Nach Bundesliga-Erfolg Mit viel Rückenwind fahren die Telekom Baskets nach Istanbul

BONN · Der Gala-Auftritt gegen Bamberg lässt die Telekom Baskets mit viel Selbstbewusstsein zum wichtigen Spiel nach Istanbul reisen. In Bamberg hadert man derzeit mit der deutlichen Niederlage.

Es gibt diese Spiele, nach denen nicht so ganz genau klar ist: War jetzt der Verlierer besonders schlecht oder hat der Gewinner einen Gala-Tag erwischt? Nach dem 106:69-Sensationssieg der Telekom Baskets Bonn gegen den deutschen Meister Brose Bamberg ist die Antwort einfach: Beides ist richtig und führte im Ergebnis zu einer rauschenden Basket-Ballnacht – mit dem Kater auf Bamberger Seite.

Um mit dem Sieger zu beginnen: Den Telekom Baskets gelang alles, was sich ein Basketball-Team vor jedem Spiel vornimmt: Intensität von Beginn an – und trotz hoher Führung auch bis zum Ende konsequente und clevere Verteidigung, dazu gute Ballbewegung, Wurfauswahl und Trefferquoten in der Offensive. Zudem fand sich ein Spieler mit „heißem Händchen“: Tomislav Zubcic. Gegen den Kroaten, der den Bambergern insgesamt 33 Punkte zu schlucken gab, fanden die Gäste in ihrem individuell so stark besetzten Team kein Mittel. Im Duell der Tabellennachbarn mit dem Schwergewicht des deutschen Basketballs stimmte bei den Bonnern – abgesehen von Kleinigkeiten, die ein Trainer, der immer etwas zu verbessern findet, vielleicht sieht – alles.

Nun könnte sich eine Frage aufdrängen: „Warum geht das, wenn der deutsche Meister als Favorit kommt, aber nicht gegen Bremerhaven, wenn es darum geht, einen Tabellenvorletzten im Kampf um die Teilnahme am Pokal ernst zu nehmen?“ Die höchste BBL-Niederlage des Serienmeisters seit 17 Jahren wirft die Frage auf und gibt zugleich die Antwort: Was Bonn für Bamberg war, war Bremerhaven für Bonn.

Drittes Spiel innerhalb von wenigen Tagen, kaum 48 Stunden nach einer strapaziösen Auswärtspartie (Bamberg in Moskau, Bonn in Nymburk). Gute Vorsätze sind selbstverständlich, aber dass nicht jede Aufgabe mit der gleichen Intensität erledigt wird, kennt ehrlicherweise jeder von sich selbst. Artikel über 106:69-Siege gegen Bamberg bereiten auch beim Schreiben mehr Freude, als solche über eine bittere 75:86-Niederlage gegen Bremerhaven. Beide müssen geschrieben werden, am besten fehlerfrei – aber auch das gelingt nicht immer.

Das nächste Bonner Vorhaben steht schon am Dienstagabend (18 Uhr) an, es gehört nicht zu jener Sorte, die unterschätzt werden könnte: Besiktas Istanbul, auswärts. Wenn die Bonner weiter auf europäischer Bühne spielen wollen, täten sie gut daran, diese Partie zu gewinnen. Und die nächste gegen Avellino (Mittwoch, 7. Februar Telekom Dome) noch dazu. Sonst wäre die Teilnahme an der K.o-Runde mit viel Wenn und Aber verbunden, denn in Gruppe D geht es eng zu. Schützenhilfe könnte Aris Saloniki mit einem Sieg in Avellino leisten (siehe Infokasten), den direkten Vergleich gegen Ostende haben die Baskets verloren, den gegen Zielona Gora gewonnen – sollte es zur Punktgleichheit kommen.

Die Baskets sind am Montagmittag mit der Euphorie aus einem imposanten Sieg nach Istanbul geflogen. Was von der tadellosen Vorstellung lässt sich konservieren und mit auf den Auswärtstrip nehmen? „Ich hoffe, das Selbstvertrauen, die Würfe zu nehmen und zu treffen“, sagt Baskets-Sportmanager Michael Wichtereich. „Und dazu vielleicht noch das Bewusstsein, was geht, wenn wir Intensität, Tempo und gute Ballbewegung beibehalten.“

Auch ihn begeisterte der Auftritt seines Teams, dennoch ordnet er ein: „Wir müssen jetzt auch die Kirche im Dorf lassen. Das war ein toller Abend, wie man ihn nicht oft erlebt, aber irgendwann war Bamberg ja nicht mehr anwesend. Ich dachte schon nach den ersten vier Angriffen, dass sie platt sind. Wenn es auf die Playoffs zugeht, werden wir eine ganz andere Bamberger Mannschaft sehen.“

Das hofft man sicher auch in Franken. Die im Telekom Dome aufgetretene Mannschaft war ein Schatten erfolgreicher Bamberger Tage. Eine Schlange, die zum Kaninchen gemacht wurde. Bezeichnend: Ricky Hickman kassierte ein technisches und ein unsportliches Foul und musste die Halle verlassen, am Ende verweigerte sogar Lucca Staiger, einer der sichersten Dreierschützen der Liga, komplett offene Würfe aus der Distanz.

Der Langzeit-Dominator des deutschen Basketballs war frustriert, verunsichert, gedemütigt. „Es war eine Schande, wie wir heute aufgetreten sind. Jeder einzelne muss sich hinterfragen. So kann und darf ein deutscher Meister nicht spielen“, sagte Ilias Kantzouris, der den an der Schulter operierten Cheftrainer Andrea Trinchieri vertrat. Geschäftsführer Rolf Beyer bekannte in einer offiziellen Stellungnahme auf der Bamberger Homepage: „Unser Basketballherz hat einen Stich bekommen.“

Wie viel der Anteil der Bamberger Schwäche beim Zustandekommen dieses Sieges nun gegen die Bonner Stärke auch wiegen mag: Predrag Krunic hat ein erstklassiges Auschauungsvideo für das, was sein Team erreichen kann, wenn jeder abruft, was er kann.

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