Telekom Baskets Bonn Jamel McLean - Von der Not- zur Ideallösung

BONN · Als Fortuna in dieser Saison ihr Basketball-Füllhorn ausschüttete, hat sie das Rheinland irgendwie vergessen. Verletzungen hier, Trennungen da. Ein nicht zustande gekommener Vertrag wegen eines positiven Drogentests - es war von allem etwas dabei. Die Baskets verpflichteten Anfang Januar die "Notlösung" Jamel McLean nach, die sich gleich im ersten Spiel mit einem Nasenbeinbruch in die Pleiten-Pech-und-Pannen-Liste der Baskets eintrug.

Inzwischen haben die Baskets ihr Saisonziel Play-offs erreicht, heute (17 Uhr, Telekom Dome) bestreiten sie das zweite Spiel der Viertelfinalserie gegen die EWE Basket Oldenburg, und aus der Notlösung ist eine Ideallösung geworden. "Bei allem Respekt für die Karrieren von Eddie Basden und Ron Dupree - Jamel ist die beste Nachverpflichtung in der Geschichte der Telekom Baskets", sagt Andreas Boettcher.

Das ist ein regelrechter Ausbruch für den Baskets-Sportdirektor, der insgesamt der Lobhudelei unverdächtig ist. "Sein Spirit, seine Bereitschaft, bis an die körperlichen Grenzen zu gehen, und seine grundsätzlich positive Einstellung zum Wettkampf sind beeindruckend", ergänzt Boettcher, was er an dem Mann, der auf den beiden großen Positionen zum Einsatz kommt, so sehr schätzt.

Eigentlich war der 2,03-Meter-Mann in dieser ersten Januarwoche schon auf dem Weg nach Frankreich. Sein Vertretungsjob für einen verletzten Spieler im belgischen Ostende war nach drei Monaten beendet, als sich die Chance Bonn auftat. "Was soll ich sagen - das war die beste Entscheidung, die ich seit langem getroffen habe", erklärt McLean und freut sich darüber ganz offensichtlich immer noch sehr.

Es war ein vergleichsweise kleiner Kollegenkreis, den er in Bonn antraf, aber die Stimmung war gut, die Play-offs erreichbar. "Das Team hat mir geholfen, mich schnell heimisch zu fühlen. Auf und neben dem Feld", sagt er. "Hier habe ich die Chance, mit super Jungs Basketball zu spielen." Einer von ihnen beeindruckt ihn besonders: "Chris Ensminger ist seit 17 Jahren in der Liga...", sagt er in die Richtung des Routiniers, der ihn mit gespielter Empörung korrigiert: "14!" McLean entschuldigt sich. "Von seiner Erfahrung kann man als junger Spieler nur profitieren", sagt er. Die Akribie, mit der Ensminger sich auf das Spiel vorbereitet, beeindruckt den 25-Jährigen immens. "Er hat mir klargemacht, wie wichtig die Dinge sind, die man nicht auf dem Feld sieht."

[kein Linktext vorhanden]Der junge Mann aus Hampton in Virginia hat sich kontinuierlich in die Herzen der Bonner Fans gespielt. Er rackert und wühlt. "Bis zum Krampf", sagt Boettcher und erinnert an die entscheidende Partie um den Play-off-Einzug gegen München am letzten Spieltag. Er sprang zum Rebound, landete und humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Seitenauslinie. Eine Schrecksekunde, dann die Entwarnung: Nur ein Krampf. Ein Krampf, der für den unermüdlichen Einsatz der Bonner 13 steht.

McLean ist zuversichtlich, dass die Baskets die Serie heute zum 1:1 ausgleichen werden: "Wir schaffen es, weil wir zu sechst spielen. Unsere Fans sind der sechste Mann. Sie können uns die Energie geben, die uns wegen des kleineren Kaders im Vergleich zu Oldenburg fehlt. Wir haben gut trainiert, ich habe ein gutes Gefühl", sagt er. Die Bonner Fans haben ihn so beeindruckt, dass er sicher ist, dass sie auch Eindruck beim Gegner hinterlassen. "Vor dem München-Spiel habe ich zwar nicht verstanden, was auf den Transparenten stand, aber das Positive hat sich doch übertragen und den Extra-Schub gegeben", sagt er.

Gerade sein physisches Spiel ist schwierig durchzustehen, wenn der Gegner seinen zentralen Spielern mehr Pausen gewähren kann. "Wir können nur kämpfen, letztlich ist es eine mentale Frage. Wir müssen unser Ziel im Auge behalten und dürfen nicht allzu viele Fehler machen."

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