Telekom Baskets Bonn Mit gezielten Verstärkungen wieder in die Playoffs

BONN · Die erfolgreichste Saison seit 2009/2010 liegt hinter den Telekom Baskets Bonn. In der Hauptrunde der Basketball-Bundesliga Platz fünf erreicht, im Playoff-Viertelfinale erst im entscheidenden Spiel den EWE Baskets Oldenburg unterlegen, das bedeutete im Abschluss-Ranking Platz sechs.

Im Nachhinein darf sich die Club-Führung in ihrer Personalpolitik bestätigt fühlen. Trainer Mathias Fischer kam vor der Saison für Michael Koch, und Michael Wichterich wurde neuer Sportmanager - beide manövrierten die Mannschaft durch personelle Untiefen zu einem erfreulichen Ergebnis.

Positiver Nebeneffekt: Der Wechsel von Spielmacher Jared Jordan mitten in der Saison zu den Brose Baskets Bamberg verbesserte die finanzielle Situation des Vereins für die künftigen Planungen. "Sagen wir es mal so: Dieser Aspekt war der Sache nicht abträglich", bestätigte Wichterich, ohne das Plus in der Kasse konkret beziffern zu wollen.

Unabhängig davon, ob der Teametat möglicherweise seit der Saison 2012/13 (laut einer Studie 2,5 Millionen Euro) gestiegen ist, sportliche Höhenflüge zu einem nationalen Titel sind für die Bonner wenig wahrscheinlich. Über die Budgets der Konkurrenz kann meist nur spekuliert werden, weil diese meist nicht öffentlich gemacht werden.

Die personellen Anstrengungen lassen aber dennoch auf die Höhe der zur Verfügung stehenden Mittel schließen. So sind München, Berlin und Bamberg für Bonn in weiter Ferne, und dürften auch Oldenburg, Quakenbrück und Ulm außer Reichweite sein. Wohlgemerkt, wirtschaftlich.

Sportlich heißt das noch lange nicht, dass die Baskets nicht auch in der am Donnerstag mit dem Spiel bei den MHP Riesen Ludwigsburg beginnenden neuen Saison im Kampf um die Playoff-Plätze wettbewerbsfähig wären. Vielmehr blickt auch die Konkurrenz mit wohlwollendem Blick auf die Anstrengungen, die man beim fünfmaligen Vizemeister macht.

"Bonn hat ein hervorragendes Team. Ich habe den Eindruck, dass man dort im Vergleich zur vergangenen Saison noch einmal ein Schippchen draufgelegt hat. Ich traue den Baskets sehr viel zu", sagt etwa Marco Baldi, Geschäftsführer von Alba Berlin, und zählt die Bonner in einem Atemzug mit Quakenbrück und Ulm auf.

Das mag wirtschaftlich gesehen nicht unbedingt berechtigt sein, aber nicht zuletzt in Berlin weiß man in Erinnerung an die vielen Final- und anderen Schlachten der vergangenen 18 Jahre, dass man am Rhein oft sehr viel aus den gegebenen wirtschaftlichen Möglichkeiten gemacht hat.

Ein Plus der Baskets ist, dass sie aus der vergangenen Saison eine fast komplette eingespielte Mannschaft übernehmen. Die Abgänge von Jamel McLean (Alba Berlin), Tony Gaffney (Hapoel Jerusalem), Kurt Looby (unbekannt) und David McCray (Artland Dragons) wurden durch Tadas Klimavicius (Zalgiris Kaunas), Angelo Caloiaro (Mitteldeutscher BC), Dirk Mädrich (Rasta Vechta) und Mickey McConnell (Tezenis Verona) kompensiert.

Personelle Veränderungen, die auch im Team wohlwollend honoriert werden. "Unser Spiel ist variabler geworden, das hat sich schon in der Vorbereitung gezeigt. Es gab von Spiel zu Spiel immer jemand anderen, der entscheidende Akzente gesetzt hat", erklärte Andrej Mangold.

Er geht eigentlich mit einem guten Gefühl in die Saison. Zum Nachdenken habe ihn ein wenig der letzte Test bei den Okapia Aalstars (83:107) gebracht. Mangold: "Den haben wir verbockt. Es war aber das erste Mal, dass wir so richtig einen auf den Deckel bekommen haben. Es war vielleicht ein Dämpfer zur richtigen Zeit."

Alle seien jetzt heiß darauf, dass es endlich losgehe. Mit den zwei Auswärtsspielen morgen in Ludwigsburg (20.30 Uhr) und am Samstag zur gleichen Zeit in Tübingen sowie der Heimpremiere nächste Woche Freitag (20 Uhr) gegen Alba Berlin beginnt die Saison für die Bonner aber nicht gerade einfach.

"Ich finde das gut, dann wissen wir gleich, wo wir stehen", sagt Mangold. Ludwigsburg sei ein unangenehmer Gegner, der durch den Playoff-Einzug in der vergangenen Saison und die starke Leistung im Viertelfinale gegen Bayern München mächtig Rückenwind bekommen habe. Mangold: "Man kennt die Spielweise von Trainer John Patrick. Schnelle Guards, viel Pressen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das packen."

Auch Tübingen, das nur knapp den Abstieg vermeiden konnte, müsse man Ernst nehmen. "Da hatten wir in der Vergangenheit schön öfter unsere Probleme. Wir sind vor der Heimstärke Tübingens gewarnt", so Mangold. Ein Vorteil sei sicherlich, dass beide Spielorte nahe beieinander lägen und man eine lange Auswärtsreise spare.

Die bisherige Vorbereitung lief für die Bonner vielversprechend, sieht man von dem Testspiel in Aalst einmal ab, wo Trainer Mathias Fischer drei angeschlagene Profis nicht dabei hatte. Mangold: "Ich denke gerade die Spiele beim Kameha Cup gegen namhafte Gegner sollten uns Selbstvertrauen geben. Da haben wir solide Leistungen abgerufen."

Von großer Bedeutung dürfte sein, ob Center Klimavicius wieder dabei ist. "Natürlich ist es ein Nachteil, wenn Spieler verletzt fehlen, aber das darf keine Entschuldigung für ein schlechtes Spiel sein. Gerade dann müssen wir zeigen, dass wir zusammenrücken und gewinnen können", blickt Mangold voraus.

Nach den bisherigen Erfahrungen sei ihm nicht bange. Die Teamchemie und der Zusammenhalt seien gut. "Wir machen auch abseits des Feldes viel miteinander", so Mangold. Aber eine Garantie sei das nicht. "Der wahre Charakter eines Teams zeigt sich erst, wenn es mal schlecht läuft. Dann wird man sehen, wie wir reagieren. Aber die Voraussetzungen sind gut."

Im Hinblick auf den Saisonstart gab Manager Wichterich am Dienstag vorsichtige Entwarnung. "Alle Mann an Bord", berichtete er. "Wir sind zwar ein bisschen aus dem Rhythmus geraten und hätten auch noch zehn Tage Rekonvaleszenz gebrauchen können, doch es wird Zeit, dass es losgeht."

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