Telekom Baskets Spielmacher Lawrence führt Bonn zum 80:79-Sieg

BONN · Als im ausverkauften Bonner Telekom Dome 6000 karnevalsverrückte Fans noch einmal deutlich lauter brüllten als sie es in den 40 Minuten zuvor ohnehin schon getan hatten, ballte Ryan Brooks im Triumph-Gefühl die Fäuste und schrie seine Freude Richtung Hallendecke.

Derweil fielen sich seine Mitspieler um den Hals. In einem Herzschlagfinale hatten die Telekom Baskets Bonn die Eisbären Bremerhaven mit 80:79 (19:23, 20:15, 18:20, 23:21) besiegt.

Die ganze Anspannung und die Sorgen der vergangenen Tage, die der Wechsel von Spielmacher Jared Jordan zu den Brose Baskets Bamberg verursacht hatte, lösten sich mit einem Ruck, fielen wie zentnerschwerer Ballast auf den Hallenboden und verwandelten sich in Jubel.

"Es war eine schwierige Woche für alle. Und in dieser schwierigen Phase haben wir drei Spiele gewonnen. Ich bin stolz darauf, wie exzellent die Mannschaft damit umgegangen ist", erklärte ein sichtlich erleichterter Sportmanager Michael Wichterich.

Mit vier Siegen Vorsprung auf Rang neun haben die Baskets nicht nur einen Riesenschritt in Richtung Teilnahme an der Play-off-Runde der Basketball-Bundesliga gemacht, sie haben sich auch alle Chancen auf eine gute Ausgangsposition erhalten.

[kein Linktext vorhanden]Einen Einstand nach Maß feierte der neue Spielmacher der Bonner beim ersten Auftritt an seinem neuen Arbeitsplatz. Eugene Lawrence führte sein neues Team, mit dem er erst zwei Mal trainiert hatte, zum Erfolg. Sieben Punkte, sechs Assists und drei Rebounds - das war weit mehr, als man von dem Amerikaner erwarten konnte. Auffallend, dass sich Lawrence schon hervorragend mit Benas Veikalas verstand, mit dem er einst in Prostejov zusammenspielte.

Eine knappe Minute vor Schluss versenkte der 27-Jährige einen Dreier zum 80:76 und stellte damit die Weichen auf Sieg. "Er hat das Fenster geöffnet", drückte es Ex-Manager Andreas Boettcher aus. Ein Fenster, durch das die Baskets aber noch durchklettern mussten.

Auf der Gegenseite blieb Darius Adams cool wie ein Eisbär und antwortete postwendend mit einem Dreier: nur noch 80:79. Und als Veikalas im Gegenzug scheiterte, hatte Bremerhaven mit dem letzten Angriff die Chance, die Stimmung für die Heimfahrt auf karnevalistische Ausgelassenheit einzustellen und in Bonn Tristesse zurückzulassen.

[kein Linktext vorhanden]Bonns Coach Mathias Fischer nahm eine Auszeit. Foulen oder verteidigen? Das war die Frage. "Wir wollten verteidigen", berichtete Spieler Steve Wachalski die Taktik. Brooks stellte sich Adams entgegen, der zweimal ansetzte, aber keinen Weg vorbei an seinem finster entschlossenen Gegenspieler fand. Über zwei Pässe fand der Ball schließlich den Weg zu Derrick Allen, der rechts vom Korb aus der Halbdistanz unter Druck abschloss. Endlos lange schien das Leder unterwegs zu sein, ehe es auf den Ring titschte und die Schlusssirene im Gejohle der Fans unterging.

"Alle haben sich den A... aufgerissen", freute sich Mathias Fischer. Er wollte zu Recht keinen aus der Mannschaft herausheben. Jeder habe ein Stück mehr Verantwortung übernommen. Wie der umsichtige David McCray, der als Jordan-Ersatz begann, der starke Brooks, der nie aufgebende neue Kapitän Veikalas, der aufopferungsvoll verteidigende Tony Gaffney, der mit einem Double-Double glänzende Jamel McLean oder Andrej Mangold, der seinen Gegenspieler noch bissiger als sonst bekämpfte. Youngster Florian Koch ließ einmal seinen Gegenspieler sehenswert ins Leere fliegen, um dann cool abzuschließen.

Schließlich hatten die Fans den wieder gut aufgelegten Steve Wachalski auserkoren, das Megaphon zu ergreifen und zur Humba zu bitten. Doch bevor es dazu kam, stimmte er an: "Denn wenn et..." Das Publikum ergänzte singend: "... Trömmelche jeht." Die Tristesse war auf dem Weg nach Bremerhaven. Die Karnevalsstimmung blieb in Bonn.

Die Statistik

Telekom Baskets: McCray 7 Punkte/1 Dreier (21:46 Minuten Spielzeit), Looby (11:37), Veikalas 12/1 (30:54), Brooks 13/1 (32:28), Mangold 9/2 (12:33), Lawrence 7/1 (18:56), Koch 2 (3:23), Gaffney 10/1(24:12), Wachalski 6/1 (15:48), McLean 14 (28:23).
Eisbären Bremerhaven: Harper 3, El Domiaty 3/1, Zwiener 7/1, Schneiders 4, Jackson 9/1, Allen 13, Juskevicius 15/3, Adams 15/3, Searcy 10.

Trefferquote: Bonn 57% (29/51), Bremerhaven 50% (30/60); Dreierquote: Bonn 40% (8/20), Bremerhaven 69% (9/13); Freiwurfquote: Bonn 70% (14/20), Bremerhaven 83% (10/12); Rebounds: Bonn 26 - Bester: McLean 10, Bremerhaven 27 - Bester: Searcy 7; Assists: Bonn 16 - Bester: Lawrence 6, Bremerhaven 12 - Bester: Adams 4; Ballverluste: Bonn 16, Bremerhaven 14; Ballgewinne: Bonn 5, Bremerhaven 5, Fouls: Bonn 18, Bremerhaven 22

Die Baskets stellen Lawrence vor:

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