Andrej Mangold - einer der besten Verteidiger Ferbuar 2015: Andrej Mangold

BONN · "Der Typ ist echt ne Zecke", sagt Florian Koch über den GA-Sportler des Monats Februar. Das klingt, als wolle er kein gutes Haar an seinem Teamkameraden Andrej Mangold lassen. Aber es ist eine Anerkennung. Koch teilt das Leid von Mangolds Gegnern - er ist es, der in den Trainingsspielen meist gegen den Defensivspezialisten der Telekom Baskets antreten muss.

 Wer gegen Andrej Mangold (rechts) spielt, wie hier der Bamberger Bradley Wannamaker, tut gut daran, sehr genau auf den Ball aufzupassen.

Wer gegen Andrej Mangold (rechts) spielt, wie hier der Bamberger Bradley Wannamaker, tut gut daran, sehr genau auf den Ball aufzupassen.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Mangold, genannt "Dre", wurde von den Lesern mit dem größten Vorsprung gewählt, den es bisher bei einer GA-Sportlerwahl gegeben hat. "Das freut mich sehr, er hat sich das hart erarbeitet und wirklich verdient", sagt sein Trainer Mathias Fischer. "Andrej hat sich kontinuierlich entwickelt, und ich bin froh, dass er bei uns spielt, statt einen meiner Spieler zu jagen."

Es passt zu Mangolds Spielerprofil, dass er gleich nach seiner Wahl sagte: "Ich profitiere davon, dass es bei uns so gut läuft. Insofern ist das nicht nur eine tolle persönliche Auszeichnung, sondern ein Preis für die gesamte Mannschaft." Der 28-Jährige ist ein Teamplayer. Und er weiß, dass diese Mannschaft erfolgreich ist, weil jeder seine Rolle angenommen hat. Die Spielzeiten sind verteilt, der Tabellenvierte der BBL hat für jede Anforderung eine Waffe, jeder kann das Spiel entscheiden, das macht die Telekom Baskets 2014/15 unberechenbar.

Das Team vom Hardtberg ist so etwas wie das Schweizer Taschenmesser der Basketball-Bundesliga. Und an diesem Taschenmesser ist Mangold die Nervensäge. Der, der dem gegnerischen Topscorer, Spielmacher oder Schlüsselspieler den letzten Nerv raubt. "Der steht Dir in der Hose, wenn's sein muss", sagt Florian Koch, "man merkt einfach den Unterschied: Der will verteidigen, das gehört für ihn nicht einfach nur dazu. Er hat flinke Hände und Beine, er antizipiert gut. Dre ist als Gegner einfach eklig - und nicht umsonst unsere Geheimwaffe in der Defense."

Die Fans der Telekom Baskets dürfen sich mindestens noch eine weitere Saison über die Einsatzbereitschaft des Mannes, der sich nach jedem Ball wirft, freuen. Er ist einer der beiden Spieler, deren Verträge auch noch für die kommende Spielzeit Gültigkeit haben. Der andere ist Mangolds "Roomie", der Zimmerkollege bei den Auswärtsfahrten, Dirk Mädrich. "Dre ist ein Super-Typ, wir passen als Zimmerkollegen gut zusammen, reden viel miteinander", sagt Mädrich. Wenn Mangold nicht gerade telefoniert. "Gäbe es ein Handy, das man direkt ans Ohr pflanzen kann, Andrej wäre der Erste, der so eins hätte", amüsiert sich Mädrich ein bisschen über das Kommunikationsbedürfnis.

Mangold ist busy - viel beschäftigt. Vergangenes Jahr gehörte er zu den Veranstaltern der Bonner In-Party-Reihe "Casual Friday", inzwischen tüftelt er an einer neuen Idee. "Die ist aber noch nicht ganz spruchreif", sagt er. Nebenher ist der smarte 1,90-Meter-Mann zudem in der Kartei der Agentur "Model district" verzeichnet. Aber für die Präsentation von Designer-Stöffchen bleibt kaum Zeit. Dennoch muss er die Frage nach der Eitelkeit mit einem "joooaaa", beantworten. "Ich achte auf mein Äußeres, aber ich kann auch fünf Tage unrasiert sein."

Mangold hat keine Minute zu verschenken. Der von vielen Basketballern so geschätzte Mittagsschlaf hat in seinem Tagesablauf keinen Platz. Auch da ergänzt sich das Doppelzimmer: Mangold ist der Frühaufsteher, Mädrich verhandelt in den Hotels zwischen Berlin und Bamberg um jede Minute, die man später zum Frühstück gehen kann.

Das Gymnasium verließ der Nationalspieler nach der zwölften Klasse. "Das war ziemlich doof", hat er einmal zugegeben. Nach dem Zivildienst auf einer internistischen Intensivstation machte er eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann. Während er über die Zeit im Krankenhaus sagt: "Das war echte Lebenserfahrung und hat mir einiges gezeigt. Vor allem, dass man glücklich sein muss, wenn es einem gut geht", sieht er die Ausbildung im Rückblick als "Informationsveranstaltung".

Die Affinität zum Basketball hat die Baskets-Acht von seiner Mutter, die, selbst Basketballerin, das Söhnchen mit in die Trainingshalle in der Nähe von Hannover nahm. Die Laufbahn des winzigen Basketballers in der Babytrage sollte über die Stationen TK Hannover, Oldenburger TB, München Basket, Bayern München, Telemotive München, UBC Hannover und Artland Dragons 2011 nach Bonn führen. Und hier fühlt er sich längst heimisch. Gerade richtet er mit seiner Freundin Pauline die gemeinsame Wohnung in Hallennähe ein. Ein Regal aufbauen und ein Bild aufhängen kann er, "Schlagbohrer, Starkstromanschlüsse und so was überlasse ich lieber anderen."

Pauline darf sich freuen: Im Haushalt kann der Mann, dessen Jobbeschreibung in der Basketballersprache "D and Three" - Defense und Dreier - heißt, alles. Auch kochen? "Ja. Auch kochen", sagt er. "Nicht raffiniert, aber deutlich mehr als Spiegelei." Klingt wie das D and Three der Küche.

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