Telekom Baskets Die Geduld der Baskets zahlt sich aus

LUDWIGSBURG · Die Bonner gewinnen 75:68 in Ludwigsburg und festigen mit fünftem Sieg in Folge Platz sieben. Das Doping-Drama um Marqus Blakely ist offensichtlich kein Thema mehr.

 An alter Wirkungsstätte gehörte David McCray (links) zu den besten Bonnern.

An alter Wirkungsstätte gehörte David McCray (links) zu den besten Bonnern.

Foto: Sebastian Derix

Es wirkte ein bisschen so, als hätte sich Loriot der Blakely-Scharmützel zwischen Bonn und Ludwigsburg angenommen: Eine kleine Fangruppe der Neckar Riesen formierte sich vor dem Spiel gegen die Telekom Baskets Bonn mit fünf handgeschriebenen Plakaten am Spielfeldrand: "Petzen - Chance - pinken - keine - gebt", stand da, ehe einer kam, der die Plakathalter dirigierte: "Gebt - Petzen - Chance - keine - pinken". Besser, aber noch nicht gut. Irgendwann war das augenzwinkernde Statement erfolgreich sortiert: "Gebt pinken Petzen keine Chance."

Das war's. Mehr Auswirkungen hatte die Vorgeschichte der Partie nicht. Die Stimmung war noch nicht einmal besonders unfreundlich. Im Gegenteil: Den Ex-Ludwigsburger David McCray begrüßten die 3100 Zuschauer besonders warmherzig. Er "dankte" es ihnen mit einer seiner besten Vorstellungen in dem Trikot, dessen Farbe Magenta heißt und führte die Baskets beim Tabellensechzehnten zum 75:68 (18:22, 27:16, 14:21, 16:9)-Erfolg. Es war der fünfte Bonner BBL-Sieg in Serie und der siebte im achten Spiel.

Die in Ludwigsburger Augen "pinken Petzen" hatten Ende Dezember Marqus Blakely verpflichtet, ein positiver THC-Befund beendete das Verhältnis schnell. Ludwigsburg nahm Blakely ungeachtet dessen unter Vertrag, die NADA kontrollierte ihn, er verließ die Neckar Riesen aus "familiären Gründen", das Ergebnis des NADA-Dopingtests lautete "negativ". Zwischen den Vereinsführungen war auch unter Beteiligung der BBL die Stimmung nicht die beste.

Auf das Spiel hatte all das nicht viel Einfluss. Es begann wie erwartet. Eine Mannschaft spielte Basketball, die andere John-Patrick-Ball, die aggressiv-unkonventionelle Abwandlung des Spiels, für die der neue Ludwigsburger Trainer bekannt ist. Immer wieder versuchte Michael Koch mit der gleichen Geste auf seine Mannschaft einzuwirken: "Ruhig bleiben, nicht von der Hektik anstecken lassen." Es gelang zunächst nicht. Nach dem ersten Viertel stand es 22:18 für die Hausherren - auch, weil Jonas Wohlfarth-Bottermann John Turek nicht in den Begriff bekam und dieser 14 seiner 22 Punkte markierte. Gegen Chris Ensminger gelang ihm gerade mal noch ein weiterer bis zur Pause.

"Das Spiel war vom Verlauf perfekt für uns", sagte Koch. "Anfangs haben wir uns schwer getan und waren schon zehn Punkte zurück. Aber dann zeigte sich unsere Teamstärke: Wenn die einen nicht ihren besten Tag haben, beißen sich die anderen ins Spiel. Und wenn es dann im letzten Viertel drauf ankommt, sind wir bereit, zu verhindern, dass der Gegner punktet und die Big-Shots zu treffen."

Das ist nicht immer so gewesen. Wie oft hatte der Trainer beklagt, dass man sich ein Spiel auf dem Silbertablett nicht gegriffen, sondern hergeschenkt hatte? Es war keine überragende Leistung, mit der die Baskets dieses Spiel an sich rissen, aber eine sehr solide. Und die reichte. "Nachdem wir vor nicht allzu langer Zeit 5:9 Siege auf dem Konto hatten, stehen wir jetzt sehr gut da", sagte Koch. "Ich bin stolz, dass mein Team diese kämpferische Leistung gezeigt hat."

McCray, der vor seinem Engagement in Bonn fünf Jahre in Ludwigsburg gespielt hatte, gehörte zu denen, die vorneweg gingen. Er nutzte seine explosive Energie immer wieder, um sich bis zum Korb durchzuarbeiten. 14 Punkte (1 Dreier) sammelte er so und war hinter Robert Vaden (20/3) und Benas Veikalas (17/3) der drittbeste Bonner Scorer.

Die Gastgeber blieben eine zähe Aufgabe. Bis zum letzten Durchgang. Dann bestimmten die Nerven die Richtung. Bonn hielt sich weiter an seinen Plan und schaltete in der Verteidigung noch einen Gang hoch, Ludwigsburg verlor die Nerven und wählte das falsche Mittel. Eine lausige Dreierquote bei verzweifelten Versuchen spielte den Baskets zusätzlich in die Karten und den Sieg in der Konsequenz auf ihr Konto.

Lange nach dem Spiel stand McCray noch immer ungeduscht in der Halle, schüttelte Hände und begrüßte alte Bekannte. "Wir waren sehr gut vorbereitet, haben gut auf den Ball aufgepasst und diszipliniert gespielt", sagte er. "Für mich war es schön, hierher zu kommen, und der Empfang hat mich gerührt. Ich habe mir absichtlich nichts Besonderes vorgenommen, das geht meistens nach hinten los. Sondern ich wollte einfach das spielen, was ich kann."

Irgendwo auf der Tribüne rief jemand in freundlichem Schwäbisch: "Hey David, muscht zur Doping-Kontrolle!" Es war die durchaus humoristische Anerkennung für seine Leistung.

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