Fiba Europe Cup Geheimdienst erteilt Basketballern Reiseverbot

BONN · Der im kommenden Viertelfinale mögliche Baskets-Gegner Nahariya aus Israel darf nicht im türkischen Gaziantep antreten.

 Bei Kataja Basket können sich Johannes Richter (Mitte) und die Telekom Baskets kommenden Mittwoch für das Viertelfinale im Europe Cup qualifizieren. Als Gegner kommen Nahariya und Gaziantep infrage. FOTO: WOLTER

Bei Kataja Basket können sich Johannes Richter (Mitte) und die Telekom Baskets kommenden Mittwoch für das Viertelfinale im Europe Cup qualifizieren. Als Gegner kommen Nahariya und Gaziantep infrage. FOTO: WOLTER

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Politische Verwicklungen könnten im Fiba Europe Cup Auswirkungen bis nach Bonn und zu den Telekom Baskets haben. Es geht um den möglichen Gegner im kommenden Viertelfinale: Sollten sich die Baskets nach dem Rückspiel am nächsten Mittwoch (Hinspiel 91:72) bei Kataja Basket für die Runde der letzten acht qualifizieren, wäre der Gegner der Gewinner aus dem Duell Ironi Nahariya (Israel) gegen Royal Hali Gaziantep (Türkei). Das Hinspiel hatten die Israelis mit 96:75 gewonnen. Das Rückspiel soll ebenfalls am kommenden Mittwoch stattfinden. Doch der israelische Geheimdienst Schin Bet hat Sicherheitsbedenken und dem Club verboten, in Gaziantep anzutreten.

Hintergrund ist, dass die 1,8 Millionen Einwohner starke Stadt Gaziantep, kurz Antep genannt, direkt an der syrischen Grenze und nur rund 100 Kilometer von Aleppo entfernt liegt – und damit in direkter Nachbarschaft zum vom sogenannten Islamischen Staat (IS) beanspruchten Herrschaftsgebiet. Die sechstgrößte Stadt der Türkei war in der jüngeren Vergangenheit mehrmals Schauplatz blutiger Anschläge. So kamen dort im August vergangenen Jahres 50 Teilnehmer einer kurdischen Hochzeitsfeier ums Leben. Ein Attentäter hatte sich mitten unter den Feiernden in die Luft gesprengt.

Der Schin Bet geht offenbar davon aus, dass gerade ein israelischer Club in Gaziantep einer besonderen Gefährdung ausgesetzt wäre. „Wir tun alles, was wir können, um das Problem zu lösen“, sagte eine Sprecherin des israelischen Sportministeriums der Deutschen Presseagentur (dpa). Das Ministerium habe sich an die Fiba Europe gewandt und um eine Verlegung des Spiels an einen anderen Ort gebeten, sagte die Sprecherin. Zudem stünde es im Kontakt mit dem Schin Bet, um andere Lösungen zu finden. Der Kontinentalverband teilte auf dpa-Anfrage mit, dass der Club über den israelischen Verband mit den Behörden in Gaziantep in Kontakt sei, „um die Sicherheit von allen Beteiligten sicherzustellen“. Bislang habe der türkische Club seine Spiele dieser Saison erfolgreich veranstaltet, es habe positive Rückmeldungen der Gastvereine gegeben.

Auf GA-Anfrage bei der Fiba Europe in München teilte ein Mitarbeiter kurz und knapp mit, dass noch keine Entscheidung gefallen sei. Generalsekretär Kamil Novak, ehemaliger Rhöndorfer Spieler und Ex-Sportdirektor der Frankfurt Skyliners, kümmert sich um den Fall, war aber telefonisch nicht zu erreichen.

Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich wollte über den Fall nicht groß spekulieren. „Entscheidend ist, wie die Fiba Europe die Sicherheitslage beurteilt. Bisher sind ja alle europäischen Teams in der Vorrunde in Gaziantep angetreten, ohne dass es irgendein relevantes Vorkommnis gab“, sagte Wiedlich und gab zu bedenken: „Noch sind wir aber nicht für das Viertelfinale qualifiziert.“ In einer Woche sehe die Situation möglicherweise ganz anders aus, „die Baskets oder die Finnen sind im Viertelfinale, und die Gaziantep-Frage stellt sich gar nicht, weil die Israelis doch in die Türkei gereist sind und sich qualifiziert haben.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort