Interview mit Geno Lawrence "Die Lehre ist: Nichts ist selbstverständlich“

Baskets-Spielmacher Geno Lawrence spricht über Coolness, Knieschmerz und drei Wünsche an den Trainer.

 Der Kopf des Bonner Teams trägt Stirnband: Eugene Lawrence lenkt das Spiel der Telekom Baskets.

Der Kopf des Bonner Teams trägt Stirnband: Eugene Lawrence lenkt das Spiel der Telekom Baskets.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

So viele sind schon zu den Gründen für die enttäuschende Saison befragt worden. Es gibt so viele Antworten. Wenn Sie es in einem Wort zusammenfassen müssten...
Geno Lawrence: ...würde ich sagen: ereignisreich. Obwohl es wirklich schwer ist, das alles in ein Wort zu fassen. Es ist so vieles passiert. Vieles, auf das Du Dich nicht vorbereiten kannst.

Wie war das mit der Mentalität? Sehen auch Sie darin das Hauptproblem?
Lawrence: Das ist schwer zu sagen. Wenn man 14 Spiele hintereinander verliert, ändert sich die Mentalität. Die einzelner und die des Teams. Manche sind down, andere werden nervös. Letztes Jahr waren wir erfolgreicher, dann ist doch klar, dass der Spirit ein anderer ist. Die Atmosphäre ist anders, alle fühlen anders. Aber es gibt etwas Positives, das ich aus der Saison mitnehme.

Und das ist?
Lawrence: In einer solchen Situation hören Spieler entweder auf, miteinander zu reden oder sie zoffen sich ständig. Es wäre fast schon normal, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Das alles ist bei uns nicht passiert.

War die Saison der Baskets von Beginn an zum Scheitern verurteilt?
Lawrence: Glaube ich nicht. Wenn die Saison vorbei ist, lässt sich leicht sagen, was alles schlecht war. Aber man sieht es in dieser Deutlichkeit eben erst im Rückblick. Als wir in München gewonnen haben und fünf Siege und eine Niederlage auf dem Konto hatten, war nicht absehbar, welchen Verlauf die Sache für uns nehmen würde.

Verletzungen und Veränderungen waren entscheidende Faktoren.
Lawrence: Ich glaube, dass kaum jemand – ich inklusive – eine solche Saison schon mal erlebt hat. Das war wirklich schwierig. Ich nehme es jetzt als Erfahrung, aus der man lernen muss. Ich hoffe, dass die anderen das für sich genauso sehen. Außerdem lehrt es dich, die Dinge nicht für selbstverständlich zu nehmen. Ich hatte hier zwei super Spielzeiten. Aber die Dinge können sich auch schnell ändern, ohne dass man auf alles Einfluss nehmen kann.

Haben Sie sich manchmal dabei erwischt, in der allgemeinen Frustration weniger gegeben zu haben, als Sie hätten geben können?
Lawrence: Nein, das habe ich nicht. Wir hatten in dieser Saison die Mittel, Spiele zu gewinnen. Und wir haben einige Spiele verloren, die wir hätten gewinnen können oder sogar müssen. Danach habe ich mich dann gefragt, was ich hätte besser machen müssen. Das auf Video zu sehen, hat einen aber gleich fürs nächste Spiel mit runtergezogen. Es war echt hart. Ich habe noch nie die Playoffs verpasst. Auch das war schwer zu akzeptieren. Manchmal habe ich mir sicher selbst zu viel Druck gemacht, und das hat mein Spiel nicht gerade verbessert.

Sie sind nicht so cool, wie es immer scheint?
Lawrence:Irgendwie nicht... Nein, Spaß beiseite: Cool sein ist einfacher, wenn man gewinnt.

Wie sehr hat Sie der vom Verein nur spärlich kommunizierte Knorpelschaden im Knie letztlich beeinträchtigt?
Lawrence: Anfangs, im Dezember, war es schwierig und hat mir die Explosivität genommen. Springen ging gar nicht.

Damit haben Sie die halbe Saison gespielt?
Lawrence: Ja, aber man konnte nichts machen außer Reha und Ruhe. Eine OP kam nicht infrage.

Ruhe war für den Starting-Pointguard aber kaum möglich in dieser sportlichen Situation...
Lawrence:Das war das Problem. Aber nach einem Monat hatte ich mich an den Schmerz gewöhnt.

Das heißt dann wohl: Kein Basketball auf den New Yorker Streetball-Feldern im Sommer.
Lawrence:Leider nein. Nur zusehen und vielleicht ein bisschen coachen. Aber es fällt mir nicht schwer, weil meine Motivation für die nächste Saison groß ist. Ich will mit diesem Verein wieder in die Playoffs.

Glauben Sie, dass Silvano Poropat hätte mehr erreichen können als Platz elf, wenn er früher nach Bonn gekommen wäre?
Lawrence: Schwer zu sagen. Auf Verletzungen und so was hat er ja auch keinen Einfluss. Aber er ist ein Trainer mit einer ganz klaren Linie. Einige mussten sich da umgewöhnen. Aber ich glaube, dass man genau diese Linie braucht, wenn man in dieser starken und recht ausgeglichenen Liga etwas erreichen will. Als er nach Bonn kam, war das Kind ja schon in den Brunnen gefallen.

Sie scheinen einen guten Draht zueinander zu haben, nehmen auch während des Spiels immer wieder Kontakt zueinander auf. Wie der Trainer und seine rechte Hand auf dem Feld.
Lawrence: Ja, das stimmt. Das passt ganz gut. Und bei aller Erfahrung: Von ihm kann ich noch einiges lernen. Er hat Präsenz und Autorität. Aber ist auch ein witziger Typ.

Also hat der Verein eine gute Wahl getroffen?
Lawrence: Ja, das glaube ich.

Was haben Sie denn so vor im Sommer?
Lawrence: Ausspannen und mich um meine Familie kümmern. Eugene junior ist kurz vor Saisonbeginn geboren, seitdem habe ich ihn nur zwei Mal gesehen. Abgesehen davon, dass ich täglich mit zu Hause skype.

Haben Sie ein Trainingsprogramm für den Sommer?
Lawrence: Ich war enttäuscht über meine Wurfquote dieses Jahr. Also werde ich werfen, werfen, werfen. Und jeden Tag checken, was sich in Bonn so mit den neuen Kollegen tut.

Könnten Sie sich zum Abschluss Coach Poropat kurz als gute Fee vorstellen?
Lawrence: Okay!!??

Wenn er zu Ihnen käme und sagte: Für die neue Saison hast Du drei Wünsche frei – welche wären das? Grüne Trikots? Mehr Defense? Dirk Nowitzki im Team?
Lawrence: Aber ich mag unsere Trikots. Dann wünsche ich mir, dass alle mit Stirnband spielen. Nein, nur ein Witz. Das ist eine schwierige Frage. Darf ich mir den Titel wünschen?

Nein. Nur Dinge, die vielleicht den Titel bringen.
Lawrence:Gut. Ich wünsche mir, dass Coach Poropat eines der besten defensiven Teams der BBL zusammenstellt, das außerdem in der Lage ist, das Team mit den meisten Assists und das beste Rebounding-Team zu werden.

Das sollte für den Titel reichen.
Lawrence:Genau.

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