Telekom Baskets Bonn Gießen schlägt die Baskets an der Dreierlinie

Bonn · Die Telekom Baskets Bonn haben am Samstagabend mit 97:105 gegen Gießen verloren. Damit müssen die Bonner einen Rückschlag im Kampf um die Playoffs hinnehmen.

 Josh Mayo von den Baskets setzt sich unterm Korb durch.

Josh Mayo von den Baskets setzt sich unterm Korb durch.

Foto: wolterfoto.de

Am Tag nach seiner missglückten Heimpremiere schnitt Chris O'Shea das Video von der bitteren 97:105 (21:28, 27:25, 24:26, 25:26)-Niederlage gegen die Gießen 46ers zusammen. Kein schöner Film, aus Bonner Sicht. Eher ein kleines Drama. Denn der Rückrundenstart endete für die Playoff-Ambitionen der Telekom Baskets Bonn besonders bitter. Nach einem rasanten und punktreichen Spiel behielten die Giessen 46ers dank einer außergewöhnlichen Dreierquote und dem überragenden Max Landis (30 Punkte) die Oberhand. Auch den direkten Vergleich gaben die Bonner mit einem Punkt Differenz ab.

Auf Platz elf sind die Playoffs nun ein Stück außer Sichtweite gerückt, doch die Rückrunde hat gerade erst begonnen, die Baskets haben ein beziehungsweise zwei Spiele weniger absolviert als die drei vor ihnen rangierenden Teams. Und: Diese Saison präsentiert sich Woche für Woche als schwer kalkulierbar. An diesem Spieltag etwa sorgte Frankfurt für eine 75:74-Überraschung gegen Oldenburg, Berlin kassierte eine unerwartete 85:91-Pleite in Göttingen.

„Gießen war von Anfang an etwas wacher“, konstatierte O’Shea nach dem Spiel. „Wenn ich auf die Statistik gucke, spricht vieles für uns, aber eines eben nicht: Wir haben es nicht geschafft, ihre Dreier in den Griff zu bekommen. 105 Punkte zu Hause zu kassieren, ist viel zu viel, um zu gewinnen.“

Jeden einzelnen Treffer angesehen

Jeden einzelnen der 20 Gießener Distanztreffer hatte er sich noch einmal angesehen. „Fünf davon waren nicht zu verteidigen. Bei zehn war es eine Fifty-Fifty-Angelegenheit, bei der wir vielleicht ein bisschen zu motiviert am Korb ausgeholfen haben, und fünf hätten wir definitiv besser verteidigen müssen“, resümierte er seine Analyse und nahm die zehn fraglichen Distanztreffer auf seine Kappe. „Unser erster Plan war und ist, uns gegenseitig zu helfen. Das wollte ich sehen, und ich finde, das haben wir grundsätzlich gut gemacht“, sagte der Cheftrainer, der vor zehn Tagen Predrag Krunic beerbt hatte. „Aber hier hätten wir uns besser organisieren müssen.“

Am Tag nach der ärgerlichen Pleite war die Stimmung im Training dann auch schon wieder positiv und vorwärtsgewandt. Einigen Spielern war die Enttäuschung am Samstagabend deutlich anzusehen gewesen. Wie oft gibt es das schon, dass ein Plan aufgeht und am Ende trotzdem eine Niederlage steht?

Die Bonner hatten die Kreise von Starcenter John Bryant einschränken, einfache Punkte und Assists des Kolosses im Rahmen halten wollen. Den Preis für die Hilfe am Korb waren sie bereit zu zahlen: Platz für die Gießener Dreierschützen. Ein kalkuliertes Risiko. Wie viel Prozent seiner Dreier versenkt ein BBL-Team? Eine schon recht hochgegriffene Kalkulation mit 50 Prozent hätte 16 statt 20 Treffer bei 32 Versuchen und damit zwölf Punkte weniger bedeutet – und den Baskets-Sieg. Theoretisch. Doch die Gäste trafen aberwitzige 63 Prozent von außerhalb des Perimeters – zweitbester Teamwert seit Beginn der digitalen Erfassung in der BBL 1998.

Nicht viel falsch gemacht

Dabei hatten die Baskets gar nicht allzu viel falsch gemacht: Reboundduell gewonnen, 26 von 28 Freiwürfen verwandelt, gut auf den Ball aufgepasst, als Team verteidigt und eigene Chancen geduldig herausgespielt. Aber schon im ersten Viertel zeichnete sich ab, was oder auch wer zum Bonner Problem werden könnte. Denn so gut die Baskets auch gemeinschaftlich gegen John Bryant verteidigten – der war damit immer noch nicht aus dem Spiel: Die Gäste nutzten die sich ergebenden Räume an der Drei-Punkte-Linie gnadenlos aus. Insbesondere Max Landis war es, der den Baskets so das Leben schwer machte.

Die Dreierquote der Gäste lag nach dem ersten Viertel bei frechen 67 Prozent, da durfte Bonn noch auf eine Normalisierung hoffen. Doch sie stellte sich nicht ein. Was auch immer die Hessen aus der Distanz auf den Korb warfen, fiel hinein. Ein zusätzliches Problem: Auf Bonner Seite fiel diese Bilanz eher durchschnittlich aus. Doch die Baskets kämpften sich immer wieder heran, hatten ihre Vorteile am Brett, aber der hessische Dreier machte immer wieder den Unterschied. Zweitweise war es wie bei der Echternacher Springprozession: Zwei Punkte vor, drei zurück.

Und trotzdem kämpften sich die Bonner im Schlussviertel von einem 15-Punkte-Rückstand (74:89, 34.) wieder ins Spiel. Nach zwei Dreiern von Olivier Hanlan und Josh Mayo sowie vier Punkten des starken Bonner Centers Martin Breunig sah sich Gästetrainer Ingo Freyer beim Stand von 90:95 gezwungen, eine Auszeit zu nehmen. Bryant beantwortete den Bonner Lauf – wie auch sonst – aus der Distanz.

Team hat nicht aufgegeben

Das O'Shea-Team gab immer noch nicht auf. Bei noch 1:20 Minuten auf der Uhr legte Mayo den Ball zum 95:100 in den Korb, doch der letzte Gießener Dreier von Larry Gordon im Gegenzug besiegelte die Bonner Niederlage. Auch den Bonner Versuch, den direkten Vergleich noch zu gewinnen, ließen die Gäste scheitern. „Leider war unsere letzte Offensive dann nicht mehr erfolgreich“, sagte O'Shea, der hofft, dass Ersatz für den inzwischen in Ulm unter Vertrag stehenden Ra'Shad James bald verpflichtet werden kann. „Wir fahren ein körperlich anstrengendes Programm, und ich bin kein großer Freund dauerhafter Spielzeiten von mehr als 30 Minuten für meine Spieler.“

Weiter geht es für die Baskets am Dienstag mit einem Heimspiel in der Champions League gegen den israelischen Vertreter Unet Holon (20 Uhr, Telekom Dome), Tabellenvierter der Gruppe B.

STATISTIK

Telekom Baskets: Jarelle Reischel, Olivier Hanlan 5 Punkte/1Dreier, Bojan Subotic 9, Stefan Bircevic 8/1, TJ DiLeo 9/1, Martin Breunig 19, Yorman Polas Bartolo 16/1, Josh Mayo 21/5, James Webb III 10.

Gießen: Chambers 3, Agva 2, Montana 4, Landis 30/8, Lischka 2, Gordon 21/5, Jordan 3/1, Thomas 19/4, Bell 3/1, Bryant 18/1.

Trefferquote Zweier: Bonn 61% (22/36), Gießen 57% (17/30); Dreierquote: Bonn 35% (9/26), Gießen 63% (20/32); Freiwurfquote: Bonn 93% (26/28); Gießen 92% (11/12); Rebounds: Bonn 30 (9 off./21 def., Beste Reischel und Subotic je 5), Gießen 27 (5 off./22 def., Bester: Bryant 8); Assists: Bonn 18 (Bester: DiLeo 7), Gießen 28 (Bester: Bryant 8); Ballgewinne: Bonn 3, Gießen 3; Ballverluste: Bonn 7, Gießen 10; Fouls: Bonn 20, Gießen 22. Zuschauer: 5220.

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