Hallensprecher im Telekom Dome Frank "The Voice" Piontek hört auf

Frank Piontek kennt die Hallen der Republik, das Stadion von Schalke 04 und ist die Stimme der Telekom Baskets. Nun hört er auf

Pio ist (k)ein Lautsprecher. Keiner, der ein übertriebenes Mitteilungsbedürfnis hat. Und ungefragt das Trommelfell seines Gegenübers malträtiert. Im Telekom Dome, bei den Spielen der Baskets, waren und sind andere Tonlagen gefragt. Und da hat Frank Piontek in Basketball-Deutschland Ton und Takt vorgegeben.

Trotzdem hat es ihm die Sprache verschlagen, als Wolfgang Wiedlich – heute Baskets-Präsident – ihn in den 90ern ansprach. Von den Duisdorfer Bundesligaringern zu einem Basketballverein, der Leverkusen kannte, aber von Panathinaikos träumte? Nichts für Frank Piontek, dessen gelegentliche Stimmgewalt im krassen Widerspruch zu seinen selbstdarstellerischen Ambitionen steht: Er wollte einfach nicht. Doch bei seinem argumentativen Dreisatz, „kenne ich nicht“, „kann ich nicht“, „mache ich nicht“, hatte er sich gründlich verrechnet. Bundesliga als Ziel für Bonn? Frank Piontek lernte schon früh die Wiedlichsche Baskets-Arithmetik kennen: „Geht nicht, gibt’s nicht.“ Pio war an Bord.

Nicht auszumalen,wie er reagiert hätte, wenn er schon im Überredungsgespräch ein weiteres Credo seines neuen Clubs gehört hätte. Wolfgang Wiedlich gilt als geistiger Vater der These, „der Bonner Hallensprecher darf nicht schlechter als der Bonner Spielmacher sein“. Eine, im Nachgang, müßige Überlegung. Der frühere Messdiener von Sankt Augustinus war im Bonner Sport längst zu Hause. Schon damals ging man zum Bonner SC, zu den SSF Bonn und zur Fortuna. Und als Duisdorfer Junge natürlich zum TKSV. „Da sind wir alle hin. Das war in Duisdorf so“, weiß Piontek, der allerdings früh die Grenzen seiner ringerischen Entwicklungsmöglichkeiten erkannte. Im Tennis, da ergaben sich neue Perspektiven. Und als Langstreckler. Ja, Frank Piontek kennt die Pisten der Region, ist Fan der „Kleinen Brückenrunde“, ist den Bonn-Marathon gelaufen, bei den Bundesligaringern in Schifferstadt saß er am Mikrofon, moderierte Lauf- und Triathlonveranstaltungen.

So verzieh Basketball-Bonn ihm auch den Ausflug ins 60.000-Zuschauer-Stadion von Schalke 04, wo man auf die Stimme aus Bonn, besser von Bonn, aufmerksam geworden war. Doch die Rückkehr in den Telekom Dome versöhnte die Gilde der Magenta-Träger.

Da hatte „The Voice“ längst seinen Ruf weg, hatte der hauptberufliche Sprecher der Bonner Polizei seine Duftmarke bei den Basketball-Events in den Hallen der Republik hinterlassen. In der Liga, europäisch, im Dienst der Nationalmannschaft, beim All-Star-Day. Mit Gelassenheit, souverän, mit einer Stimme, deren Bandbreite es mit jeder Situation aufnimmt, höflich gegenüber den Schiedsrichtern, respektvoll zur gegnerischen Mannschaft, freundlich zu auswärtigen Fans und mit dem Gespür für sich zusammenbrauenden Ungehorsam bei einzelnen Fans.

Andreas Wirtz übernimmt die Nachfolge

Typisch Frank Piontek: Viele Jahre zurück schon liegt das Europapokal-Heimspiel gegen Joventut Badalona in der Hardtberghalle. Natürlich begrüßte Pio die Gäste. Was den meisten deutschen Fans dabei spanisch vorkam, war „Katalan“, die Sprache aus dem Nordosten Spaniens.

Ab Sonntag fehlt diese Stimme, Frank Piontek hört auf. Wenn es im Telekom Dome dann heißt: Es steht an zur Entscheidung! Dann wird es anders klingen. Andreas Wirtz wird übernehmen. Am Mikrofon erfahren, und er hat das, was man bei den Baskets gerne mag: Stallgeruch. Den auch Frank Piontek nicht verlieren wird: „Hallo, meine Frau und ich sind Gründungsmitglieder der Baskets. Das gibt es schriftlich.“

Nur mündlich gibt es da die Ansage an seine Facebook-Freunde, die er jahrelang und ständig mit angeblichen Rückkehrversuchen auf die Laufstrecke genervt hatte: „Erledigt, das Thema ist durch.“ Die Macht der Jahresringe hat den Krimileser und Reisefan zum Umstieg gezwungen.

Skischuhe statt Laufschuhe. Heuer geht’s zum ersten Mal in den Wintersport – mit der ganzen Familie, mit Skikurs vor Ort und Skigymnastik vorweg. Zweifel am Gelingen sind unangebracht: Frank Piontek – das ist der mit „Rausgehen“, „Kämpfen“, „Siegen“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort