Telekom Baskets Bonn Start in die Play-offs

BONN · Benas Veikalas wirft Dreier für eine Fernsehkamera, Mathias Fischer spricht in mehrere Diktiergeräte gleichzeitig, Tony Gaffney steht dem Lokalradio Rede und Antwort, in der Interview-Warteschleife vertreiben sich Andrej Mangold und David McCray mit Würfen auf den Korb die Zeit.

Selten war das Medientraining im Telekom Dome so gut besucht. Doch das ist nicht das einzige Indiz dafür, dass die Play-offs unmittelbar bevorstehen. Konzentration und Trainingsintensität sind hoch, das Team der Telekom Baskets strahlt aus, dass es von sich überzeugt ist, dennoch herrscht eine gewisse Lockerheit. Egal, wen man fragt, Spieler und Trainer sind froh, dass es morgen (Samstag, 20 Uhr, große EWE-Arena)endlich losgeht.

"In den Play-offs ist wichtig, Kleinigkeiten richtig zu machen. Intensiv sein bei den einfachen Saschen, Rhythmus finden - dann können wir über die komplizierten Dinge sprechen", sagt Fischer. Oldenburg erzielt normalerweise viele leichte Punkte, das wollen die Baskets verhindern.

Immer wieder fallen die Namen Julius Jenkins und Rickey Paulding. Wenn man die beiden Scharfschützen nicht in den Griff bekommt, ist gegen Oldenburg kein Blumentopf zu gewinnen - geschweige denn ein Play-off-Spiel. Daher gibt es Sonderaufgaben. Zum Beispiel für Verteidigungsspezialist Andrej Mangold. "'n bisschen Paulding und Jenkins hinterherrennen", nennt er das - hört sich für das Werfer-Duo aus Niedersachsen leichter an als es ist. Wer Mangolds Gebiss in der Wade hat, hat wenig Spaß.

Viel wird auch auf Geno Lawrence, den Bonner Spielmacher, ankommen. Von ihm erwartet Fischer "alles. Er muss gut verteidigen, die Mannschaft anführen, die richtigen Entscheidungen treffen, und wir werden sehen, ob wir ihn als Scorer brauchen oder als Passgeber".

Das ist es, was die Serie bringen wird: Überraschungen. "Wir haben ein paar neue Systeme vorbereitet, Oldenburg hat sich sicher auch etwas ausgedacht", sagt der Trainer. "Die Frage ist, wer ist besser präpariert, auf Überraschendes zu reagieren? Innerhalb des Spiels und von Spiel zu Spiel", ergänzt Mangold. Er glaubt, dass Lawrence die Baskets unberechenbar macht. Das könnte der Bonner Vorteil, der X-Faktor in dieser Serie sein.

Aber zuerst die Kleinigkeiten. "Ich verlange von allen, dass sie fünf bis zehn Prozent zulegen, mehr will ich nicht. Brauchen wir auch nicht - das würde das Mannschaftsgefüge sprengen", sagt Fischer. Egal, wer dann auf welcher Seite das Heft in die Hand nimmt, Fischers Marschroute ist einfach - theoretisch: "Wir müssen ihr schnelles Spiel stören - wenn wir das schaffen, bin ich sehr zuversichtlich."

Die beiden Teams: Von McCray bis McLean - von Kramer bis Neumann

Telekom Baskets Bonn

David McCray (27 Jahre, Guard, Nummer 4): Der Back-up-Spielmacher mit den superflinken Beinen. Solider Spielaufbau, lästige Verteidigung, willensstarker Zug zum Korb.

Kurt Looby (30, Center, 5): Der Längste im Team der Baskets. Ohne große Eleganz, dafür mit viel Herz und sehr langen Armen. Verschafft sich mit "Monsterblocks" Respekt.

Benas Veikalas (30, Guard, 6): Der Scharfschütze im Bonner Team. Ist er gut drauf, stört ihn kein Verteidiger. Eine Bank an der Freiwurflinie. Baskets-Hallensprecher Frank Piontek nennt ihn nicht ohne Grund "Der Mann, der niemals aufgibt".

Ryan Brooks (16, Guard/Forward, 7): Wenn nichts geht, hilft der Bonner Flieger, der alles kann. Überall gefährlich, schwer zu verteidigen. Gern gesehener Alley-oop-Partner von Lawrence.

Andrej Mangold (27, Guard, 8): Der Mann für die Sonderaufgaben. In diesem Fall: Jenkins und Paulding in die Waden beißen. Wer glaubt, er renne nur anderen hinterher, der irrt: Ein Dreier geht immer.

Eugene "Geno" Lawrence (27, Guard, 10): Die Unbekannte im Bonner Spiel. Für Oldenburg ist der neue Bonner Spielmacher schwer auszurechnen - und damit auch das Spiel der Baskets.

Florian Koch (22, Forward, 12): Der deutsche Youngster im Team. Frech und mutig in der Offense.

Tony Gaffney (29, Forward, 13): Überzeugte nicht über die ganze Saison, doch wenn die Play-offs nahen, schaltet der US-Amerikaner einen Gang höher. Mit seiner Schnelligkeit eine Waffe im Fastbreak, dem "Konter" der Basketballer.

Steve Wachalski (31, Forward, 14): Wenn es "Steeeeeeve" durch den Telekom Dome schallt, fliegt sein sicherer Dreier Richtung Korb. Unauffällig, aber effektiv. Vielleicht unterschätzt, vielleicht gerade deshalb eine Geheimwaffe.

Jamel McLean (26, Forward, Center, 15): Mit nur 2,03 Meter Länge ein ungewöhnlicher Center, der allerdings die lange Garde sämtlicher BBL-Gegner mit seiner Beweglichkeit vor erhebliche Probleme stellte - und stellt. Ein Wühler mit beachtlicher Punktesammlung, zudem zweitbester Rebounder der Hauptrunde.

EWE Baskets Oldenburg

Chris Kramer (26, Guard, 4): Bringt den Defensiv-Rebound vorzugsweise postwendend in Gegners Korb unter. Von Coast-to-Coast, vom einen Spielfeldende in Höchstgeschwindigkeit zum anderen, das ist sein Lieblingsspielzug. Da sind die flinken Beine der Baskets-Verteidiger gefordert.

Dominik Bahiense de Mello (29, Guard, 5): Der Ex-Bonner und -Rhöndorfer kommt mit Energie von der Bank. Treffsicher aus der Distanz.

Dru Joyce (29, Guard, 7): Der Kumpel von NBA-Superstar LeBron James zieht im Oldenburger Spiel die Fäden. Klein und flink. Manchmal eher Scorer als Vorbereiter: Bei den Assists (3,9 pro Spiel) nur 13. der Liga.

Konrad Wysocki (32, Forward, 10): Deutscher Nationalspieler mit polnischen Wurzeln. Mit einem ordentlichen Dreier ausgestattet.

Adam Chubb (32, Center, 11): Erst seit vier Spielen wieder im Kader, dennoch ein wichtiger Faktor, wie in seiner ersten Partie nach Verletzungspause auf dem Hardtberg klar wurde. 100 Prozent Chubb stellen Bonn vor Probleme, aber soweit ist der Routinier noch nicht.

Robin Smeulders (26, Center, Forward, 12): Lang, unbequem. Ein Hindernis am Korb von 2,08 Metern - manchmal aber auch unsichtbar.

Kevin Smit (23, Guard, 20): . . . spielt auch mit.

Julius Jenkins (33, Guard, 22): Zweimal MVP (wertvollster Spieler) der BBL, zweimal deutscher Meister (Berlin 2008, Bamberg 2012). Wieselflink, schießt aus dem Nichts.

Rickey Paulding (31, Forward, 23): Der Distanzschütze mit dem Play-off-Gen. Hat Bonn schon oft weh getan - auch im Finale 2009. Kommt er ins Rollen, wird's schwierig für die Baskets.

Jannik Freese (27, Center, 24): Ein langer Mann für die deutsche Quote.

Nemanja Aleksandrov (27, Forward, 32): Vielseitiger Serbe mit guter Grundausbildung. Trägt sich in alle Statistiken ein.

Philipp Neumann (22, Center, 34): Der junge Nationalspieler sucht nach dem Umzug aus Bamberg noch nach seiner Rolle. scht

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