Telekom Baskets Bonn Julian und L'Oreal Gamble teilen Leidenschaft für Basketball

BONN · Dass Julian Gamble bei den Telekom Baskets Bonn spielt ist bekannt. Doch auch seine Ehefrau L'Oreal spielt bei den Bonnern. Und auch der Nachwuchs übt schon.

Manchmal, wenn Frank Piontek "mit der Nummer neun: The King, Julian Gamble" ankündigt, muss L'Oreal Gamble auf der Tribüne des Telekom Dome schmunzeln. Weil dann Bilder in ihrem Kopf auftauchen, wie dieser König, der aus dem Spielertunnel aufs Parkett läuft, am Nachmittag vor dem Spiel noch mit dem Bobbycar durchs Wohnzimmer fuhr. Oder zu Söhnchen Jay in den Laufstall geklettert ist. Oder sie hin und wieder mit seinem Ordnungswahn an den Rand des Wahnsinns treibt. "Aber ich denke, ihm gefällt der Spitzname", sagt sie, und er fragt in gekonnt geschauspielerter Verwunderung: "Ach, tatsächlich?"

Am Mittwochabend (20.30 Uhr, Telekom Dome), wenn die Telekom Baskets gegen Brose Bamberg nach der 74:87-Auftaktniederlage in Franken den Ausgleich in der Playoff-Serie schaffen wollen, wird er wieder als "The King" angekündigt, dem Namen, den mancher für Vorschusslorbeer halten wird. Aber Gamble hat den König keinem übergroßen Selbstbewusstsein oder gar Arroganz zu verdanken, sondern seiner Frisur. Die Ähnlichkeit zum Lemurenkönig aus dem US-Animationsfilm Madagaskar ist unverkennbar. Dennoch macht der Spitzname etwas her. Keine Frage, dass Gamble das gefällt.

Er ist der Center des Bundesliga-Teams der Telekom Baskets, sie die vielseitige Aufbauspielerin der ersten Damenmannschaft des Clubs. Im Grunde ist L'Oreal Gamble viel zu gut für die Regionalliga, aber sie ist froh, dass sie in Bonn die Möglichkeit hat, Basketball zu spielen.

Sie lernten sich in der Sporthalle kennen

Sie hatte schon Profi-Erfahrung in Serbien und Rumänien gesammelt, als sie Julian in Durham/North Carolina kennenlernte. "Es war in der Sporthalle", sagt Julian. "Ich war der beste Basketballer, den sie je gesehen hat." Sie blickt belustigt zu ihm hoch: "Ja, wir haben uns in der Halle getroffen", gibt sie zu, "aber der beste Spieler, den ich je gesehen habe? Nein." Sie schüttelt den Kopf und verdreht die Augen. "Aber jetzt sind wir verheiratet", gibt er zu bedenken. "Also: Bin ich der Beste?" Sie lacht: "Ja, der Beste."

Gamble ist ein Entertainer. Das hat er auch beim Allstar Day bewiesen. Im Januar war er zum Dunking-Wettberwerb eingeladen und versuchte, sich in die Mannschaft des Teams International zu schummeln. Es entstanden kleine Videos von hohem Unterhaltungswert. Er ist urkomisch, aber er ist nicht einfach ein Clown. Gamble ist reflektiert. Den Allstar Day nutzte er, um vor laufender Kamera ein Anti-Trump-Statement loszuwerden. Nicht platt, sondern auch vor dem Mikrofon gut begründet.

"Wenn mir oder uns etwas wichtig ist, nutzen wir Social Media, um unsere Meinung zu sagen - ansonsten macht es uns auch einfach Spaß. Die Leute sollen wissen, dass ich zwei Personen bin - auf und neben dem Feld", sagt er, und Jay dribbelt rund um den Tisch und singt dazu. "Ich poste meistens für unsere Familie", sagt L'Oreal, "Niemand außer uns ist in Europa, sie sollen wissen, dass es uns gut geht, sehen, was wir machen und wie Jay aufwächst", erklärt L'O - auch sie hat einen Spitznamen.

Julian Gamble gilt in seiner Mannschaft als der "glue guy", der Typ, der den Laden zusammenhält. Er kümmert sich um seine Teamkollegen, hat ein offenes Ohr für sie. Im US-Sport gibt es beinahe wissenschaftliche Abhandlungen darüber, wie wichtig dieser "glue guy" für eine Mannschaft ist. Auch das dürfte bei den anstehenden Vertragsverhandlungen eine Rolle spielen. Dass Gamble zu den besten Centern der Liga gehört, haben ohnehin auch andere schon festgestellt.

Es geht auf das Ende der Saison zu - wie weit auch immer die Baskets in den Playoffs noch kommen. Insofern ist es für die Gambles an der Zeit, sich Gedanken zu machen. Sein Vertrag läuft aus, ihm war immer wichtig, sich weiterzuentwickeln. Der nächste Schritt steht an.

Könnte er den auch in Bonn gehen oder muss er umziehen? "Ich schätze, wir müssen umziehen", sagt er und macht eine Kunstpause. "Definitiv kann ich diesen Schritt hier gehen, aber wir brauchen eine größere Wohnung. Jay braucht mehr Platz, und wir wünschen uns ein Geschwisterchen für ihn."

Dass seine Frau in Bonn ebenfalls Basketball spielen kann, ist ihm wichtig. "Bonn ist für uns zu einem ganz besonderen Ort geworden - nicht nur in Sachen Basketball. Seit Jay vier Monate alt war, sind wir hier. Er ist ein echter Bonner. Bonn ist ein großer Teil unseres Lebens."

Aber Gamble ist auch ein ambitionierter Sportler. Wohlfühlen alleine reicht ihm nicht. "Ich wollte Champions League spielen, und das haben wir getan. Aber es ist nicht so gelaufen, wie wir wollten. Der nächste Schritt wäre also, nach dem Sommer zurückzukommen und dahin zu gelangen, wo wir auch europäisch hingehören: in die Playoffs. Da bleiben schon noch Ziele mit Bonn. Mein Sohn ist hier happy, meine Frau auch. Das ist mir am wichtigsten. Insofern könnte es für uns auf Dauer ein Zuhause werden."

Ausgleich gegen Bamberg das erste Ziel

Doch jetzt hat er noch etwas zu erledigen. Der Ausgleich gegen Bamberg ist das erste Ziel, dann das Halbfinale. "Man darf nicht der vergebenen Chance nachtrauern, sondern muss bereit für die nächste sein." L'Oreal und Jay werden zu Hause in North Carolina zusehen. Sie sind schon in die Sommerpause abgereist, weil L'Oreal nach der Saison in der Regionalliga jetzt in den USA in der zweiten Liga für Carolina Lady Rush spielt.

Sie wird schmunzeln, wenn der König in die Halle läuft und das Spiel dann mit professionellem Basketball-Blick betrachten - es sei denn, ihr Mann steht im Mittelpunkt. Zum Beispiel wenn er an die Freiwurflinie geht. Dann wird sie die Daumen drücken, das ist manchmal notwendig, aber im Laufe der Saison schon deutlich besser geworden. "Er soll einfach entspannt bleiben und sich dessen bewusst sein, was er kann", war der Tipp, den Coach L'Oreal Center Julian noch mit auf den Weg gab.

Und da ist noch ein kleiner Fan, der Daddys größter Fan ist. Er wird auf 7000 Kilometer Entfernung mit den Bonner Fans in das typische Baskets-Klatschen und seinen Rhythmus einstimmen.

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