mehr Punkte geholt als andere.“ Und trotzdem hatte das Team das Gefühl, dass es noch zeigen musste, was in ihm steckt.

Im Grunde hatte O'Shea sich keine bessere Dramaturgie fürs Saisonfinale vorstellen können. Im Rückblick. Mit dem Sieg gegen München, der Platz sieben aus eigener Kraft brachte und viel Auftrieb für die Serie gegen Oldenburg. Irgendwie geboren aus einer Trotzreaktion. „Heute haben wir gezeigt, welches Potenzial in uns steckt“ sagte TJ DiLeo, als er nach der Partie das Mikrofon ergriff und den 6000 Fans in der Halle ein wenig Einblick in das Innenleben der Mannschaft gewährte. Dass DiLeo schlau Basketball spielt, kommt nicht von ungefähr: Er bedankte sich bei allen, die immer hinter der Mannschaft gestanden hatten. Alle anderen durften sich auch angesprochen fühlen. Auch er bekannte ganz offen, dass die Konstanz gefehlt hatte und manches ärgerlich gewesen war – nicht nur für die Fans. Mit seinen Worten schaffte er den Schulterschluss zwischen Team und Fans nach einer schwierigen Saison und vor einer schwierigen Aufgabe.

Am Abend vor dem ersten Training mit den neuen Playoff-Bällen hatten sich die Profis nach zwei freien Tagen beim Italiener zum Teamdinner getroffen. Da wurde zwischen Taglierini Tartufi und Involtini di Manzo bilanziert und vorausgeblickt. Auch Präsident Wolfgang Wiedlich, der seine Ansprachen ans Team generell wohl dosiert, richtete sich ans spielende Personal. „Er hat gesagt, dass er stolz auf uns ist“, erzählt DiLeo. „Das bedeutet uns viel.“ Vor Spiel eins herrscht Aufbruchstimmung. „Es hat Klick gemacht“, sagt Breunig.

Den Beweis, dass er und seine Truppe einen Underdog nicht unterschätzen, können sie jetzt nicht mehr antreten. Da kommt vor der Sommerpause kein Underdog mehr, nur noch dicke Brocken. Die liegen Bonn eher. Gegen alle Playoff-Teams haben die Baskets mindestens ein Spiel gewonnen, außer gegen Berlin – und Oldenburg. Das ist die Rechnung, die dieses Team noch offen hat. Nicht die von 2009.

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