Enttäuschung nach Aus im Viertelfinale "Es wird Veränderungen geben"

BONN · Ein Long Island Ice Tea, das wissen die Kenner, ist kein Tee. Er sieht nur so aus. Er ist vielmehr eine Mischung verschiedener Spirituosen und Coca Cola.

Nach dem enttäuschenden Ausscheiden der Telekom Baskets Bonn im Viertelfinale um die deutsche Basketballmeisterschaft gegen ratiopharm Ulm griff Trainer Mathias Fischer erst einmal zu dem ein oder anderen Glas dieses Getränks.

"Die Enttäuschung ist groß. Es sah sehr lange sehr gut aus für uns. Am Ende sind viele Kleinigkeiten zusammengekommen, die uns den Sieg gekostet haben", erklärte Fischer zur 79:86-Niederlage im entscheidenden Spiel. Er erwähnte die schwache Freiwurfquote und die Offensiv-Rebounds von Tim Ohlbrecht nach Freiwürfen in der entscheidenden Phase des Spiels. Fischer: "Das hat uns sehr weh getan. Es gab in den vier Spielen zuvor keinen Offensiv-Rebound nach Freiwürfen. Und dann kam noch dieser Dreier von Per Günther."

Es war der vorentscheidende Wurf zum 76:70. Zuvor hatte Angelo Caloiaro einen Ball beim Fastbreak nicht festhalten können. Auch so eine Kleinigkeit war Ausdruck der hohen Nervosität bei einigen Bonner Profis.

Fischer vermied es aber, einzelne Spieler zu kritisieren. Es war allerdings offensichtlich, dass neben Caloiaro auch Steve Wachalski offensiv nicht stattfand - zum wiederholten Mal - und er jegliches Selbstvertrauen, das ihn über die Saison auszeichnete, verloren hatte. Dreier- und Freiwurfquote stürzten bei dem Deutschen ins Bodenlose. Damit kam es auf der Position des Power Forwards zu einem Totalausfall, den man sich auf hohem Bundesliganiveau nicht leisten darf. Dazu kam der übernervöse Auftritt von Dirk Mädrich, dem offensiv kaum etwas gelang und der defensiv gegen Ian Vougioukas von Beginn an nicht richtig zur Sache ging. Überhaupt gingen die Bonner mit ihren Fouls zu sparsam um. Ein Manko, dass gerade auf Playoff-Niveau schwer wiegen kann.

Fischer nahm sich in der Analyse betont zurück. "Es sind noch zu viele Emotionen im Spiel. Dann neigt man dazu, alles negativ zu sehen. Das wird der Saison nicht gerecht", sagte er. Natürlich sei er gefrustet. Fischer: "Ich wollte mit dieser Mannschaft unbedingt ins Halbfinale. Die Ulmer haben eine starke Mannschaft und individuell vielleicht auch bessere Spieler, aber wir hätten sie schlagen können, schlagen müssen. Immerhin haben wir mit fünf Punkten geführt, dann haben uns einige Fehler, Ballverluste und nicht verwandelte Würfe den Sieg gekostet."

Fischer wollte noch nicht darüber reden, was für Konsequenzen sich für ihn aus dem Saisonverlauf ergeben. "Ich muss erst einmal zur Ruhe kommen und emotional Abstand gewinnen. Wir werden uns dann zusammensetzen und alles genau analysieren", erklärte er. Offenbar geht der 43-Jährige davon aus, auch in der kommenden Saison in Bonn in der Verantwortung zu stehen. Der Verein sei bereits auf ihn zugekommen, doch er habe vor Ende der Saison keine Verhandlungen führen wollen.

Es habe zwar lockere Gespräche über Spieler, Budget und Zukunftsaussichten gegeben, aber mehr nicht. Fischer: "Ich wollte mich voll auf die Playoffs konzentrieren." Er räumte aber auch ein, dass andere Clubs Interesse an ihm bekundet hätten. "Auch aus dem Ausland", so Fischer, "aber es müsste schon ein Hammerangebot geben, ehe ich überlege, Bonn zu verlassen. Und das ist nicht der Fall." Die Gespräche mit dem Verein würden jetzt wieder aufgenommen. Fischer: "Es gibt noch zwei, drei Punkte zu klären, und dann wird alles gut sein."

Im Profikader könnte es durchaus einen großen Umbruch geben, denn nur Andrej Mangold und Dirk Mädrich haben noch einen Vertrag für die nächste Saison. "Natürlich wird es Veränderungen geben. Wenn beispielsweise Eugene Lawrence von einem anderen Club das doppelte Gehalt erhält, wird er gehen", prophezeite der Coach und outete sich damit als Fan des Spielmachers, der eine ganz starke Viertelfinalserie gespielt hat.

Im Vorfeld des Saisonabschlusses heute ab 17 Uhr im Foyer des Telekom Domes wird Fischer mit jedem Spieler sprechen. Dann werde er sich mit Sportmanager Michael Wichterich zusammensetzen. "Ziel ist es, wie jedes Jahr, eine noch stärkere Mannschaft zusammenzubauen", blickte Fischer voraus.

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