Telekom Baskets Bonn TJ DiLeo verlängert Vertrag - Josh Mayo geht wohl

BONN · Die Telekom Baskets Bonn haben an diesem Mittwoch eine Personalie bekannt gegeben. TJ DiLeo wird seinen Vertrag um zwei Jahre verlängern. Teamkapitän und Spielmacher Josh Mayo verlässt laut Medienberichten den Verein.

Zurückhaltend, vorsichtig, vielleicht sogar misstrauisch. Hätten Vereine Charaktereigenschaften, diese drei gehörten zu denen der Telekom Baskets Bonn. Insofern war es mehr als bemerkenswert, dass Michael Wichterich sich bei der Saisonabschlussveranstaltung für einen Spieler sehr weit aus dem Fenster lehnte: „Wenn TJ DiLeo zurückkommen will, kommt TJ DiLeo zurück“, sagte der Sportmanager des Basketball-Bundesligisten und drückte so ungewohnt deutlich die Wertschätzung für einen einzelnen Spieler aus.

TJ DiLeo will. Gestern gaben die Baskets die Vertragsverlängerung mit dem 29-jährigen Publikumsliebling bekannt. Der Aufbauspieler unterschreibt einen Zweijahresvertrag mit einer Ausstiegsoption im Sommer 2020. Josh Mayo hingegen werden die Bonner Fans nicht wiedersehen – es sei denn im europäischen Wettbewerb. Der Teamkapitän und Spielmacher erhielt offenbar kein Angebot mehr. Gestern meldeten italienische Medien „fumata bianca“, weißen Rauch, beim Erstligisten Pallacanestro Varese. Mayo soll dort einen Zweijahresvertrag erhalten haben. Die Italiener von der Schweizer Grenze spielen – wie die Baskets – in der Qualifikation zur Champions League.

Während auf dem Hardtberg die Pressemitteilung mit der Vertragsverlängerung rausging, war DiLeo zu Hause in Cinnaminson, einem 15 000-Einwohner-Städtchen in New Jersey, auf dem Weg in die Halle zum Training. Er hatte sich ein wenig Zeit mit seiner Entscheidung gelassen. „Ich wollte mir auch andere Angebote anhören“, erklärt er und der Wind pfeift durch sein Mobiltelefon. „Für ein bisschen mehr Geld hätte ich Bonn nicht verlassen, aber ein Top-Team wäre vielleicht eine Option gewesen.“

Er hat die Möglichkeit einbauen lassen, dass er nach einem Jahr aus dem Zweijahresvertrag aussteigen kann. Das passt irgendwie zu dem reflektierten Sohn einer Basketball-Familie. „Ich will mich noch einmal verändern können – wenn ich das dann will.“ Bonn ist erst seine zweite Station in Deutschland. Er wechselte 2016 von den Giessen 46ers ins Rheinland, davor spielte er bis 2013 an der Temple University in Philadelphia.

Er sagt, dass es Alternativen zu Bonn gegeben habe in diesem Sommer, aber nichts, was ihn aus Bonn weggelockt hätte. „Mein Herz hat die Entscheidung getroffen“, sagt der Deutsch-Amerikaner. „Ich bin glücklich in Bonn. Club und Stadt sind in den letzten drei Jahren immer mehr zu meiner Heimat geworden.“

Neben den Alternativen war auch die Trainerfrage von Bedeutung für DiLeos Entscheidung. „Ich wollte schon wissen, wer uns in der nächsten Saison coacht. Als klar war, dass es Thomas Päch wird, habe ich mich gefreut. Es hat auch nicht lange gedauert bis zu unserem ersten Telefonat“, erzählt der vermutlich neue Kapitän der Telekom Baskets. „Er hat mich angerufen und gesagt, dass ich zu seinen Schlüsselspielern gehöre.“ Der neue Bonner Trainer hat sich nach dem 0:3 in der Finalserie gegen den FC Bayern München erst am Dienstag von Alba Berlin verabschiedet. Seine Arbeit in Bonn tritt der Assistent der spanischen Trainerlegende Aito Garcia Reneses nach einer kleinen Sommerpause an.

Auch Wichterich ist entsprechend froh, dass sich der smarte Passgeber für Bonn entschieden hat. „TJ hat sich in den letzten drei Jahren bei uns nicht nur sportlich auf dem Parkett positiv entwickelt, sondern auch als Leader in der Mannschaft“, sagt der Sportmanager. „Anderen BBL-Clubs ist das nicht verborgen geblieben. Dass er weiter Bonner bleibt, spricht für ihn und für unsere Zusammenarbeit.“ DiLeo ist einer, der vorangeht, ohne sich selbst zu wichtig zu nehmen.

Er ist ein Spieler, der nach einer durchwachsenen Saison wie der letzten auch das Mikrofon ergreifen und den Fans erklären kann, was wann warum schwierig war und dass vor den wichtigen Playoff-Spielen alle im Verein zusammenrücken müssen. Er schafft solche Schulterschlüsse. Nach dem Bekanntwerden der Vertragsverlängerung überschlugen sich die Bonner Fans in Begeisterungsbekundungen. Social Media trägt die Freude an die Ostküste der USA. „Ja, das ist schön zu wissen“, sagt DiLeo, der mit seinem Vater und seinem Cousin das erste Sommertraining in der Halle absolviert.

Zwei Wochen hatte er gar nichts gemacht und die Füße hochgelegt. „Dann war mir langweilig“, sagt er. „Meine Freundin und meine Freunde arbeiten, also hab ich wieder angefangen zu trainieren. Vormittags. Zwei Stunden.“ Sein Vater Tony war noch mit dem Draft, der Talentauswahl in der NBA, beschäftigt. Der ehemalige Trainer von Saturn Köln und der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gehört zum Trainerteam der Philadelphia 76ers. Jetzt hilft er seinen Söhnen, an ihrem Repertoire zu feilen. „Ich will den Wurf aus dem Dribbling verbessern – besonders beim Dreier. Und das Spiel ohne Ball.“

Zunächst muss er ohne seinen Lieblings-Sparringspartner auskommen. Sein Bruder Max hatte sich in den Playoffs mit Rasta Vechta eine Knieblessur zugezogen, die er noch zwei bis drei Wochen auskurieren muss. Solange muss der Cousin ran.

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