Niederlage der Telekom Baskets Rangelei beim Spiel in Berlin eskaliert

BONN · Vieles hat in dieser Saison bei den Telekom Baskets nicht funktioniert. So blieb nichts anderes übrig, als ein Minimalziel zu formulieren: „Die Spielzeit anständig zu Ende zu bringen“ trat an die Stelle eines – wie immer – anvisierten Playoff-Platzes.

Auch das hat nicht geklappt: Nach einem zünftigen Handgemenge im dritten Viertel der Partie bei Alba Berlin mussten fünf Bonner und zwei Berliner disqualifiziert das Feld räumen. So richtig anständig war das nicht.

Zu diesem Zeitpunkt hatte es 69:49 für die Hausherren gestanden, die fünf übriggebliebenen Bonner schlugen sich ohne Auswechselmöglichkeit wacker, ließen Alba nicht weiter davonziehen und beendeten die Partie mit einer 73:94 (17:20, 17:27, 18:22, 21:25)-Niederlage. Vermutlich wird Sean Marshall jetzt erst mal aussetzen müssen, die anderen dürfen Hoffnung haben, ungeschoren davonzukommen.

Eine handelsübliche Rangelei unter dem Korb zwischen dem Berliner Kresimir Loncar und Marshall war eskaliert, als Loncar mit dem Ellbogen in die Offensive ging und Marshall sich das nicht gefallen ließ. Marshall zog sich nach einem Revancheschlag zurück, als habe er gerade erst festgestellt, wie viel größer der Deutsch-Kroate ist – und dieser rastete aus. Während Loncar von Bonnern und Berlinern mit vereinten Kräften zurückgehalten wurde, kam Alba-Spielmacher Will Cherry mit dem Ölkännchen daher und goss flott noch ein bisschen nach.

Längst waren die Bankspieler der Baskets auch auf dem Feld, die Szene ereignete sich vor der Coaching-Zone von Silvano Poropat. Ob auch Berliner Spieler ihre Sitzplätze auf der Hangemenge-fernen Seite des Spielfeldes verließen, fingen die Fernsehbilder nicht ein.

Es dauerte eine Viertelstunde, bis Schiedsrichterin Anne Panther gemeinsam mit ihren Kollegen nach nochmaliger Ansicht der Szenen sortiert hatte, wie es weitergehen sollte: Ohne die Streithähne Loncar, Marshall und Cherry, aber auch ohne die Bonner Eugene Lawrence, Tadas Klimavicius, Rotnei Clarke und Florian Koch. Denn das Betreten des Spielfeldes ist nur für fünf Spieler pro Team gestattet, zum Zweck der Deeskalation dürfen nur die Trainer einschreiten.

„Wir werden nicht ganz straffrei bleiben“, glaubt Baskets-Trainer Silvano Poropat. „Aber wir waren alle bemüht, die Situation zu beruhigen. Daher hoffe ich, dass die richtigen Schlüsse gezogen werden.“ Er war gestern schon wieder dabei, sich die Bilder anzusehen. Obwohl er und sein Team eine lange Fahrt im Bus hinter sich hatten, denn die Baskets reisten gleich nach der Partie Richtung Heimat. „Natürlich haben wir über diese Szene gesprochen, wir werden das auch am Montag noch einmal thematisieren und analysieren und dann einen Strich darunter machen und uns auf Bayreuth vorbereiten“, sagte Poropat. „Das ist nach dem Hammerprogramm ein Spiel, bei dem wir uns mehr Hoffnung auf einen Erfolg machen dürfen.“

Im Grunde genommen empfand er die Partie in Berlin wieder als einen Schritt nach vorn – bei Ausklammerung der zentralen Szene. „Das war deutlich besser als gegen Frankfurt“, erklärte er. „Ich denke, wir haben gut gespielt, hatten eine solide Idee, wie man Alba beikommen kann; und haben die Berliner zeitweise unter Druck gesetzt.“

Nach einem guten Bonner Start war es vornehmlich Spielmacher Lawrence, der bei aufkommenden Berlinern dagegenhielt. Allerdings geriet er früh in Foulprobleme. „Geno hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Als er mit dem vierten Foul vom Feld musste, wurde es schwer“, konstatierte der Trainer. „Leider sind unsere individuellen Fehler in den letzten Sekunden der Berliner Angriffszeit sehr hart bestraft worden.“

Möglicherweise folgt im Laufe der Woche die nächste harte Bestrafung.

Statistik

Berlin: Loncar 25 Punkte/2 Dreier, Milosavljevic 16/3, Taylor 12/2, Ashley 11, Kikanovic 9, Giffey 8/2, Cherry 5, Akpinar 4, Vargas 2, King 2.

Bonn: Dirk Mädrich 9/2, Isaiah Philmore 8, Andrej Mangold 3, Sean Marshall 11/1, Eugene Lawrence 13/2, Tadas Klimavicius 2, Florian Koch, Aaron White 18/2, Langston Hall 6, Rotnei Clarke 3.

Trefferquote: Berlin 51,7% (30/58), Bonn 39% (23/59; Zweierquote: Berlin 53,8% (21/39), Bonn 42,1% (16/38); Dreierquote: Berlin 47,4% (9/19), Bonn 33,3% (7/21); Freiwurfquote: Berlin 80,6% (25/31), Bonn 80% (20/25); Rebounds: Berlin 31 (21 def./10 off., Bester: Ashley 6), Bonn 34 (20 def./14 off., Bester: White 7); Assists: Berlin 26 (Beste: Milosavljevic und Cherry je 6), Bonn 11 (Bester: Mangold 3); Ballgewinne: Berlin 5, Bonn 5; Ballverluste: Berlin 8, Bonn 16; Fouls: Berlin 24 (disqualifiziert: Loncar und Cherry), Bonn 31 (disqualifiziert: Marshall, Lawrence, Clarke, Klimavicius und Koch); Zuschauer: 11 654.

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