Telekom Baskets Bonn So bewerten die Verantwortlichen die Saison

BONN · Nach dem 84:97 gegen Oldenburg ist die Saison für die Telekom Baskets beendet. Es beginnen nun die Vertragsgespräche. Sportmanager Wichterich dementiert Gerüchte um den belgischen Meistertrainer.

Das Saisonziel haben die Telekom Baskets erreicht. Und das, obwohl es auf halber Strecke gar nicht gut ausgesehen hatte. Als Chris O'Shea im Januar den Cheftrainerposten von Predrag Krunic übernahm, waren die Baskets auf der Suche nach Struktur, Identität – und Erfolg. O'Shea schaffte die Wende in Richtung Playoff-Einzug. Der beförderte Co-Trainer gab der Mannschaft die gesuchten Bausteine und Selbstvertrauen zurück. Was auch er nicht finden konnte, war Kontinuität.

Insofern war das Viertelfinale wie ein Spiegelbild der Saison: Da spielte eine Mannschaft mit viel Potenzial, die sich ihre Aussetzer leistete. Und das versieht das erreichte Saisonziel dann mit der Fußnote „*ärgerlich“. Es wäre mehr möglich gewesen. In jedem Spiel dieser Serie. Genauso wie in der Abschlusstabelle. Das machte die Heimfahrt bitter. Im Teambus und im Fanbus.

Als das Vehikel nach dem Viertelfinalaus den Oldenburger Parkplatz verließ, ging die Reise nicht nur nach Hause, sondern für viele seiner Passagiere auch ins Ungewisse. Nur Yorman Polas Bartolo und Martin Breunig haben noch einen bestehenden Vertrag. Der Rest ist Verhandlungssache.

Wolfgang Wiedlich stellt seinem Trainer zumindest schon mal ein gutes Zeugnis aus. „Einerseits sah es zum Jahreswechsel gar nicht nach einer Playoff-Teilnahme aus, und es gab mit der Jackson-Verletzung, dem Trainerwechsel und einigen Nachverpflichtungen manchmal reichlich Sand im Getriebe“, sagt der Baskets-Präsident. „Trotzdem haben wir noch die Playoffs erreicht. Ein Verdienst vom neuen Chef Chris O’Shea und seinem Co Savo Milovic, aber auch von Sportmanager Michael Wichterich.“

Nur bedingt zufrieden

Uneingeschränkt bleibt das Lob des Baskets-Präsidenten nicht: „Aber es wurde am Ende 'nur' Platz sieben und damit mit Oldenburg ein schwerer Viertelfinalgegner. Von der individuellen Qualität unserer Spieler her, wären wir für eine Überraschung Richtung Halbfinale gut gewesen, aber wohl nicht gegen Oldenburg in dieser Saison. Die ständigen kollektiven Konzentrationsausfälle über mehrere Minuten haben uns in vielen Spielen viele Punkte und einen besseren Tabellenplatz gekostet.“

Auch Wichterich ist nur bedingt mit dem Erreichten zufrieden: „Wir haben es in einer gefährlichen Situation geschafft, die Kurve zu kriegen. Aber gefühlt war das insgesamt schon zwischen genial und desaströs.“ Und er bekennt ganz offen: „Es gibt Rädchen, an denen wir unbedingt drehen müssen.“ Vielmehr will er dann auch nicht vorgreifen. Da bleiben sich die Baskets treu. Keine Vertragsangelegenheiten, ehe die Saison ganz vorbei ist. Die Gespräche beginnen am Montag. Mit dem Trainer und mit den Spielern, die Flugtickets nach Nordamerika haben. Es dürfte wieder einen größeren Umbruch geben.

In jüngerer Vergangenheit hatte sich in belgischen Fan-Foren und den Medien hartnäckig das Gerücht gehalten, Dario Gjergja, der kroatische Trainer von Serienmeister BC Oostende und belgische Nationaltrainer, sei auf dem Absprung nach Bonn. Ein Gerücht, das inzwischen auch in Kroatiens Medien angekommen ist. „Da ist nichts dran“, versicherte Wichterich. „Ich habe nicht mit Dario Gjergja gesprochen. Wir haben noch gar nicht entschieden, wie es auf der Trainerposition weitergehen soll.“

Team verabschiedet sich am Dienstag

Aber Wichterich verrät zumindest schon einmal, welcher Spieler auf seiner Prioritätenliste ganz oben steht: „TJ DiLeo“. Auch wenn der smarte Deutsch-Amerikaner in den Playoffs insgesamt hinter den Erwartungen zurückblieb, hat er in der Saison gezeigt, wie wertvoll er für die Mannschaft ist und wie gut er nach Bonn passt. Nicht nur auf dem Feld. Mit DiLeo hat Bonn wieder einen Publikumsliebling nach altem Baskets-Muster. Gerade in den schwierigen Phasen ist er als Co-Kapitän vorweggegangen.

Ein Beispiel: Als die Bonner recht kurzfristig ihren Opernbesuch machten, hatte DiLeo längst Karten für die Partie des FC Bayern München bei Borussia Dortmund gekauft. Das Angebot, ein gutes Wort bei der Chefetage einzulegen, damit er von der Oper befreit wird, lehnte er ab. Er wollte keine Ausnahme. Schon gar nicht in einer Phase, in der es darauf ankam, dass das Team zusammenrückte, um im engen Rennen um die Playoffs keinen Boden zu verlieren. Die Karte schenkte er seiner Deutschlehrerin.

Am Dienstag (Einlass zum Foyer des Telekom Dome ab 17.30 Uhr) verabschiedet sich das Team in die Sommerpause – mancher verlässt Bonn dann für immer. Vielleicht gibt es dann schon Entscheidungen. Das ist in Bonn so schnell nach Saisonende zwar selten, aber möglich.

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