Telekom Baskets Bonn scheiden gegen ratiopharm Ulm aus. Heimvorteil nicht genutzt

BONN · Gesichter können Bände sprechen, sagt das Sprichwort. Wer sich gestern Spieler, Trainer und Verantwortliche der Telekom Baskets Bonn nach getaner Arbeit anschaute, hätte auch, ohne sie da bei beobachtet zu haben, gewusst: Sie haben es nicht geschafft. Es war auch zu sehen, wie tief die Enttäuschung bei den Bonnern über die 79:86 (17:19, 21:21, 21:17, 20:29)-Niederlage im entscheidenden fünften Viertelfinalspiel gegen ratiopharm Ulm saß.

Telekom Baskets Bonn scheiden gegen ratiopharm Ulm aus.: Heimvorteil nicht genutzt
Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Worte brauchte es nicht, das zu beschreiben. Zu Beginn der Viertelfinalserie war die Zuversicht groß, den Heimvorteil zum Einzug ins Halbfinale nutzen zu können. Doch die Ulmer klauten nach Spiel eins auch Spiel fünf im Telekom Dome und spielen nun gegen Bamberg um den Einzug ins Finale der deutschen Basketballmeisterschaft.

"Die Ulmer haben ihren Spielplan sehr gut umgesetzt, und wir sind die meiste Zeit hinterhergerannt. Wer zweimal auswärts gewinnt, ist verdient weiter. Es ist einfach doof, dass wir so eine Chance liegen gelassen haben", erklärte Spieler Andrej Mangold.

6000 Zuschauer im ausverkauften Telekom Dome wurden von Beginn an Zeugen einer Playoff-Partie, die geprägt war von Kampf, Leidenschaft und Tempo, aber auch von Nervosität. Ausdruck dessen waren einige vermeintlich leichte Würfe oder Korbleger, die nicht ihr Ziel fanden. Das galt für beide Seiten, aber man hatte den Eindruck, dass die Bonner stärker darunter litten. Jedenfalls verpassten sie den Start in die Partie.

Ulm war präsenter, ging gleich mit 9:2 in Führung, wobei sich Center Ian Vougioukas wieder bärenstark präsentierte. Er war nicht nur für die ersten vier Punkte gut, sondern auch für drei geblockte Würfe, die bei den Baskets Eindruck hinterließen. Erst nachdem Philipp Schwethelm mit einem Dreier und Per Günther mit Zug zum Brett und Korbleger besagte Führung herausgeworfen hatten, setzte auf Bonner Seite Eugene Lawrence aus der Distanz ein Zeichen: 5:9.

Die Hausherren ließen ihren Gegner nicht davonziehen. Dazu war viel Aufwand nötig. Sie hatten mit der gegnerischen Abwehr mehr Probleme als die Ulmer mit der auf Bonner Seite. Beim 12:19 durch einen Dreier von Maarty Leunen drohte der Gast erneut mit der Flucht nach vorn, aber Tadas Klimavicius mit Korb und Bonuswurf und Mickey McConnell sorgten für ein versöhnliches Ende des ersten Viertels. Nur noch 17:19 - das hätte auch schlimmer kommen können.

Und als Mädrich gleich zu Anfang des zweiten Durchgangs per Dreier die erste Bonner Führung zum 20:19 besorgt hatte, waren die Baskets endgültig im Spiel. Nach Körben von Ryan Brooks, McConnell und noch einmal Brooks lag das Team 26:22 vorn. Die Ulmer Antwort folgte prompt. Brion Rush schloss einen 6:0-Lauf zum 28:26 für die Gäste ab. Dieser Zweipunkteabstand hielt bis zur Pause.

Wer gedacht hätte, beide Seiten würden ihre Nervosität spätestens in der zweiten Halbzeit ablegen, sah sich getäuscht. Übereifrig wurden weiterhin gute Chancen verpasst. Dafür stieg die Intensität in der Verteidigung. Es dauerte nicht lange, da hatten beide Teams ihre Foulgrenze erreicht. Der Schlagabtausch, der sich entwickelte, sah zunächst die Bonner mit fünf Punkten vorn (52:47, 54:49), doch Ulm schlug zurück: 54:54 nach 28 Minuten. Wie viel auf dem Spiel stand und wie stark das die Spieler beeindruckte, demonstrierten die verworfenen Freiwürfe von Brooks bei eigener 56:55-Führung. Auf der Gegenseite wurde das von Tim Ohlbrecht prompt bestraft. Dennoch ging Bonn mit einer Führung ins letzte Viertel. Benas Veikalas traf mit Ablaufen der Uhr aus der Distanz zum 59:57.

In entscheidenden Momenten waren die Bonner aber nicht wach genug. Gefühlt holte sich Ohlbrecht jetzt fast jeden Rebound, auch nach verworfenen Freiwürfen eigener Spieler. Die Quote von nur 57 Prozent auf Bonner Seite war ein entscheidendes Manko. Prompt ließ Lawrence einen weiteren Freiwurf ungenutzt. Ulm war am Drücker und nutzte dies nach einem Dreier von Brion Rush zum 64:60. Die Baskets strauchelten, kamen nicht mehr zu geordneten Angriffen und agierten weiter übernervös. Als Angelo Caloirao einen Ball beim Fastbreak nicht festhalten konnte, erhöhte Günther mit einem Dreier zum 67:60.

Kein Zweifel: Die Gäste waren jetzt die bessere Mannschaft. Unter dem Korb mit Vougioukas und Ohlbrecht und auch mit ihren Guards, angefangen bei Günther. Auf Bonner Seite blieb jetzt zu vieles Stückwerk. Kampf und Leidenschaft ja, spielerische Klasse und Abgeklärtheit nein. Dazu passte, dass Mangold nach einem blockierten Wirbel und einer Behandlungspause deutlich gehandicapt war. Im Spiel seines Teams lief es nicht. Einen Dreier von Brooks zum 70:73 konterte Günther postwendend aus der Distanz: 70:76 - es wurde eng. Die Bonner bekamen die Partie nicht mehr in den Griff, mussten am Ende verzweifelt foulen, um in Ballbesitz zu kommen. Die Ulmer ließen sich davon nicht beeindrucken und fuhren den Sieg sicher nach Hause.

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