Jared Jordan Spielmacher wollte unbedingt weg

BONN · Die Zeit des Schweigens ist vorbei. Seit Donnerstag ist offiziell: "Jared Jordan ist nicht mehr Teil der Telekom Baskets Bonn." Auf der Homepage des Basketball-Bundesligisten nahm der Verein Stellung zum Wechsel des Amerikaners zum Liga-Konkurrenten Brose Baskets Bamberg.

Einen Tag nach seinem letzten Spiel für die Bonner am Mittwoch in Vechta (82:80) wurde Jordan bereits in Bamberg vorgestellt. Gleichzeitig gaben die Bonner die Verpflichtung von Eugene Lawrence bekannt.

Derweil erklärte Wolfgang Wiedlich, Präsident der Telekom Baskets, in einem Offenen Brief, warum man den Schlüsselspieler im Team, dessen virtuose Spielweise die Fans begeisterte, ziehen ließ. Die Kernaussage: "Die Chance, mit einem geschlossen kämpfenden Team die Play-offs zu erreichen, wurde bei uns einhellig als größer eingeschätzt, wenn ein innerlich auf Bamberg gepolter Jordan geht, sofern ein anderer Aufbauspieler gefunden wird."

Zu dieser Erkenntnis war man bei den Baskets nach tagelangen Beratungen gelangt. Er sei überrascht gewesen, wie einhellig diese Meinung im "Innercircle" des Clubs gewesen sei, so Wiedlich. Der Präsident spielte damit in erster Linie auf Sportmanager Michael Wichterich, dessen Vorgänger Andreas Boettcher und Trainer Mathias Fischer an. "Ein Spieler, der gehen will, hat andere Gedanken im Kopf", sagte Fischer. Die Gefahr sei groß gewesen, dass sich Jordan nicht mehr hundertprozentig auf seine Aufgabe bei den Baskets hätte konzentrieren können.

[kein Linktext vorhanden]Ausgangspunkt der Entwicklung ist Jordans Agent Patrick King gewesen, der pikanterweise auch Bambergs Trainer Chris Fleming und einige Bamberger Spieler als Klienten hat. Laut Wiedlich habe King ihn angerufen und vor vollendete Tatsachen gestellt. Jordan wolle unbedingt zu den Brose Baskets, und mit Fleming sei schon alles geklärt. Gleichzeitig habe er eine Summe genannt, um Jordan aus dem Vertrag bei den Baskets, in dem es keine Ausstiegsklausel gegeben haben soll, herauszukaufen. Erst im Nachgang sei eine offizielle Anfrage vom Bamberger Verein gekommen.

Dieser Ablauf deckt sich mit Schilderungen von Wolfgang Heyder, Geschäftsführer der Brose Baskets GmbH. "Es ist ein großer Unterschied, ob ein Verein einen Verein wegen eines Spielers anspricht oder das erst erfolgt, wenn hinter den Kulissen die Würfel schon gefallen sind", wundert sich Wiedlich.

Der erste Reflex der Baskets war, ihren Spielmacher keinesfalls freizugeben. Man sei verblüfft über dessen Verhalten gewesen, schließlich habe man sich vor der Saison finanziell nach der Decke gestreckt, um ihn in Bonn halten zu können. Die Ablehnung habe Jordan aber nicht akzeptiert und nicht locker gelassen. "Mit jeder weiteren unverblümten Aktivität Jordans, Druck auf uns aufzubauen, verstärkte sich unsere Haltung, unseren Verein nicht zum Spielball von Ich-Interessen werden zu lassen, zumal wir rechtlich am längeren Hebel saßen", schreibt Wiedlich.

Sehr wohl wissend, dass man vor allem die Fans enttäuschen würde, die gerade wegen Jordan in die Halle kommen, trat dann ein Sinneswandel bei den Baskets-Verantwortlichen ein. Die zu erwartende Entschädigung soll keine Triebfeder gewesen sein. "Die Ablöse würde die wirtschaftlichen Ausfälle infolge des Nicht-Erreichens der Play-offs nicht kompensieren, insofern standen und stehen die Play-offs im Fokus, und wir haben uns entschieden, wie wir uns entschieden haben", sagte Wiedlich auf Anfrage. Nicht Geld und Gefühle hätten den Ausschlag gegeben, "sondern das nüchterne Abwägen sportpsychologischer Wahrscheinlichkeiten für das Erreichen der Play-offs."

Der kämpferisch starken Leistung beim Sieg gegen Vechta nach zu urteilen, scheint die Mannschaft von Jordans Weggang unbeeindruckt. Hatte Tony Gaffney schon erklärt, dass er Jordan verstehen und ihm alles Gute wünsche, meinte Andrej Mangold. "Ich habe zwar zwei weinende Augen, weil Jared auf dem Feld unser Denker und Lenker war und außerhalb des Feldes ein enger Freund von mir. Aber ich freue mich für ihn, dass er so eine Chance bekommt."

Er würde niemals sagen, "dass er uns im Stich lässt. Wir bewegen uns in einem Geschäftsfeld. Wenn ein Arbeitgeber kommt und sagt, ich biete dir mehr Geld und bessere Chancen, dann muss man die wahrnehmen." Auch mit Eugene Lawrence sehe er gute Chancen, die Play-offs zu erreichen.

Die Tränen des Jared Jordan

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