SAPORTA-CUP Die zweite Runde in weiter Ferne

Bonn · Telekom Baskets kassieren gegen Slovakofarma Pezinok eine bittere 84:95-Niederlage. Die erneut deutliche Reboundschwäche war entscheidend.

Die Telekom Baskets Bonn und ihre Fans müssen in dieser Saison weiter auf den ersten Sieg auf internationalem Parkett warten. Auch gegen den slowakischen Vertreter im Saporta-Cup, das Team von Slovakofarma Pezinok, kassierte die Soce-Truppe eine Niederlage. Mit 84:95 (40:45) war es schon die vierte im vierten Spiel. Das 16tel-Finale ist für den deutschen Vizemeister jetzt in ganz weite Ferne gerückt.

Die ganz große Demütigung blieb den Gastgebern erspart. Als nämlich Bonns Center Oliver Braun wenige Sekunden vor Schluss in einem Moment der Orientierungslosigkeit den Ball per "Kopfball" (!) an seinen Gegenspieler verlängerte und der schnell seinen Kollegen unter dem Baskets-Korb anspielte, sah das schon wie der kuriose Höhepunkt einer aus Bonner Sicht verpatzten Partie aus. Doch Vladimir Kuznecov (20 Punkte) war ausnahmsweise gnädig. Statt die Kugel in den Baskets-Ring zu hämmern unterlief auch dem überraschend starken Flügelmann ein Malheur: Er schmiss die Kugel von unten bis fast an die Hallendecke.
Grund aufzuatmen aber hatten die Baskets deswegen noch lange nicht. Denn noch einmal kamen die Slowaken in Ballbesitz, und diesmal war es ihr kroatischer Routinier Aramis Naglic (22) der sich am Schlusspunkt versuchte. Und richtig: Mit dem Pfiff der Schiedsrichter fand sein Wurf - von jenseits der Drei-Punkte-Linie abgedrückt - sein Ziel.

Auch zuvor schon war das Spiel nicht ohne Kuriositäten gewesen. Da tippt etwa Derrick Phelps den Ball beim Abwehrversuch in den eigenen Korb, da springt Pezinoks Amerikaner Brett Szabo, der vor Jahren in der Bundesliga für Bamberg spielte und dann sogar ein Engagement in der NBA bekam, beim Dunkingversuch mit der Kugel von unten gegen den Ring und fällt dann der Länge nach hin. Doch aus Bonner Sicht lustig war das alles nur, solange die Baskets in Front lagen.

Das taten sie über weite Strecken der ersten Hälfte, und vor allem in den ersten zehn Minuten sah es so aus, als würden die Soce-Jungs ihre Gäste überrennen können. Und präsentierten dabei bisweilen Kabinett-Stückchen vom Feinsten.
2600 Zuschauer

Es klingt paradox, aber wann immer beim Basketball vom "No-look"-Pass die Rede ist, also vom Anspiel ohne zu schauen, dann sollten die Zuschauer ganz genau hinsehen. Derrick Phelps ist ein Meister dieses Anspiels, und es war die schönste Szene der Partie gestern abend, als der Amerikaner mit einer Blickfinte seinen Gegner narrte, um dann "blind" den gestern starken Ivo Josipovic (20) am Brett der Gäste zu bedienen. Als der - trotz Foul - akrobatisch vollstreckte, hielt es kaum einen der etwa 2 600 Zuschauer auf den Sitzen. 11:3 führten die Baskets da, und es sah alles nach einem schönen Abend für die Beteiligten im Lager der Baskets aus.

Doch kurz vor dem Seitenwechsel war der zunächst herausgespielte Vorsprung dahin, und als erst Youngster Branko Klepac sich einen katastrophalen Fehlpass erlaubte, der zu einem Fastbreak führte, und anschließend den Gästen sogar noch ein Dreier gelang, verabschiedeten die sich ihrerseits mit einer komfortablen Führung in die Pause.

Dass die Baskets es im zweiten Durchgang nicht schafften, das Blatt noch einmal zu wenden, lag vor allem an ihrer schwachen Reboundleistung: 24 Bälle griffen sie sich von den Brettern, aber 39 holten sich die Slowaken. Ein spielentscheidender Unterschied. Erneut war es Josipovic, der wenige Minuten vor dem Ende mit einem Dunking das Signal zum letzten Aufbäumen gab (65:69). Bis auf zwei Punkte kamen da die Baskets heran. Doch die cleveren Gäste verhinderten, dass daraus noch einmal eine Bonner Führung wurde. Nach der Partie stellte sich Soce demonstrativ vor seine Center: "Ich habe keine schlechten Spieler, nur solche, die sich manchmal schlecht konzentrieren." Namentlich Detlef Musch nahm der Kroate in Schutz. Der sei "körperlich noch nicht dort, wo er sein kann." Kritik - wenn auch indirekt - äußerte Soce viel mehr an seinem Spielgestalter Derrick Phelps. Soce wörtlich: "Ich habe keinen Führer auf dem Feld."

Telekom Baskets Bonn: Phelps (23 Punkte/3 Dreier), Ivo Josipovic (20/1), Hurl Beechum (15/4), Drazan Tomic (9/2), Rodrigo Pastore (5), Detlef Musch (4), Oliver Braun (4), Gunther Behnke (3), Branko Klepac (1).

Rebounds: Bonn 24 (Phelps 5), Pezniok 39 (Szabo 8). Trefferquote: Feld: Bonn 45 Prozent, Pezniok 48 Prozent.

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