Telekom Baskets Mit viel Herz und ohne Respekt zum Sieg gegen Belgrad

BONN · Ein aggressiver, athletischer Gegner, Fouls über Fouls, viele Nickligkeiten und am Ende eine Rauchbombe - das alles reichte nicht, um die Telekom Baskets Bonn am Dienstagabend davon abzuhalten, ihre Erfolgsserie weiter auszubauen.

 Gedeckelt: Aleksandar Nadjfeji bleibt der Weg zum Korb versperrt. Doch der Bonner Power Forward war am Ende zweitbester Schütze seines Teams.

Gedeckelt: Aleksandar Nadjfeji bleibt der Weg zum Korb versperrt. Doch der Bonner Power Forward war am Ende zweitbester Schütze seines Teams.

Foto: Ittermann

In der Verlängerung kamen die Bonner beim 92:89 (14:26, 21:12, 21:24, 23:17, 13:10) im ULEB-Cup gegen Roter Stern Belgrad zum achten Sieg hintereinander. 3000 Zuschauer waren am Ende eines dramatischen Spiels restlos begeistert vom beherzten Auftritt ihrer Mannschaft.

"Beinhart" müsse man gegen Roter Stern ins Spiel gehen, hatte Baskets-Center Aleksandar Djuric die Parole vor der Partie ausgegeben, beinhart wurde es auch - schon vor dem ersten Sprungball vor der Halle. Dort lieferte sich eine Gruppe von "Heißblütigen" eine kleine Schlägerei.

Wer daran beteiligt war - Bonner Fans und/oder einige der 50 mitgereisten Belrad-Anhänger - ließ sich nicht klären, jedenfalls war der Spuk schnell vorbei, als ein Mannschaftswagen der Polizei auftauchte.

Auf dem Feld ging es aber beinhart weiter. Der letztjährige Zweite der Adria-Liga demonstrierte, dass man Basketball nicht nur spielen, sondern auch foulen kann. 38 persönliche Vergehen standen am Ende auf dem Scoutingbogen, gegenüber 24 bei den Baskets.

Und die schienen sich von der extrem aggressiven Spielweise des Gegners den Schneid abkaufen zu lassen und lagen eingangs des zweiten Viertels bereits mit 14:28 hinten. Gegen die athletische Truppe von Trainer Aleksandar Trifunovic, der die ganze Bandbreite seines 14-köpfigen Kaders ausnutzte, schien an diesem Abend kein Kraut gewachsen.

Unter dem Korb setzten sich die langen Kerls Slavo Stevanovic und Vladimir Dragojlovic immer wieder durch - sei''s im Rebound oder im Abschluss -, so dass Djuric gegen seine ehemaligen Mannschaftskameraden einen schweren Stand hatte. Im Spielaufbau rieb sich Baskets-Spielmacher Branko Milisavljevic zu sehr an dem quirligen Andrew Wisniewski und der schnellen Team-Verteidigung des Gegners auf.

Um überhaupt erfolgreich sein zu können, mussten die Baskets ihrerseits wesentlich aggressiver zu Werke gehen. Und es war Oluoma Nnamaka, der seine Mitspieler mit einem Monsterblock gegen Vitkovac wachrüttelte und damit entscheidend am 14:0-Lauf der Baskets bis zum 28:28-Ausgleich beteiligt war.

Ebenso großen Anteil an der Aufholjagd hatte der für Milisavljevic eingewechselte Balasz Simon, der mit seinen schnellen Dribblings die Belgrader Abwehr durcheinanderwirbelte, auf diese Weise Lücken für seine Mitspieler schaffte oder selbst zum Abschluss kam. Kristaps Janicenoks war es schließlich, der die Bonner beim 35:33 (19.) erstmals in Führung brachte.

Angetrieben von Wisniewski und dem nach der Pause überragenden Subotic, schien der serbische Pokalsieger seine größere Substanz allerdings ausspielen und im dritten Viertel die Weichen auf Sieg stellen zu können - 53:60 (29.). Doch gerade in diesen Phasen zeigten die Bonner große Moral.

Zunächst verkürzte Simon per Dreier auf 59:62, dann zeigte Milisavljevic seine Klasse, als er die Baskets nach einem 72:77-Rückstand eineinhalb Minuten vor dem Ende mit sieben Punkten in Folge, darunter ein Dreier, mit 79:77 in Führung brachte.

Jetzt hielt es die Fans, die sich im Europapokal eher etwas zurückhaltender geben, nicht mehr auf ihren Sitzen. Noch jubelten sie zu früh, denn Belgrad erzwang durch Wisniewski die Verlängerung. Sie wurden aber Zeuge, wie ihre Mannschaft in der Verlängerung nach einem offenen Schlagabtausch und einem weiteren Rückschlag die besseren Antworten hatte.

Der Rückschlag war das 87:88 nur 28 Sekunden vor Schluss, als die Gastgeber bereits mit 87:83 in Führung gelegen hatten. Aber Belgrad litt jetzt unter dem Verlust von Wisniewski und Subotic (beide 5. Foul) und unter zitternden Händen an der Freiwurflinie. Es waren schließlich Milisavljevic, Kristaps Janicenoks und Aleksandar Nadjfeji, die für Bonn die Nerven und den Durchblick behielten.

Denn beim entscheidenden Freiwurf-Festival ging im Belgrader Fan-Block eine Rauchbombe hoch. Hektisch herbeieilende Sicherheitsbeamte wurden noch beim Versuch behindert, die Bombe zu beseitigen, hatten schließlich aber alles unter Kontrolle, ehe Nadjfeji den entscheidenden Freiwurf zum 92:89-Sieg vollstreckte.

Statistik

Telekom Baskets:Simon 9 Punkte/1 Dreier, Nadjfeji 23/1, Nnamaka 8, Janicenoks 13/1, Jackson, Milisavljevic 26/2 (16 von 16 Freiwürfen verwandelt), Djuric 8, Klepac 5, Mihajlovic.
Roter Stern Belgrad: Subotic 20/1, Koprivica 6, Savovic, Bjelica 5, Dragojlovic 4, Lepojevic 7/2, Vitkovac 8, Radivojevic, Wisniewski 23/2, Stefanovic 14, Vukosavljevic 2.

Trefferquote: Bonn 45 Prozent, Belgrad 49 Prozent. Dreierquote: Bonn 33 Prozent (5/15), Belgrad 29 Prozent (5/17). Freiwurfquote: Bonn 79 Prozent (41/52), Belgrad 50 Prozent (14/28). Rebounds: Bonn 35 - Bester: Nnamaka 13, Belgrad 35. Assists: Bonn 11 - Beste: Milisavljevic, Nadjfeji je 4. Ballverluste: Bonn 15, Belgrad 12. Ballgewinne: Bonn 7, Belgrad 3. Fouls: Bonn 24 (Milisavljevic 5), Belgrad 38 (Subotic, Radivojevic, Wisniewski je 5).

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