Nach dem Spiel gegen Bamberg Die Prioritätenliste der Telekom Baskets

Bonn · Nach dem Playoff-Aus haben die Vertragsgespräche beim Baketball-Bundesligisten begonnen. Der Saisonabschluss am Freitag im Telekom Dome könnte auch der Abschied von Florian Koch sein.

Als die US-Spieler der Telekom Baskets nach dem Playoff-Aus gegen Brose Bamberg erst spät gemeinsam den Telekom Dome verließen, war der Gästebus schon lange auf der Autobahn Richtung Franken und Halbfinale. In den Gesichtern von Julian Gamble, Jamarr Sanders, Ken Horton und Josh Mayo stand immer noch die Enttäuschung über das verlorene vierte Spiel, das 1:3 in der Serie – und das Saisonende.

Bamberg. Schon traditionell scheuen alle BBL-Mannschaften das Playoff-Duell mit dem Goliath der Liga wie der Teufel das Weihwasser. Denn die Aussichten, auch nur ein Spiel in einer solchen Serie zu gewinnen, sind gewöhnlich sehr überschaubar. Dass es die Baskets waren, die dieses Duell nicht vermeiden konnten, war im Grunde das Einzige, was eine starke Saison mit einer begeisternden Viertelfinalserie als Krönung mit einem kleinen Makel versah. Das vierte Playoff-Duell Telekom Baskets gegen Bamberg

Die Baskets hatten – vielleicht etwas zu leichtfertig – mehrere Chancen auf Platz fünf und eine Serie gegen Bayreuth vergeben. Da waren die beiden ärgerlichen Niederlagen gegen Braunschweiger, die letztlich den Abstieg gerade so vermieden, der Patzer beim 66:78 zu Hause gegen Göttingen und die am letzten Spieltag gegen Oldenburg hergeschenkte bessere Ausgangsposition für die K.o.-Runde.

Oldenburg steht nach einem 3:1 gegen Bayreuth im Halbfinale, was den Baskets ebenfalls zuzutrauen gewesen wäre. Danach kommt Ulm oder Ludwigsburg. Nicht auszudenken.

Mayos Mutter bekommt das Trikot

Aber auch Basketball findet nicht im Konjunktiv statt. Die Baskets nahmen also die größtmögliche Herausforderung an und meisterten sie mit Bravour und allem, womit sie schon im Saisonverlauf verlorene Fanherzen zurückerobert hatten: Intensität, Kampfgeist, Team-Basketball und spektakuläre Punkte.

Da gingen nun die geschlagenen Helden in die Nacht. Nur Mayo, der in den letzten beiden Spielen verletzt zusehen musste, lief noch einmal zurück. „Ich habe mein Trikot vergessen“, erklärte er. Den Hinweis, dass er kein Souvenir benötige, wenn er zurückkäme, umschiffte der Baskets-Kapitän gekonnt: „Wenn ich das nicht mitbringe, könnte es Ärger geben. Ich habe es meiner Mutter versprochen.“

Obwohl der Saisonabschluss erst am Freitag (18 Uhr, Foyer des Telekom Domes) stattfindet, hat die Vorbereitung auf die neue Saison schon angefangen. Trainer Predrag Krunic und Sportmanager Michael Wichterich begannen am Tag nach dem Aus mit den Spielergesprächen.

„Wir haben schon einiges angestoßen“, erklärte Wichterich. Selbstverständlich verriet er keine Inhalte, aber gab zumindest kleine Hinweise: „Wenn man die gleiche Mannschaft so noch einmal zusammenbekäme, wäre das schön, aber das klappt natürlich nie zu hundert Prozent. Unser Ziel ist ein gesundes Maß an Kontinuität – und damit wären wir für die neue Saison gut aufgestellt.“

Koch gerührt von Reaktion der Fans

Einen laufenden Vertrag haben nur noch Yorman Polas Bartolo (noch ein Jahr), Konstantin Klein (ein Jahr plus Option auf ein weiteres) und Johannes Richter (ein Jahr). Alle anderen hatten nach dem kompletten Kaderumbruch nach der verkorksten Saison 2015/16 nur Jahresverträge bekommen – oder gewollt.

Auch die Frage nach den Prioritäten beim Kaderaufbau für 2017/18 beantwortete Wichterich relativ offen: „Ich sage mal so: Unsere Prioritäten liegen sicherlich nicht wesentlich anders, als die derjenigen, die in dieser Saison gut zugesehen haben.“ Ohne allzu viel Kaffeesatzleserei dürfte das namentlich bedeuten: DiLeo, Mayo, Gamble – in welcher Reihenfolge auch immer. Das Problem: Da dürften auch andere gut zugesehen haben.

Ken Horton war ebenfalls ein zuverlässiger Teil des Teams, Ojars Silins erreichte leider nie mehr ganz die Form, die er vor seiner Vertragsverlängerung hatte, die er bekam, weil er den verletzten Horton kurzzeitig mehr als ordentlich vertreten hatte. Verlängerung möglich.

Ryan Thompson ist ohne Wenn und Aber der beste Basketballer in diesem Team und einer der besten, die je das Baskets-Trikot getragen haben. Eine Rückkehr des Allrounders, der in Bonn den Spaß am Baketball wiederfinden wollte – und nur deshalb nach einem für ihn schwierigen Jahr finanzierbar war –, könnte vielleicht auch an den Baskets scheitern. Thompson gilt als Diva und es wirkte manchmal, als gelängen ihm die großen Auftritte auch nur bei großer Lust. Verlängerung nicht unmöglich.

Wie bei Filip Barovic, der nach seinem Daumenbruch Schwierigkeiten hatte, wieder Tritt zu fassen, dürften die Zeichen bei Jamarr Sanders und Florian Koch auf Abschied stehen. Eine Entscheidung, die vermutlich eher von Koch kommt, denn das Eigengewächs wurde von Krunic kaum berücksichtigt. Die Fans forderten nach dem letzten Spiel einen Rentenvertrag – und Koch kämpfte mit den Tränen. Er wird sich die Entscheidung nicht leicht machen.

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